Tourismus nach dem Lockdown: Gäste von Hotels und Restaurants bleiben weiter vorsichtig
Die Corona-Krise hat das deutsche Hotel- und Gaststättengewerbe mit voller Wucht getroffen. Auch die Betriebe am Hochrhein blieben davon nicht verschont. Aber wie verlief die Sommersaison 2020 im Hotelier-, Gastro- und Tourismusgewerbe der Region nach dem Lockdown ab Ende Mai?
Die Gäste sind wieder da, die Gastronomen und Hoteliers kämpfen aber noch immer mit den Folgen des Lockdowns.
| Bild: Ursula Freudig
Nico Talenta
Die Wiederbelebung der Tourismus-Branche machte sich als erstes auf den Campingplätzen bemerkbar. „Aber auch die Gastronomie an Wanderwegen wurde erfreulicherweise sehr gut besucht“, berichtet Stefanie Hüsler von der Tourist-Information Waldshut-Tiengen auf Nachfrage unserer Zeitung. Beliebt waren vor allem Aktivitäten unter freiem Himmel: „Bei uns wurde vielfach gezielt nach Prospekten mit Radtouren und Wanderwegen gefragt, sowohl von Einheimischen als auch von Touristen.“
Wer in den Sommermonaten über die Kaiserstraße in Waldshut schlenderte, dem fielen vor allem zahlreiche Rastouristen auf. Gleichwohl sagt Stefanie Hüsler: „Wir glauben aber nicht, dass es mehr Touristen als in den vergangenen Jahren waren.“ Genaue Zahlen könne die Tourist-Info erst im kommenden Jahr präsentieren.
Hotels aus der Region
Das sagt der Verband
Herrmann Pfau, Kreisvorsitzender des deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga), beurteilt die Lage am Hochrhein mit gemischten Gefühlen. Deutschlandweit blicke der Dehoga trotz Corona-Pandemie auf eine gute Sommersaison in den Restaurants und Hotels. Der finanzielle Verlust durch die Schließung während des Lockdowns sei allerdings nicht mehr aufzuholen.
Hermann Pfau, Geschäftsführer des Gartenhotel Feldeck in Lauchringen und Kreisvorsitzender des Dehoga.
| Bild: Torsten Boll
Immerhin sei, um den Verlust etwas zu begleichen, „Hilfe von oben“ gekommen, wie Herrmann Pfau aus Lauchringen sagt: „Die Regierung hat mit der Senkung der Mehrwertsteuer auf Übernachtungen und Speisen für Hoteliers und Gaststättenbetreiber gut reagiert.“ Der Senkung lohne sich aber nur, wenn Kunden das Angebot von Gaststätten und Hotels auch nutzten. Der Dehoga hofft laut Aussage des Kreisvorsitzenden, dass die Mehrwertsteuersenkung länger als ein Jahr bestehen bleibt.
Die deutsche Gastronomie und Hotellerie verzeichnen mehr Arbeitsplätze als die Automobilbranche und sind so einer der größten Arbeitgeber in Deutschland. Im Landkreis Waldshut gibt es rund 650 Gastronomiebetriebe, wovon circa 390 im deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) zusammengeschlossen sind. Insgesamt beschäftigten die Betriebe vor Corona 2600 Mitarbeiter. Etwa 98 Prozent aller Beschäftigten in der Branche mussten in Kurzarbeit, um Entlassungen zu vermeiden. Wie dramatisch die Lage ist, zeigt eine Umfrage des Dehoga: Bundesweit seien 57,5 Prozent aller Betriebe von der Insolvenz bedroht.