Zufall oder Planung? Von beidem etwas? Jedenfalls sah es fast zu sehr nach Zufall aus, als der damalige Regierungsrat Martin Albers vor mittlerweile 35 Jahren auf der Karriereleiter seinem eigentlichen Ziel den entscheidenden Schritt näher kam: Er wollte Oberbürgermeister von Waldshut-Tiengen werden.
Die Berufung ins Kultusministerium
Erinnern wir uns: Bis gegen Ende des Jahres 1989 war Martin Albers im Landratsamt Waldshut als Dezernent für Umweltschutz tätig. Dann erreichte ihn plötzlich im November 1989 die Berufung ins Stuttgarter Kultusministerium, wenn auch nur als stellvertretender Pressesprecher. Doch Martin Albers musste sich nicht lange über seinen wenig prickelnden Job grämen. Wenige Tage nach der Versetzung von Albers nach Stuttgart kündigte der bisherige Erste Landesbeamte von Waldshut, Klaus Eckert, seinen Wechsel in die private Juristerei an.
Das Innenministerium kürt ihn zum Ersten Landesbeamten
Was für ein Zufall! Martin Albers wurde im Januar 1990 vom Innenministerium zum Nachfolger von Klaus Eckert gekürt. Was nicht möglich gewesen wäre, hätte Albers noch als Dezernent in Waldshut gearbeitet – auf den Stuhl des Ersten Landesbeamten darf keiner aus dem eigenen Amt nachrücken. Nun aber kam Albers ja aus Stuttgart, auch wenn er dort noch kaum angekommen gewesen war.
Sei‘s drum. Am 15. Februar 1990 kehrte Albers offiziell als Erster Landesbeamter an das Landratsamt zurück. Schon bald ließ er seine Partei CDU wissen, bei der Wahl im September 1991 Oberbürgermeister von Waldshut-Tiengen werden zu wollen.
Er tritt als unabhängiger Kandidat in Waldshut-Tiengen an
Dass ihm dies gelang, war auch noch eine besondere Geschichte. Denn am 12. August 1991 hatte der CDU-Stadtverband den Konstanzer Philharmonie-Geschäftsführer Werner Walschburger zum OB-Kandidaten nominiert. Umso lauter war der Knall, als das CDU-Mitglied Albers ankündigte, als unabhängiger Kandidat gegen den offiziellen CDU-Bewerber Walschburger sowie den für die SPD angetretenen Stadtrat Günther Heinrich ins Rennen zu gehen. Albers gewann haushoch mit 60 Prozent. Er schied 2015 nach seiner dritten Amtszeit als OB aus dem Amt. 2018 zog er in seine Heimatstadt Achern zurück.