Die Umleitungsregelung und augenscheinlich fehlende Kontrollen der aktuell geltenden Durchfahrbeschränkungen in der Innenstadt stoßen bei Anwohnern und Ortskundigen auf einige Kritik. Das Verkehrsaufkommen sei nach wie vor hoch, im Bereich der Kaiserstraße komme es zu gefährlichen Situationen, schildern Betroffene. Aber wie ordnet die Stadt die Lage ein?

Verkehrsaufkommen trotz Beschränkungen hoch

Seit Beginn der Sanierung der beiden Tore vor etwa einem Monat herrscht in der Waldshuter Innenstadt verkehrstechnisch eine Ausnahmesituation. Die Durchfahrt durch beide Tore ist für den motorisierten Verkehr nicht möglich. Beim Oberen Tor besteht keine Alternative. Beim Unteren Tor wird seither der Verkehr via Kaiserstraße und Schmiedgasse umgeleitet. Damit verbunden ist seitens der Stadt eine Beschränkung auf Anwohner- und Lieferverkehr.

Eine dadurch zu erwartende Reduzierung des Verkehrsaufkommens habe nach Beobachtung von Anwohnern derweil nicht stattgefunden. Im Gegenteil lege die aktuelle Lage den Schluss nahe, dass viele Verkehrsteilnehmer die aufgestellten Durchfahrt-Verbotsschilder ignorieren oder die Einhaltung der Regelung nicht ernst genommen werde.

In der Folge komme es in der Kaiserstraße vermehrt zu gefährlichen Begegnungssituationen zwischen Autos und Fußgängern, weil dort wiederum die Trennung zwischen Fahrbahn und Fußgängerbereich unübersichtlich sei.

Stadt sieht kein erhöhtes Gefährdungspotenzial

Durch das Untere Tor kann der Verkehr aktuell nicht rollen, weil dieses aufgrund der Sanierung gesperrt ist. Im Einmündungsbereich zur ...
Durch das Untere Tor kann der Verkehr aktuell nicht rollen, weil dieses aufgrund der Sanierung gesperrt ist. Im Einmündungsbereich zur Kaiserstraße sind Beton-Absperrungen angebracht. | Bild: Baier, Markus

Ein derart erhöhtes Gefahrenpotenzial infolge der aktuellen Umleitungsregelung könne die Stadtverwaltung nicht erkennen, wie Tanja Schmid, Sprecherin der Stadt, auf Nachfrage unserer Zeitung betont: „Fußgänger mussten schon vorher mit Fahrzeugverkehr in der Kaiserstraße zwischen dem Unteren Tor und dem Schmiedgässle rechnen.“ Dabei handelt es sich um Lastwagen oder andere Fahrzeuge, die aufgrund ihrer Höhe nicht durch das Untere Tor ausfahren können sowie Lieferverkehr und andere Ausnahmen.

Nach eigenen Feststellungen und bisher bei der Verwaltung eingegangenen Rückmeldungen, auch nach Rücksprache mit der Polizei, sei kein akuter Handlungsbedarf feststellbar: „Dennoch werden Hinweise ernst genommen und Vorschläge erarbeitet, die Situation weiter zu optimieren“, betont Schmid.

Der Verkehr rollt auf etwa 50 Metern durch die Kaiserstraße. Dabei kommt es auch zu Begegnungen mit Fußgängern.
Der Verkehr rollt auf etwa 50 Metern durch die Kaiserstraße. Dabei kommt es auch zu Begegnungen mit Fußgängern. | Bild: Baier, Markus

Großer Kreis der Berechtigten erschwert Kontrollen

Generell seien die derzeit geltenden Durchfahrtbeschränkungen sowie die Bestandteile der Umleitungsregelung unmissverständlich. „Anlieger und Lieferverkehr dürfen in die Rheinstraße fahren“, stellt die Stadtverwaltung dar.

Kompliziert wird es aber bei den Details. Denn die Gruppe der Durchfahrtberechtigten ist relativ groß, wie Schmid darstellt: Anlieger seien demnach sowohl Anwohner, als auch Beschäftigte mit einem Parkplatz, Besucher von Arztpraxen, Kunden anliegender Gewerbe- und Handwerksbetriebe sowie Gäste der anliegenden Restaurants.

„Kontrollen sind aufgrund dieses breiten Nutzerkreises hier gar nicht möglich und nach unseren bisherigen Beobachtungen auch nicht zwingend erforderlich“, so Schmid.

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Verkehrsregeln sind eindeutig

Wesentlich eindeutiger sind derweil die für den Bereich Kaiserstraße/Schmiedgasse geltenden Verkehrsregeln. Da die Kaiserstraße eindeutig als Fußgängerzone ausgeschildert ist, bedeute das für den Fahrzeugverkehr, „dass Schrittgeschwindigkeit zu fahren und auf Fußgänger besonders Rücksicht zu nehmen ist“, verdeutlicht Schmid.

Die Mitarbeiter der Stadt nehmen bei Kontrollgängen und Außendiensten die Situation in Augenschein, kontrollieren die Beschilderung und reagieren je nach Gegebenheiten. „Sollte Fehlverhalten von Verkehrsteilnehmern festgestellt werden, werden diese angesprochen und gegebenenfalls verwarnt.“

Bedarf von Nachbesserungen wird geprüft

Im Bereich der Einmündung von Rheinstraße in die Fußgängerzone wurde bereits mit einer Betonabsperrung eine Sicherungsmaßnahme für das dort befindliche Gartenlokal umgesetzt.

Aktuell werde geprüft, ob es Möglichkeiten gebe, auf dem Kopfsteinpflaster den Verlauf der Umleitung oder auch die Trennung von Fußgänger- und Fahrzeugverkehr noch deutlicher zu kennzeichnen, versichert Tanja Schmid.

„Der Spielraum für Nachbesserungen durch Verkehrseinrichtungen ist aufgrund der verschiedenen Nutzungen, die es in einer Fußgängerzone zu berücksichtigen gilt, begrenzt“, räumt Schmid derweil ein. So müssten Standflächen und Zufahrten für Zulieferer, aber auch die unbehinderten Zugänge zu Häusern und Geschäften erhalten bleiben.

Gleichzeitig appelliert die Stadt aber mit Nachdruck an Radfahrer, mehr Rücksicht zu nehmen. Denn tatsächlich gebe es immer wieder Beschwerden, dass diese ohne abzusteigen durch die seitlichen Durchgänge bei den Toren drängelten, was aufgrund der Enge zu unangenehmen Situationen führe, so Schmid.

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Wie fällt seitens der Stadt die bisherige Bilanz aus?

Unterm Strich ist die Stadtverwaltung bislang mit den Abläufen zufrieden. „Es war gut, die Maßnahme unmittelbar nach Chilbi und noch in den Schulferien zu beginnen. So hatten die Anwohner, Anlieger und Besucher der Stadt Zeit sich an die neue Situation zu gewöhnen“, hält Schmid fest.