Große Veränderungen stehen für die Umspannanlage in Tiengen an. Die insgesamt 125.000 Quadratmeter große Anlage wird nicht nur ab 2027 die Stromanbindung für die elektrifizierte Hochrheinbahn liefern. Das Areal wird auch für die neuen Anforderungen, welche die Energiewende mit sich bringt, fit gemacht.
Doch welche Maßnahmen stehen in den kommenden zehn Jahren an? Der Pressesprecher des Betreibers Amprion, Jörg Weber, gibt im Gespräch Auskunft.
Wie geht es mit der Umspann-Anlage in Tiengen in den kommenden Jahren weiter?
Zum einen befindet sich derzeit das 110-Kilovolt-Umspannfeld im Neubau. Die 380-kV-Anlage wird als gasisolierte Schaltanlage neu gebaut und etwa dort liegen, wo früher der Tennisclub Gurtweil sein Domizil hatte. Dieser bekommt seine neuen Tennisplätze direkt an der Feldbergstraße, neben der Firma Klefenz. Diese Arbeiten laufen bereits seit mehreren Wochen und sollen laut Planung bis Frühjahr 2025 abgeschlossen sein.
Die 220-Kilovolt-Spannungsebene, die direkt an das Wohngebiet „Neue Heimat“ angrenzt, wird komplett zurück gebaut. Die Baumaßnahmen sehen so quasi eine „Verschiebung“ der gesamten Anlage nach Nordwesten, in Richtung Gurtweil vor.
„In diesem Zusammenhang werden auch die Leitungseinführungen umgebaut, da werden viele Masten zurück gebaut und auch einige neu gebaut. Wir wollen dazu die Fläche des Tennisclubs nutzen, da werden dann die Trafostände errichtet. Daneben wird die gasisolierte Schaltanlage in einem Gebäude errichtet. Mit dem Rückbau der alten Anlagen wird erst begonnen, wenn alles Neue in Betrieb ist.“
Hintergrund für die großen Umbaumaßnahmen ist laut Weber die Energiewende und notwendige Erneuerungen alter Anlagenteile. „Wenn diese Teile ihr technisches Lebenszeitende erreicht haben. Für die Leitungsbauvorhaben ist die gesetzliche Grundlage meistens das Bundesbedarfsplangesetz wie z.B. beim Vorhaben Hochrhein“, erklärt der Pressesprecher.

Kann man die Kosten für die Ertüchtigungen abschätzen?
Laut Aussagen des Amprion-Pressesprechers belaufen sich die geschätzten Gesamtkosten für alle Baumaßnahmen in den folgenden Jahren auf einen „niedrigen dreistelligen Millionenbetrag“. Eine genauere Abschätzung sei allerdings zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht möglich. „Auch alleine deshalb schon, weil sich die Kosten am Markt ständig ändern“, präzisiert Weber.
Bis wann werden alle Umbaumaßnahmen abgeschlossen sein?
Mit dem Abschluss des Rückbaus wird etwa bis mit Mitte der 2030er Jahre gerechnet. „Die einzelnen Komponenten werden aber dementsprechend früher angegangen. Die Anlagen werden sukzessive umgebaut. Erst, wenn diese Arbeiten komplett erfolgt sind, können die Leitungen in die neuen Anlagen eingeführt werden.“ Der Anschluss für die Deutsche Bahn, das heißt, die Anbindung für die elektrifizierte Hochrheintrasse, soll laut derzeitiger Planung bis 2027 erfolgen.
Einige Strommasten kommen weg
Ändert sich durch die Ertüchtigungen etwas für die umliegenden Wohngebiete? Wie sieht es etwa mit den Stromleitungen aus? Auch außerhalb der Anlage werden viele Masten zurück gebaut, und einige neue kommen hinzu. So werden etwa auf der Ackerfläche östlich der Feldbergstraße in direkter Nähe zur „Neuen Heimat“ einige Masten entfernt.
Können freiwerdende Flächen für städtische Bebauung genutzt werden?
Dazu gibt es noch keine Gespräche oder Planungen. „Da reden wir auch von einem Zeitraum nach 2035.“