Das Hug Nähzentrum in Tiengen schließt gegen Ende Februar. Vor allem aus Altersgründen, wie Inhaber Klaus Hug im Gespräch mit der Zeitung verrät. Aber auch die Suche nach einem möglichen Nachfolger verlief leider nicht erfolgreich. Das Geschäft in Tiengen wurde 1971 gegründet, damals noch in der Fußgängerzone in Tiengen, neben dem heutigen Müller-Markt. Damals war laut Aussagen von Klaus Hug das Nähzentrum das erste seiner Art im südbadischen Raum.

„Wir wollten damals alles rund um das Nähen attraktiver machen“, erklärt Klaus Hug (79) im Gespräch. 1974 wurde dann ein zweites Geschäft in Waldshut eröffnet und 1979 um ein zweites Stockwerk erweitert. Ebenfalls in den 70er Jahren wurde noch ein zusätzliches Geschäft in der Weihergasse in Tiengen eröffnet, in dem vorwiegend Wolle und Handarbeiten, Tischdecken und Ähnliches verkauft wurden. Die heutige Filiale im Untergeschoss des Cityhauses in der Tiengener Hauptstraße 16 gibt es seit 2009.

Das Nähzentrum im Cityhaus hat eine Verkaufsfläche von 800 Quadratmetern und bietet gut sortiert alles, was rund um Handarbeit und Nähen ...
Das Nähzentrum im Cityhaus hat eine Verkaufsfläche von 800 Quadratmetern und bietet gut sortiert alles, was rund um Handarbeit und Nähen nötig ist. | Bild: Gregor Müller

Ein Tiengener durch und durch

Klaus Hug sieht sich als echter „Düengemer“ und hat im Städtle in seinem Leben schon viel bewegt. Er war lange Bürgermeister der Surianer-Gemeinde sowie Mitbegründer der Aktionsgemeinschaft Tiengen und dort 23 Jahre lang zweiter Vorsitzender. Zusammen mit einigen anderen Unternehmern entwickelte er das Konzept der Hoorigen Mess, eine der größten Fasnachtsveranstaltungen am Hochrhein. Und wie kam es zum Hug Nähzentrum? „Mein Großvater hat das erste Autohaus in der Region 1904 gegründet. Aber statt mit Autos weiterzumachen, habe ich mich den Nähmaschinen verschrieben.“

Das Nähzentrum im früheren Kaufhaus May hat eine Verkaufsfläche von rund 800 Quadratmetern und bietet alles, was rund um Handarbeit und Nähen benötigt wird: Garne, Wolle, Nähmaschinen, Knöpfe, Häkel- und Strickzubehör, Stoffe. Aber auch Haushaltswaren wie etwa Töpfe, Pfannen, Küchenbesteck und Ähnliches hat der gut und übersichtlich sortierte Laden im Angebot.

Das könnte Sie auch interessieren

Damit ist nun bald Schluss. „Seit mehreren Jahren haben wir gesucht, aber einen Nachfolger haben wir nicht gefunden“, bedauert Klaus Hug und betont: „Die Kunden sind alle traurig, dass wir schließen.“ Er erhalte ausschließlich positive Rückmeldungen seiner Kunden, „besonders die professionelle Beratung schätzen die Leute.“

Nun muss also alles raus. Alle Waren sind derzeit zwischen 30 und 50 Prozent reduziert. Der Ausverkauf läuft seit 2. Januar. Während der Aktion sei die Kundenfrequenz auch besser als sonst, wie der 79-Jährige betont: „Jetzt kommen plötzlich alle, nachdem die Waren reduziert sind.“

Alles muss raus: Derzeit ist Ausverkauf beim Nähzentrum Hug in Tiengen.
Alles muss raus: Derzeit ist Ausverkauf beim Nähzentrum Hug in Tiengen. | Bild: Gregor Müller

Kritik am Online-Handel und an großen Einkaufszentren

Klaus Hug kritisiert die derzeitige Situation im Einzelhandel. Zahlreiche andere Geschäfte in der Stadt stehen entweder bereits leer, oder schließen voraussichtlich in der nächsten Zeit. Und er nennt Beispiele: „Die Storchenapotheke, das Brautmodegeschäft in der Unterführung, die Metzgerei Genswein, Raumausstattung Simmel – alle zu“. Und das sind nur einige auf der Liste.

Als eine der Ursachen für solche Entwicklungen sieht der 79-Jährige die neuen Formen des Einkaufens. Als besonders herausfordernd für den Einzelhandel sieht er das Shoppen über Online-Plattformen sowie die Etablierung großer Shoppingcenter. „Vor den riesigen Einkaufszentren kann man kostenlos parken und hier in der Stadt bekommt man sofort einen Strafzettel, wenn man mal irgendwo parken will.“ Jedenfalls müsse sich hier ganz schnell was ändern, meint Klaus Hug, sonst stirbt der Fachhandel vor Ort komplett aus.

Das könnte Sie auch interessieren