Frau Simon, wie haben Sie reagiert?
Wir mussten zunächst mal 16 noch geplante Veranstaltungen bis zum Sommer absagen. Doch wir hatten Glück: Fast alle konnten in die nächste Saison verschoben werden. Alle bereits gekauften Tickets bleiben also gültig. Die Bereitschaft, einen neuen Termin zu finden, war bei allen Künstlern und Agenturen groß. Dadurch ist für uns glücklicherweise kein finanzieller Mehraufwand entstanden.
Was mussten Sie ganz absagen?
Bis auf Weiteres verschieben müssen wir die Ausstellung von Willi Raiber im Schlosskeller Tiengen. Aber nicht wegen Corona, sondern wegen Erkrankung des Künstlers. Als einzige Veranstaltung ersatzlos absagen mussten wir leider unser Theaterangebot für Schulen „Faust I – Puppen, Pop und Pudel“ (10. Mai).
Und was konnten Sie für die neue Saison „retten“?
(lacht) Einiges konnten wir retten: etwa den Theaterabend „Spatz und Engel“, jetzt vorgesehen am 2. Mai 2021. Oder das Schauspiel „Hitlers Tischgespräche“, das wir für den Oktober planen. Und als Glücksfall konnten wir das gesamte World-Town-Festival in die neue Saison rüberretten, dazu noch zusätzlich die spektakuläre Gruppe Wildes Holz, die mit Blockflöten auftritt (geplant 6. März 21).
Wie sieht denn das neue Programm aus?
Wir wissen nur eins ganz sicher: Es wird kein Jahresprogramm in der bisherigen Form geben. Wir müssen flexibel bleiben, alles ist offen. Darum entwickeln wir gerade für jede der bereits vor Corona gebuchten Veranstaltungen einen Plan B. Denn wer von uns kann heute sagen, wie es in einigen Wochen aussieht? Wir spielen verschiedene Szenarien durch und entwickeln verschiedene Bestuhlungspläne. Wie viele Besucher passen bei Wahrung des Mindestabstands in unsere Säle? Oder müssen wir den Spielort wechseln? Findet etwa eine Vernissage besser draußen statt? Außerdem müssen wir den Kartenvorverkauf zunächst stark limitieren. Denn jede Veranstaltung kann ja bis dahin ganz anders laufen. (lacht) Das fordert unsere Kreativität ganz schön heraus.
Bei aller Unsicherheit der Planung: Was können Sie bereits genau sagen?
Wir werden anstelle unseres gedruckten Jahresprogramms alle ein bis zwei Monate einen Flyer herausgeben, der dann unter den jeweils geltenden Corona-Regeln so aktuell wie möglich ist. Geplant ist jetzt erst einmal zur Eröffnung der neuen Saison eine Krimilesung in der Stadtgärtnerei, dann eine Ausstellung der Anra-Brüder im Schloss Tiengen und der Auftritt einer Afropop- und Soulsängerin im Rahmen des verschobenen World-Town-Festivals. Und natürlich gibt es wieder neben Theater, Konzert und Kabarett viele weitere Highlights. Aber wie gesagt: Alles ist offen, wir müssen uns bei der Planung ständig anpassen und können nur auf Sicht fahren.
Was können Sie den bisherigen treuen Kulturgängern versprechen?
Ich kann versprechen, dass das Veranstaltungsteam des Kulturamtes alles daran setzt, so schnell wie möglich wieder ein Live-Kulturprogramm anzubieten. Da können auch mal neue Ideen ins Spiel kommen: Vielleicht etwa Corona-Kunst im Autokino? Ich hoffe jedenfalls, dass unser Publikum neugierig geworden ist, uns auch unter diesen ungewöhnlichen Umständen treu bleibt und dadurch die Künstler unterstützt.