Mindestens 30 Konzerte sind für Aljosha Konter bis Ende August weggefallen. Eine der letzten Veranstaltungen, die vor der Corona-Pandemie noch möglich waren, war der „Song Slam“ in Lörrach, den er gewonnen hat. Allein im März und April, während des Stillstands in der Hochphase der Pandemie, wurden dem in Schwerzen, einem Ortsteil von Wutöschingen, lebenden Liedermacher gut 18 Konzerte abgesagt. Auch schon bestätigte Auftritte bei Festivals gehen dem Musiker, der sonst immer viel auf Tour ist, verloren. „Eigentlich hätte ich bei meiner jüngsten Tour mein 500. Konzert in der Heimat, in Waldshut, spielen wollen“, sagt Aljosha Konter, aber das wird wahrscheinlich erst nächstes Jahr nachgeholt werden können.
Sein Veranstaltungskalender ist bis auf wenige Ausnahmen leer: „Eine Vollkatastrophe“, ist seine traurige Bilanz. „Wenn man von der Musik lebt, tut es einem schon weh.“ Sonst gibt der Sänger mehr als 80 Konzerte im Jahr. Auch hinter seinen Terminen bis September stehen noch viele Fragezeichen. Richtig planen ist so nicht möglich. Aber er hofft, dass er die Tour fortführen kann, wenn die Grenzen wieder offen sind. „Als Künstler ist das keine schöne Zeit, man weiß nicht, wie es weitergeht“, bedauert der Sänger, Songschreiber und Gitarrist die ungewisse Situation. Zwar könne man online einiges machen, streamen, aber das ersetze keine Live-Konzerte. Das Unterwegssein fehlt ihm.
Und doch ist Aljosha Konter vorsichtig optimistisch, zumal er vom VfB Waldshut angefragt wurde, beim Autokino auf dem Chilbiplatz in Waldshut aufzutreten – „mein erstes Konzert wieder vor Publikum“. Am Freitag, 22. Mai, wurde der Künstler via Kamera auf die Kinoleinwand projiziert, der Ton lief übers Autoradio. Natürlich ist das kein „normales“ Konzert, wenn sich Autos eineinhalb Stunden lang vor die Bühne stellen und per Lichthupe und Warnblinker „applaudiert“ wird. Zwei Live-Stream-Konzerte haben Konter aus dem Corona-Tief etwas herausgerissen, eines gibt er am Samstag, 23. Mai, in Düsseldorf vor einem Kamerateam. „Das Publikum fehlt halt, das ist schade.“ Im Moment steckt der Musiker, der zwei Tage pro Woche an einer Musikschule in Ludwigsburg unterrichtet – zuletzt online – , in der Produktion für ein neues Album, die auch Geld kostet. Nun kann er mehr Zeit für das Schreiben und fürs Studio investieren.
Ähnlich wie dem Waldshuter Singer-Songwriter geht es der Acoustic-Pop-Band Sameday Records. „Für uns ist das eine richtig harte Zeit, vor allem mental. Für diejenigen, die Konzerte spielen und davon leben, ist das bitter, dass alles wegfällt“, sagt Bandmitglied Severin Ebner aus Laufenburg über die Situation. In seiner privaten Gitarrenschule hat er, so gut es ging, mit Online-Unterricht weitergemacht. Doch auch hier haben sich die Krise, die finanziellen Sorgen und Belastungen bemerkbar gemacht. Einige seiner Schüler haben aufgehört: „Der Zugang und die Freude an der Musik fehlten.“
Ebners größtes Standbein ist die Live-Sparte. Nicht nur mit der Band, sondern auch solo ist der Gitarrist und Sänger bei Sessions, Festivals und Open-Air-Konzerten. „Wir machen zurzeit nichts anderes als Absagen entgegenzunehmen“, sagt er etwas frustriert. Das Berufsfeld habe sich stark reduziert, ab März sei nichts mehr gelaufen. 20 Auftritte sind abgesagt, einige sollen verschoben werden. Ebner ist aber zuversichtlich, dass Sameday Records ihr großes Jahresabschlusskonzert im Dezember in Bad Säckingen geben können.
Bandkollege Patrick Huber aus Wehr übt sich in Zweckoptimismus. Zwar sind für die Band schon drei Konzerte ausgefallen, „aber wir haben einen Funken Hoffnung, dass die zehn Konzerte, die wir von Juni bis August auf Spiekeroog, Langeoog, in Berlin, aber auch regional geplant haben, vielleicht mit reduzierter Besucherzahl möglich sind“. Vieles sei noch in der Schwebe, die Veranstalter würden abwarten. Sameday Records hat in den vergangenen acht Wochen zwei neue Musikvideos auf Youtube veröffentlicht, mit neuen Liedern, um immerhin online präsent zu sein. Drei Wochen vor dem Shut-down hat die Band noch bei einer Songwriting-Woche auf Mallorca an Stücken für die neue CD gearbeitet.
„Ein kleiner Hoffnungstropfen ist für uns, dass wir uns dieses Jahr verstärkt aufs neue Album konzentrieren können.“ Die Jugendmusikschule Bad Säckingen, bei der Huber Gitarrenlehrer ist, habe relativ schnell mit Online-Unterricht auf den Shut-down reagiert. Dieser Tage wurde in den direkten Unterricht eingestiegen, mit Einhaltung von Abstand und Hygienemaßnahmen. Darüber ist Huber erleichtert, denn Online-Unterricht sei vom Musizieren her doch eher eine Einbahnstraße und das gemeinsame Musizieren nicht möglich.
Mit dem Online-Studium hat Natalia Dauer, Cellistin aus Bad Säckingen, in der Corona-Krise einige Erfahrungen gemacht. An der Zürcher Hochschule, die geschlossen war, laufe alles virtuell, während es an der Musikhochschule Karlsruhe wieder Einzelunterricht gebe, mit strengen Auflagen. Die junge Musikerin ist auch als Veranstalterin von Konzertabsagen betroffen. Ihr Festival „Junge Klassik“ im Rahmen der Laufenburger Kulturtage wurde auf nächsten Sommer verschoben. Ein gutes Dutzend von Soloauftritten in Kirchen sind abgesagt, die meisten auf Herbst oder nächstes Jahr verlegt. Im Moment nutzt die Cellostudentin die Zeit, um eigene Kompositionen abzuschließen und sich für die Prüfung im Dirigierstudium vorzubereiten.

Die Laufenburger Saxophonistin und Sängerin Gabriele Maurer, die Jazz und Popular Music an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Mannheim studiert, wartet mit ihrem Quintett auf einen Ersatztermin für das Konzert im Schlössle Laufenburg. Ihre im Frühjahr geplante Tour unter anderem am Hochrhein musste die Stipendiatin der Volksbank Hochrhein-Stiftung um ein ganzes Jahr verschieben.

„Massive Ausfälle“ hat der Perkussionist Christian Rombach, ebenso wie seine Partnerin, die Flötistin Nadja Carmichel, die für große Opernprojekte gebucht war. Dem Schlagzeuger sind einige Konzerte weggebrochen, darunter kleine Theaterprojekte, aber auch Orchesterkonzerte, für die es teils Verschiebetermine in der nächsten Saison gibt. Manche Orchester konnten eine Ausfallgage zahlen, andere nicht. Ein Termin mit der Black Forest Percussion Group im Juni in Bern wurde ersatzlos gestrichen. Auch als Dirigent von Blasmusikvereinen ist Rombach von Absagen betroffen. Ab Juli sind wieder Konzerte vorgesehen, die aber noch „auf der Kippe stehen“.
Offiziell noch stattfinden soll im November das Festival „Wien Modern“, bei dem Rombach mit dem Basler Phoenix-Ensemble als Assistent des Dirigenten vorgesehen ist. Seit einer Woche pendelt er von seinem Wohnort Basel wieder nach Waldshut, Tiengen und Remetschwiel, wo er drei Tage pro Woche an der Musikschule Südschwarzwald unterrichtet. Während des Lock-down hat er versucht, über Skype und den Chatdienst Facetime videotelefonisch „normalen“ Unterricht online zu machen. Dankbar ist der Schlagzeuger, dass die Musikschule auch den freien Mitarbeitern die Löhne weiter gezahlt hat: „Das hat einen gerettet.“