Schon im Mittelalter gab es in Wehr einen Kanal, an dem sich verschiedene Handwerksbetriebe niederließen: Mühlen, Schmieden oder auch das vorindustrielle Hammerwerk – die Wasserkraft war ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Die Länge des Kanals variierte im Laufe der Zeit – ebenso die verschiedenen Nutzer. Wann er in seiner heutigen Form entstanden ist, ist nur schwer zu ermitteln. Sichtbar ist der Kanal nur an wenigen Stellen, meistens ist er verdohlt.

Der Beginn des Kanals liegt im nördlichen Bereich des Wehra-Areals. Ein Stauwehr sorgt dafür, dass das Wasser in den Kanal geleitet wird. Und das möglichst gleichmäßig.

Der Wehrer Gewerbekanal Video: Justus Onermeyer

Hier der Blick vom Wehra-Areal auf das Stauwehr:

Bild 1: 1300 Meter lang – und dennoch kaum zu sehen: Impressionen von einem Relikt aus der Zeit der Industrialisierung
Bild: Obermeyer, Justus

Nur wenige Meter bleibt der Kanal am Tageslicht, dann verschwindet er unter den Hallen der alten Teppichfabrik:

Der Wehrer Gewerbekanal Video: Justus Onermeyer

Früher nutzte die Wehra AG den Kanal zur Stromerzeugung. Huete fließt das Wasser ungenutzt unten drunter durch. Gut 200 Meter weiter taucht der Kanal südlich der letzten Halle kurz wieder aus zwei mächtigen Rohren auf....

Der Wehrer Gewerbekanal Video: Justus Onermeyer

...um gleich danach wieder zu verschwinden.

Bild 2: 1300 Meter lang – und dennoch kaum zu sehen: Impressionen von einem Relikt aus der Zeit der Industrialisierung
Bild: Obermeyer, Justus

Unterirdisch geht es vorbei am Schmidts Markt, erst auf dem Brennet-Areal ist der Kanal wieder zu sehen. Hier steht ein Turbinenhaus, indem seit über 100 Jahren aus dem Wasser Strom gemacht wird:

Der Wehrer Gewerbekanal Video: Justus Onermeyer

Wieder ist der Kanal über 100 Meter nicht zu sehen: Erst südlich des Textilmuseums ist er wieder offen. Hier der Blick von der Storchenstraße:

Bild 3: 1300 Meter lang – und dennoch kaum zu sehen: Impressionen von einem Relikt aus der Zeit der Industrialisierung
Bild: Obermeyer, Justus

Kurz danach erreicht der Kanal das Areal der Papierfabrik: Dort werden noch mit drei Turbinen Strom gewonnen.

Bild 4: 1300 Meter lang – und dennoch kaum zu sehen: Impressionen von einem Relikt aus der Zeit der Industrialisierung
Bild: Obermeyer, Justus

In diesem Bereich soll mancher Wehrer das Schwimmen erlernt haben – als es noch kein öffentliches Schwimmbad gab.

Allerdings war das Baden nicht ungefährlich: Nicht nur wegen der Strömung, sondern weil die Textilbetriebe hin und wieder auch Farbstoffe hier entsorgten, die das Wasser bunt färbten.

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In der Waldstraße wird der Kanal wieder beschaulich. Am Alten Schloss, früher ein Teil einer Mühle, fließt er vorbei.

Bild 5: 1300 Meter lang – und dennoch kaum zu sehen: Impressionen von einem Relikt aus der Zeit der Industrialisierung
Bild: Obermeyer, Justus

Zwischen Altem Schloss und Stadthalle wurde früher ebenfalls Strom erzeugt, das ist lange her.

Der Wehrer Gewerbekanal Video: Justus Onermeyer

Die Stadthalle wurde tatsächlich auf den Kanal gebaut. Das ist auch auf diesem Bild zu erkennen:

Bild 6: 1300 Meter lang – und dennoch kaum zu sehen: Impressionen von einem Relikt aus der Zeit der Industrialisierung
Bild: Obermeyer, Justus

Nun wird es richtig idyllisch: Im Ludingarten wird noch ein Weiher mit dem Wasser aus dem Gewerbekanal gespeist:

Bild 7: 1300 Meter lang – und dennoch kaum zu sehen: Impressionen von einem Relikt aus der Zeit der Industrialisierung
Bild: Obermeyer, Justus

Auch hier ist noch ein Stauwehr, über den das Wasser schließlich in die Wehra zurückgeführt wird.

Bild 8: 1300 Meter lang – und dennoch kaum zu sehen: Impressionen von einem Relikt aus der Zeit der Industrialisierung
Bild: Obermeyer, Justus

Der Verlauf des ganzen Gewerbekanals in der Übersicht:

Bild 9: 1300 Meter lang – und dennoch kaum zu sehen: Impressionen von einem Relikt aus der Zeit der Industrialisierung
Bild: Obermeyer, Justus
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