Die Wehrer Kommunalpolitik stand 2019 unter dem Eindruck der Kommunalwahlen: Gleich acht neue Gemeinderäte wählten die Wehrer im Mai. Als Gewinner durften sich Grüne und FDP fühlen: Obwohl der Gemeinderat insgesamt kleiner wurde, legten die Grünen ein Mandat zu und sind nun mit drei Gemeinderäten am Ratstisch vertreten. Die FDP schaffte gleich mit zwei Sitzen den Wiedereinzug in das Gremium. Bemerkenswerte Ergebnisse gab es auch bei den Personenstimmen: Hinter Stimmenkönig und CDU-Urgestein Paul Erhart (4076 Stimmen) lag die Grüne Claudia Arnold mit 3222 Stimmen auf Platz zwei, gefolgt vom Öflinger Björn Griener (FDP, 2704) und Sabine Kramer-Rempe (Freie Wähler, 2624), die nun zweite Bürgermeisterstellvertreterin ist.

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Keine Brieffreunde

Bei der Kreistagswahl war Altbürgermeister Klaus Denzinger (FDP) klarer Gewinner: Mit 4010 Stimmen stellte er das Ergebnis von Michael Thater (FW) in den Schatten, der nur noch auf 2548 ­Stimmen kam. Die Freien Wähler verloren zwei ihrer drei Mandate. Dafür ­wurden nun auch Karin Gallmann (SPD) und die Rickenbacher Grüne Elvira Horn im Wahlkreis Wehr-Rickenbach gewählt. Im Nachgang der Wahl sorgte der Wehrer Bürgermeister ­Michael Thater mit einem Brief an seinen Vorgänger Denzinger für Gesprächsstoff. In einem launig formulierten Gratulationsbrief auf dem Briefpapier des Bürgermeisters warf er Denzinger unter anderem Populismus vor. Dieser schickte den Brief daraufhin zurück.

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Brennet-Areal

Die neuen Wehrer Gemeinderäte bekamen gleich viel zu tun: In fünf Sondersitzungen beschäftigten sie sich mit dem Wehrer Brennet-Areal und ebneten den Weg zur Einigung mit dem Grundstückseigentümer. Im Oktober konnte schließlich der städtebauliche Vertrag unterzeichnet werden. Auf dem Areal ist von dem Fortschritt auch Ende 2019 noch nichts zu sehen. Doch einem Abriss der alten Fabrikhallen und dem Neubau der drei Einkaufsmärkte steht nun (fast) nichts mehr im Wege. Für die Stadtentwicklung war dies wohl die wichtigste Nachricht des Jahres, nachdem das Projekt in den Vorjahren nahezu zum Stillstand gekommen war.

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Neues Baugebiet Habiken

Weniger erfolgreich war die Stadtverwaltung bei der Planung eines neuen Wohngebiets: Als Fläche hatte die Stadt das Gebiet Habiken – zwischen Brunnmatt und Enkendorf – vorgesehen. Dies ist eine der letzten möglichen Wohngebiete im aktuellen Flächennutzungsplan. Im nahen Enkendorf regte sich allerdings Widerstand gegen die zu enge Bebauung im ersten Planentwurf. Dies würde den dörflichen Charakter des Ortsteils zerstören, so die Befürchtung. Mit einem Traktorkorso fuhren die Enkendörfer in die entscheidende Gemeinderatssitzung und machten so ihren Protest deutlich. Am Ende wurde das Habiken auch noch ­Gegenstand im städtebaulichen vertrag zum Brennet-Areal. Demnach soll das Gebiet Habiken nun nicht von der Kommune, sondern von der Brennet GmbH erschlossen und vermarktet werden.

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Amtsschimmel mit Geweih

Ein fünfmonatiges Comeback gab im April der Hirsch, der schon im Jahr 2016 als „illegales Markenzeichen“ des Wehratals für landesweite Schlagzeilen gesorgt hatte. Unbekannte hatten die Plastikskulptur Anfang April über Nacht wieder auf die 30 Meter hohe Felsnadel im Wehratal gestellt. Ob sie wieder planten, den Hirsch selbst wieder im Herbst abzuräumen, wie sie das vor drei Jahren taten? Soweit ließen es die Behörden diesmal jedenfalls nicht mehr kommen: Ende August holten Mitarbeiter des Landratsamts die Figur unangekündigt vom Hirschsprung und ließen sie verschwinden. Ob die Lokalposse um den Plastik-Paarhufer damit tatsächlich endgültig beendet ist?

Ein Comeback wagte der Wehratal-Hirsch, doch das Landratsamt hatte etwas gegen das heimliche Wahrzeichen der Wehra-Schlucht.
Ein Comeback wagte der Wehratal-Hirsch, doch das Landratsamt hatte etwas gegen das heimliche Wahrzeichen der Wehra-Schlucht. | Bild: Obermeyer, Justus
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Steinway-Flügel schafft es in die Bild-Zeitung

Eine Schlagzeile einer Boulevard-Zeitung hatte die Stadt im Januar. Der „Bund der Steuerzahler“ beschäftigte sich mit dem Ankauf des Steinway-Flügels, auf dem einst Anne-Sophie Mutter ihren ersten Musikunterricht absolvierte. 25.000 Euro hatte die Stadt für das Instrument bezahlt, das seit Mitte 2018 im Stadtmuseum steht. Nachdem Hans-Peter Zimmermann ihn darauf aufmerksam gemacht hatte urteilte der Verein: „Aus Sicht der Stadt war der Erwerb eine einmalige Chance. Aus Steuerzahlersicht stellt sich die Frage nach der Notwendigkeit der Anschaffung.“ Ein schlagzeilenträchtiger Skandal klingt freilich anders. Für die Zeitung mit den vier großen Buchstaben reichte es aber zum Aufreger.

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Die Menschen des Jahres

Helmut Huber, letzter Bürgermeister der bis 1972 selbständigen Gemeinde Öflingen, bekam im Oktober die Wehrer Ehrenbürgerwürde verliehen. Fünf Jahrzehnte engagierte sich Huber, der in diesem Jahr auch seinen 90. Geburtstag feiern konnte, in der Kommunalpolitik und trug wesentlich zum Zusammenwachsen von Wehr und Öflingen bei. Nach der Eingemeindung Öflingen war 22 Jahre Wehrer Beigeordneter. Außerdem prägte er als Vorstand des DRK, der Sozialstation, im Diakonieverein Öflingen und als Präsident des Musikvereins Öflingen das soziale Leben im Wehratal.

Helmut Huber.
Helmut Huber. | Bild: Julia Becker

Petra Thiesen

Petra Thiesen.
Petra Thiesen. | Bild: Schule

gehört schon länger dem Leitungsgremium der Wehrer Gemeinschaftsschule an. Seit Sommer ist sie nun auch offiziell Rektorin der Schule, die nun wieder als Realschule firmiert. Zwei Jahre lang – seit dem Weggang von Andreas Bosch – war die Rektorenstelle unbesetzt. Möglicherweise hätte es sogar noch länger gedauert, denn das Kultusministerium wollte die Stelle ursprünglich erst nach Verabschiedung des Landeshaushalts ausschreiben. Mit viel öffentlichem Druck ging es am Ende doch schneller, ebenso bei der neuen Konrektorin Ellen Heuschmid sowie der neuen Rektorin der Gundschule Brigitta Theusz.

Reinhard Valenta war fast drei Jahrzehnte Wehrer Kulturamtsleiter und prägte das Kulturleben von Stadt und Region nachhaltig. Im Frühling ging er nun in den wohlverdienten Ruhestand. Als Nachfolger engagierte die Stadt Johannes Frank Wölfl, der schon in seinen ersten Monaten Akzente setzte. Als ausgewiesener Theater-Mann will er beispielsweise die Laienspielgruppe der VHS wiederbeleben.

Reinhard Valenta.
Reinhard Valenta. | Bild: Picasa

Kai Saaler, Mountainbike-Welt- und Europameister aus Hasel, verfehlte den Eintrag ins Guinness-Buch der Rekord nur knapp: Bei seinem Weltrekordversuch unterhalb des Wehrer Staubeckens wollte er innerhalb von 24 Stunden mindestens 18.304 Höhenmeter erklimmen. Am Ende fehlten aber rund 900 Höhenmeter. Die Aktion war trotzdem ein sensationeller Erfolg. Denn der Modellathlet konnte eine Spende von über 8000 Euro für die MS-Amsel-Initiative Lörrach-Dreiländereck übergeben.

Kai Saaler.
Kai Saaler. | Bild: Hans-Jürgen Hege
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