Für schnelles Internet in Wehr braucht es ein breites Interesse in der Bevölkerung und noch ein wenig Geduld. Auf der Bürgerversammlung in der Wehrer Stadthalle stellte stellvertretende Bauamtsleiter Helge Laufer den aktuellen Stand der Pläne vor. Fragen aus dem Publikum zum Breitbandprojekt gab es keine.

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Ohne Bürgerbeteiligung gehe es nicht – das betonten sowohl Helge Laufer als auch Bürgermeister Michael Thater. „Wir werden die 20 Millionen nur einsetzten, wenn auch Interesse da ist.“ Ein berechtigter Appell bei einem Blick auf die jüngste Vergangenheit: Als für den Förderantrag im Frühjahr 525 Wehrer Gewerbetreibende befragt wurden, gab es nur 30 Rückmeldungen. Ganze acht Firmen bekundeten überhaupt Interesse an höheren Bandbreiten. Ursprünglich war eine breite Unternehmensbeteilung Mitbedingung für die Fördermittel. Seit einer Änderung im April fiel diese Bedingung jedoch weg. „Alle wollen schnelles Internet, dann aber doch nicht verbindlich buchen“, so Thater weiter. Aber nur wenn mindestens 1 000 Haushalte mitmachen, könne man das Netz rentabel aufbauen.

  • Wie geht es weiter mit dem Förderantrag und dem Netzausbau? Der Förderantrag wurde Ende September eingereicht, der vorläufige Förderbescheid werde bereits Mitte November erwartet, so Laufer. Damit können dann die notwendigen Arbeiten ausgeschrieben werden, Baubeginn wäre im Idealfall noch 2020. Im April ging man im Bauamt noch davon aus, dass 2020 die Ausführungsplanungen und Vergabe der Bauleistungen erfolgen werden, ein Baubeginn wurde für das Frühjahr 2021 erwartet. Insgesamt rechnet man im Bauamt mit drei bis vier Jahren, um in Wehr ein Breitbandnetz zu schaffen. „Eine etappenweise Inbetriebnahme ist möglich“, so Laufer.
  • Wie wird das Netz aussehen? Für ein Glasfasernetz benötigt man Schaltstellen, sogenannte POPs (Point of Presence). Insgesamt vier dieser Gebäude von der Größe einer Doppelgarage sind in Wehr geplant. Insgesamt müssen für 2400 Haushalte rund 55 Kilometer Kabelgraben hergestellt werdne und mehr als 115 Kilometer Glasfaserkabel verlegt werden. Die Fördermittel werden nur für unterversorgte Gebiete bezahlt. Darunter fallen alle Bereiche, in denen bislang weniger als 30 Mbit/s im Download erreicht werden. Das sind in Wehr vor allem die Gebiete östlich der Wehra, der südliche Bereich ab der Schopfheimer Straße bis Enkendorf und Kreuzmatt, dazu ein kleiner Bereich im Norden Wehrs. Da von den beiden im Wehratal vertretenen Netzbetreibern Unitymedia und Telekom hier kein Ausbau mit Glasfaser zu erwarten ist, kann dieser durch die Stadt erfolgen. Auch der zum Jahresanfang von der Telekom begonnene Vectoringausbau wurde bislang nicht weiter fortgesetzt. Mit dieser Technik können auch mit den bestehenden Kupferkabeln Geschwindigkeiten von bis zu 200 Mbit/s im Download erreicht werden. Öflingen wurde komplett aus dem Antrag herausgenommen, da hier teilweise sogar beide Anbieter zur Verfügung stehen.

Die Kosten

Bereits für den Förderantrag investierte die Stadt rund 270.000 Euro. Die Kosten für den Ausbau betragen 20,6 Millionen Euro. Davon werden 50 Prozent mit Bundesmittel gefördert, vom Land werden 40 Prozent kofinanziert. Es bleibe eine Investition von über zwei Millionen Euro aus der Stadtkasse, so Laufer. Insgesamt geht es um eine Investitionssumme von 30 Millionen Euro, so der stellvertretende Bauamtsleiter auf der Bürgerversammlung. In der Vergangenheit hat Bürgermeister Thater mehrfach bekräftigt: „Wenn wir nicht mindestens 50  Prozent gefördert bekommen, ist das Projekt gestorben“.