Gerd Leutenecker

Im zwölften Jahr als Vorsitzender der Sportschützengesellschaft Wehr (SSG) hat Oberschützenmeister Santus Grizzaffi seinen Verzicht erklärt. Im kommenden Jahr steht ein Wechsel an, wie Grizzaffi in der Hauptversammlung am Samstagabend im Schützenhaus auf dem Dinkelberg erklärte. In der 94-jährigen Geschichte der SSG ist Grizzaffi bereits jetzt der am längsten amtierende Vorsitzende. Urs Schneider ist beim Königsschießen in den Disziplinen Gewehr, Pistole und Bogen gleich dreimal zum König 2018 ernannt worden. Janni Giovanni traf fast ebenso sicher und errang in der Vereinsrunde einmal den ersten Ritter (Bogen) und zweimal den zweiten Ritter (Pistole, Gewehr). Kassierer Uwe Mühl war da treffsicherer und ist zum ersten Ritter aufgestiegen. Aber beim Königsschießen trat auch die mangelnde Bereitschaft für gesellige Runden zu Tage. Das Traditionsfest der Königsfeier musste erneut, mangels Teilnehmern, abgesagt werden. Grizzaffi verschwieg die internen Probleme der SSG in keiner Weise. Sein Rechenschaftsbericht für das vergangene Vereinsjahr war stellenweise von scharfem Zynismus geprägt.

Kritik am mangelnden Trainingseifer

Bei der Standaufsicht hakt es beispielsweise. Die bundeseinheitlichen Regularien im Umgang mit scharfen Waffen sind streng. Das verlange immer auch ein individuelles Pflichtbewusstsein, an dem nicht gerüttelt werden wird. Grizzaffi verschwieg zu keiner Zeit am Samstagabend den abnehmenden Trainingseifer innerhalb des Vereins. In der Jugendausbildung und Betreuung zeichnet sich in den Disziplinen Gewehr und Pistole eine desolate Zukunft ab, „da sehe ich zunehmend schwarz“, so der Oberschützenmeister. Schießen als Sport ist in Wehr derzeit unpopulär. Einen Lichtblick gebe es hingegen. Der Bogensport ist bei der SSG und der Jugend derzeit beliebt. Alina Krane ist im 3 D Bogenschießen zur Deutschen Vize-Meisterin geworden. Dabei werden Jagdsituationen im freien Gelände simuliert, mit naturgetreuen Tier-Nachbildungen als Ziele. Eine gehörige Portion an Kondition und Konzentration gehört bei dieser Art der Sportausübung dazu. Die Bogenjagd boomt derzeit deutschlandweit.

Sportliche Ziele im Blick

Kreisschützenmeister Bernd Schweizer legte in seinen Grußworten sein Augenmerk verstärkt auf die sportlichen Ziele. Bestens ausgestattet haben die Wehrer Schützen alle Chancen, „einzig die Jugend fehlt Zusehens“. Schweizer sieht ein Detail als Schwachpunkt: die Anforderungen an die Trainer seien gewachsen. Insbesondere die gezielten Ausbildungslehrgänge seien zum Hindernis geworden, da als Jugendtrainer ein deutliches Mehr an Vorbereitung nötig geworden ist. Schweizer appellierte an die 48 anwesenden SSG-Mitglieder, sich für Neues zu öffnen. Grizzaffi nahm diesen Gedanken auf, fragte gezielt in die Mitgliederrunde, ob sich jemand bereit erklären würde, die Jugendbetreuung anzugehen – und bekam prompt eine Zusage eines älteren Schützenfreundes. An sich funktioniere das Miteinander schon. Das beliebte Westernfest habe dies erneut bestätigt. „Da haben 60 Helfer super miteinander“ gewirkt, und in kleinerer Runde sagte Grizzaffi, dass weiterhin gutes Potential im Verein stecke. Kassierer Uwe Mühl sieht in den 1046 geleisteten Arbeitsstunden beim Westernfest eine Bestätigung des Miteinanders.