Die evangelische Kirchengemeinde überlegt den Verkauf der Christuskirche Öflingen sowie des angrenzenden Pfarrhauses inklusive des großen Pfarrgartens. Hohe Instandhaltungskosten und eine schrumpfende Gemeinde zwingen den Kirchengemeinderat dazu, eine Lösung zu finden.
Emotionales Thema
Es ist ein hochemotionales Thema, dass aktuell in der evangelischen Gemeinde Wehr-Öflingen diskutiert wird. Lange sei der Verkauf von Kirchengebäuden ein Tabu gewesen, erklärt Karl-Wilhelm Frommeyer. Seit einigen Jahren habe der Kostendruck aber für ein Umdenken gesorgt. „Wir müssen uns rechtzeitig Gedanken machen, um ohne Druck von außen entscheiden zu können“, so Frommeyer. Um die Gemeinde umfassend zu informieren, wurde in dieser Woche eine Sonderauflage des Gemeindebriefs verschickt.
Mit dabei ist ein Fragebogen, über den die rund 2500 Gemeindemitglieder ihre Meinung mitteilen können. „Wir wollen zusammen entscheiden „, so der Vorsitzende des Kirchengemeiderats Lutz Jacobi. Die Überlegung, was mit den Liegenschaften in Öflingen geschehen soll, stehe schon seit einigen Jahren im Raum. Die Landessynode hatte bereits 2014 beschlossen, dass die Gemeinderaumflächen insgesamt um 30 Prozent verkleinert werden sollen. Das genaue Vorgehen wird dabei den Kirchenbezirken überlassen. Es sei klar gewesen, dass man nicht langfristig mit zwei Pfarrerstellen versorgt werde. „Der Weggang von Pfarrer Martin Rathgeber hat den Prozess beschleunigt“, erklärt Jacobi.

Die Öflinger Gemeinde sei zudem in den letzten 20 Jahren von etwa 800 Mitgliedern auf rund die Hälfte geschrumpft, so Frommeyer. Beim Entscheidungsprozess stehe man noch am Anfang, so die Kirchenräte. Das leerstehende Pfarrhaus könnte als Wohnhaus verkauft, der Pfarrgarten könnte in Baugrundstücke eingeteilt werden. Eine Vermietung sieht Jacobi als denkbar aber schwierig, da hier auf die Gemeinde Kosten entstehen würden. Sensibler wird der Umgang mit dem Kirchengebäude. Optimal wäre es, wenn ein sozialer oder öffentlicher Träger das Gebäude übernehmen könnte, so Frommeyer.
Die Diakonie in Öflingen habe allerdings wegen der aktuell laufenden Neubauten keine Kapazitäten. Die Hanna- und Paul Gräb-Stiftung kann satzungsbedingt nicht einspringen. „Viele Menschen verbinden persönliche Anlässe mit den Räumen – Kirchenfeste, Hochzeiten, Taufen und die Ausstellungen von Pfarrer Paul Gräb“, so Frommeyer. Auch mit der Stadt habe man Gespräche aufgenommen, die Kirche könne etwa als Veranstaltungsraum genutzt werden. In jedem Fall ist mit Auflagen zu rechnen: Auch wenn ein Kirchengebäude den Besitzer wechselt, kann es nicht frei verwendet werden – es müsse einen würdigen Rahmen geben, so Jacobi.