Vor 50 Jahren ist in Nöggenschwiel das erste Rosenfest gefeiert worden. Die erste Rosenkönigin im Rosendorf war Irmgard Pfeifer. 1970 besuchte sogar Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger das Rosendorf zum ersten großen Fest. Weitere prominente Besucher in den folgenden Jahren waren Ministerpräsident Erwin Teufel und Finanzminister Gerhard Mayer-Vorfelder.

Das Rosenfest fand damals ausschließlich in der Rosendorfhalle statt und immer dabei war ein Heimatabend am Samstagabend mit Festreden von Prominenten und viel Folklore. Meist marschierten zu Beginn des Abends der Trachtenverein und die Trachtenkapelle in die Halle ein und setzten das Programm auf der Bühne fort. Am Sonntag fand von Anfang an ein Festgottesdienst in der Pfarrkirche St. Stephanus mit den bekannten Rosenpredigten von Pfarrer Gerhard Balles statt. Bis heute setzt sich diese Tradition fort, in den vergangenen Jahren zelebrierte Pater Matthias Hanisch die Messe. Danach war damals wie heute ein Empfang der Ehrengäste auf dem Kirchplatz.

Seit einigen Jahren wird dort auch die neue Rosenkönigin gekürt. Im Gegensatz zu den Anfangsjahren gibt es nun auch eine Rosenprinzessin, somit zwei Hoheiten, die das Rosendorf präsentieren. In der Rosendorfhalle findet das Frühschoppenkonzert mit Mittagessen statt. Unverändert findet am Sonntagnachmittag der Festzug durch das Dorf statt. Damals vom Mühleholz über den Buckwiesenweg bis in die Rosendorfhalle. Heute starten die vielen Vereine im Rosenweg und ziehen über den Dorfmittelpunkt, den Josef-Raff-Platz, weiter in die Rosendorfhalle. Am Sonntagabend fand einst meist eine Veranstaltung mit einer Tanzkapelle (Rados) in der Halle statt.

Der Montagnachmittag gehört damals wie heute den Kindern. Früher wurden Spiele wie Sackhüpfen organisiert, nun kommt seit Jahren das Clowntheater Kakerlaki. Abends war Boxen angesagt, mitveranstaltet vom Boxring Tiengen. Nach wenigen Jahren übernahm die Trachtenkapelle Nöggenschwiel das Programm an diesem Abend mit dem Wunschkonzert. Das Fest klang dann mit Tanzmusik aus.
Die Rosentage veränderten sich durch eine Idee von Florian Bohl: Nach der Jahrtausendwende wurde ein Rosenmarkt in der Dorfmitte organisiert. Viele Marktstände locken Tausende Besucher ins Rosendorf, nun waren die Rosentage wirklich in das Rosendorf integriert. Der Rosensortimentsgarten, der Rosenduftgaren und die mehr als 16 000 Rosen sind zudem ein überaus beliebter Publikumsmagnet, auch außerhalb der Rosentage. Die Besucherzahlen stiegen auf den heutigen Stand an und die Rosentage haben sich zu einem der größten Festanlässe im Landkreis Waldshut entwickelt.
Unsere Serie
In der großen SÜDKURIER-Sommerserie „Gedächtnis der Region“ blicken wir in unseren Lokalteilen zurück in die 70er Jahre und zeigen Ihnen anhand von Bildern und Geschichten, wie sich das Leben in unserer Region verändert hat. Alle Folgen der Serie finden Sie hier.
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Wie Nöggenschwiel zum Rosendorf wurde
Zwei bedeutsame Schritte in der Geschichte von Nöggenschwiel waren Grundlage für die Entwicklung zum heute weithin bekannten und einzigen offiziell anerkannten Rosendorf in Baden-Württemberg. Die Deutsche Gartenbaugesellschaft unter der damaligen Präsidentschaft von Graf Lennart Bernadotte von der Insel Mainau schrieb den Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ bundesweit aus. Die damals selbstständige Gemeinde Nöggenschwiel unter Bürgermeister Karl Tröndle beteiligte sich an diesem Wettbewerb. Von den Einwohnern völlig unerwartet wurde Nöggenschwiel Bezirkssieger, danach Landessieger von Baden-Württemberg und 1965 auf Bundesebene mit der Goldplakette ausgezeichnet. Maßgeblichen Anteil am Erfolg hatte neben Bürgermeister Tröndle vor allem Oberamtmann Edmund Ebner, damals zuständig für Obst- und Gartenbau beim Landratsamt Waldshut, der sich in dieser Zeit unermüdlich zusammen mit Gärtnermeister Ludwig Bercher für die Verschönerung des Dorfes einsetzte.
Nachdem der Gemeinde Nöggenschwiel die „Goldplakette“ übergeben war, besuchte Graf Lennart Bernadotte Nöggenschwiel. Als Präsident der Gartenbaugesellschaft wollte er sehen, welche Auswirkungen der Wettbewerb auf die Teilnehmer hatte.
In mehreren Gesprächen zwischen dem Grafen und Bürgermeister Tröndle führte wohl die Frage „Was macht ihr nun in Nöggenschwiel mit Eurer Goldplakette?“ zur nächsten Initiative. Man wollte es nicht damit abtun, die Plakette auszustellen und wie bisher weiter zu machen. Graf Bernadotte hatte die Idee, seinen damaligen Gartendirektor der Insel Mainau, Josef Raff, zu einem weiteren Gespräch einzuladen. Dieses weitere Gespräch zwischen Graf Lennart Bernadotte, Josef Raff (inzwischen Vizepräsident des Vereins deutscher Rosenfreunde, VDR) führte zum Vorhaben, aus Nöggenschwiel, das zweite deutsche Rosendorf des VDR (nach Schmitshausen in der Pfalz) zu machen.
Ab sofort war enorme Überzeugungsarbeit angesagt, um möglichst viele Einwohner von der Idee zu begeistern. Der nun verstorbene Bürgermeister und Ehrenbürger Karl Tröndle und der ebenfalls verstorbene Graf Lennart Bernadotte waren sich nicht zu schade, von Haus zu Haus zu gehen, um dafür zu werben.
Josef Raff setzte sich mit den großen Rosenschulen in Deutschland in Verbindung und erreichte für sein Vorhaben die Zusage, 8000 Rosen kostenlos nach Nöggenschwiel zu liefern, unter der Voraussetzung, dass die Einwohner Pflanzung und Pflege auf Dauer ehrenamtlich übernehmen. 1968 und 1969 wurde mit der Pflanzung an zentralen Stellen im Dorf und an vielen Häusern begonnen.
Am zweiten Wochenende im Juli 1970 fand das erste Rosenfest in der von der Gemeinde neu gebauten Halle statt. Ehrengast war unter anderem der ehemalige Bundeskanzler Kiesinger.