Mit Valentin Helling hat Umlauf an der Alemannenschule gemeinsam den Status eines Education Trainer. Sie zeigen anderen Lehrkräften, wie sie Apple-Produkte optimal im Unterricht einsetzen können. „Die meisten Lehrer können eine Mikrowelle nicht von einem Farbfernseher unterscheiden“, sagt Dieter Umlauf, „deshalb sind sie auch nicht auf die Digitalisierung vorbereitet“. Er selbst habe den Wechsel aus dem hessischen Fulda ins Wutachtal gewagt, weil er von der Denkweise von Rektor Stefan Ruppaner und dessen Kollegium beeindruckt ist: „Stefan ist kein Verwalter, er gibt Raum zum Atmen. Und hier wird aus tiefster Überzeugung Schule 4.0 umgesetzt!“ Es genüge eben nicht, Schulbücher ins Digitale zu übernehmen und dann so weiterzumachen wie bisher. Voraussetzung für die Schule der Zukunft sei eine andere Art des Lernens zu vermitteln und Selbstständigkeit zu fördern.

Das SAMR-Modell

Umlauf erklärt den Ist-Zustand der Landes-Initiative zur Digitalisierung an Schulen mit dem sogenannten SAMR-Modell. Das wurde von Ruben Puentedura 2006 zur Analyse der technischen Integration im Schulunterricht entwickelt. Damit wird versucht, den Stand der Zusammenführung von Technik auf vier Ebenen zu messen. Es geht um Ersetzung, Erweiterung, Änderung und Transformation.

Oberstufenleiter Umlauf betont, dass die vier Stufen dazu dienen, festzustellen, wie Schüler aktiv mit digitalen Medien arbeiten, wie eigenständig und kreativ sie Apps, Geräte und Internetinhalte nutzen. „Wichtig ist der niederschwellige Einstieg, in der Fläche des Landes ist das eine große Herausforderung“, betont der Oberstufenleiter.

Dieter Umlauf, Obsterstufenleiter ASW
Dieter Umlauf, Obsterstufenleiter ASW

Im Land schon vorneweg

Dieter Umlauf vergleicht Baden-Württemberg dabei mit einem riesigen Tanker, der vom kleinen Schnellboot Alemannenschule gezogen wird. „Die ASW ist sehr viel weiter als das Land“, davon ist Umlauf überzeugt. Schon an seiner früheren Schule in Fulda stand das ipad für Recherche- und Präsentationsaufgaben zur Verfügung. Vorrangig ging es allerdings auch dort um die Förderung von Medienkompetenz und selbstständigem Lernen.

Herausforderung in Corona-Zeiten

Die Corona-Krise brachte viele Schulen nicht nur im Landkreis Waldshut an ihre Grenzen. Manche Einrichtungen scheiterten schlicht an der fehlenden technischen Ausstattung, wobei die für Umlauf nur einen Teil des zukünftigen Unterrichts ausmacht. DiLer ist die dezentrale Lernplattform der Alemannschule, die bereits von anderen Schulen deutschlandweit übernommen wurde. „Sie wird ständig weiterentwickelt“, betont Umlauf, der sich selbst als „Wühler“ in Sachen Problemlösungen bezeichnet.

Digitaler Wandel

An der ASW könne er ganz viele Dinge tun, innovativ sein und einfach ausprobieren, weil sein Chef dahinterstehe. „Wir sind der natürliche Feind der Schulbuch-Industrie, die sind nämlich bis zu ihrem Erscheinen längst veraltet“, behauptet Dieter Umlauf. Lerninhalte entwickeln sich aber stetig weiter. Inhaltlich habe man an der ASW mit DiLer Maßstäbe gesetzt „die aber von anderen Schulen ignoriert werden“, kritisiert Ruppaner.

Neue Chancen

Jede Schule mache momentan etwas anderes, besser wäre es, zumindest im Landkreis eine gemeinsame Lernoberfläche zu haben, meint der ASW-Rektor. „Manche Familien haben nur einen einzigen PC, das kann nicht funktionieren“, stellt Ruppaner klar. Schüler der ASW haben eigene Tablets zum Lernen. Erfreulich sei, dass man nun im Kultusministerium erkannt habe, dass es DiLer gebe. „Diese Krise hat uns bezüglich des digitalen Lernens viele Chancen eröffnet“, sagt Rektor Stefan Ruppaner.

Eltern reagieren positiv

Die Rückmeldung von Eltern sei positiv gewesen. „Ich könnte mir für die Zukunft sogar vorstellen, dass die Schüler ein bis zwei Tage ausschließlich zu Hause lernen, das brächte gerade für die Kinder und Jugendlichen und deren Familien Vorteile und wäre gut für die Psyche“, ist Ruppaner überzeugt. Die Schüler (an der ASW „Lernpartner“) können sich vom Bildungs-Büffet bedienen und im eigenen Tempo lernen, nennt Dieter Umlauf einen Vorteil des Lernens an der Alemannenschule.

Was auch zur Wahrheit seit der Schulschließung gehöre: „Wir vermissen die sozialen Kontakte mit dem Kollegium und Schülern“, betonen Ruppaner und Umlauf.

Schulstart heute

Anders als an vielen anderen Schulen werden die Schüler der Alemannenschule über Hygienemaßnahmen nicht von Lehrern von Angesicht zu Angesicht informiert. „Die Elfer haben einen Videoclip gedreht. Der kann über einen QR-Code am Eingang der Schule abgerufen werden“, erklärt Rektor Stefan Ruppaner. Das sei ein fächerübergreifendes Projekt, bei dem beim Schreiben des Drehbuchs Deutsch gefragt sei, zudem seien die Bereiche Kunst und Medien einbezogen, erläutert Dieter Umlauf.