In Zeiten der Corona-Pandemie gibt es auch in Hausarztpraxen wenig Grund zum Feiern. Am vergangenen Donnerstag gab es allerdings in der Praxis von Volker Hildebrand (65) in Wutöschingen einen guten Anlass dafür. Assistenzärztin Stefanie Ruch (42) hatte am Tag zuvor die Facharztprüfung für Allgemeinmedizin geschafft. „Ich war schon aufgeregt, aber es ist gut gelaufen“, erzählt sie mit einem strahlenden Lächeln hinter der Plexiglasscheibe. Ihr Chef Volker Hildebrand ergänzt: „Sie wurde von der Prüfkommission für ihren Auftritt gelobt.“ Damit sei die letzte Hürde genommen und sie kann am 1. Juli 2021 seine Praxis in der Mangenstraße 6 übernehmen.

Die Hausarztversorgung in Wutöschingen

Weil Arzthelferin Anita Stüber auch einen Termin in der Breisgau-Metropole Freiburg hatte, machten sich die beiden Frauen von Wutöschingen aus gemeinsam auf den Weg dorthin. Zwei Prüfer und ein Vorsitzender saßen Stefanie Ruch am Mittwochnachmittag bei der Bezirks-Ärztekammer in Freiburg gegenüber – nach einer halben Stunde war es geschafft. Vor einigen Jahren stand Stefanie Ruch noch als Pharmazeutisch-Technische Assistentin in einer Blumberger Apotheke, nun ist sie Fachärztin für Allgemeinmedizin. Sie hat den Schritt nie bereut, erst nach ihrer Ausbildung das Medizinstudium zu beginnen: „Meine Lebenserfahrung war ein Vorteil, ich habe bewusst die Entscheidung getroffen, etwas Neues anzufangen“, erzählt die frischgebackene Ärztin.

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Als sie 2017 als Assistentin nach Wutöschingen kam, fühlte sie sich gleich wohl: „Es macht Spaß und es ist ein tolles Team“, sagte sie. Bis die zweifache Mutter „Ja“ zum Angebot von Volker Hildebrand sagte, seine Praxis zu übernehmen, verging ein Jahr. Sechs Monate war sie zur Weiterbildung in der Praxis von Peter Haarmann und Stefanie Kau in Stühlingen, danach kehrte sie zurück und bereitete sich auf ihre Facharztprüfung vor. „Mit zwei Kindern war das in den vergangenen Wochen nicht immer einfach“, erzählt sie im Gespräch mit dieser Zeitung.

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„Ich hätte nicht gedacht, dass sie Ja sagt“, gesteht ihr Chef Volker Hildebrand. Stefanie Ruch konnte sich mit zwei Kindern eher eine feste Anstellung vorstellen, nicht die Übernahme einer alteingesessenen Hausarztpraxis. Schon Hildebrands Vater war als „Dorfarzt“ hier tätig. Je länger Stefanie Ruch hier war, desto mehr freundete sie sich mit dem Gedanken an, die Praxis zu übernehmen. „Es war ein Prozess bis zur Entscheidung“, erzählt sie. „Am 1. Dezember 1985 habe ich als Hausarzt hier begonnen, am 1. Juli 2021 tauschen wir nun die Rollen“, freut sich Hildebrand, die Nachfolge selbst geklärt zu haben. Um die Formalitäten in Ruhe vorzubereiten, haben die beiden Ärzte einen „Puffer“ bis zur endgültigen Übergabe vereinbart.

Umbau

Die beiden letzten Juni-Wochen wird die Praxis für Umbau- und Renovierungsarbeiten geschlossen sein. „Danach gibt es den Rollentausch: Stefanie Ruch ist die Chefin und ich der angestellte Arzt“, erklärt Volker Hildebrand. Die neue Fachärztin freut sich sehr, dass Deniz Caliskan und Anita Stüber als Medizinische Fachangestellte im Team bleiben.

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Dazu gehört derzeit auch Ann-Kathrin Dorn, die ihre Ausbildung in der Facharztpraxis absolviert. Zwei weitere Mitarbeiterinnen mit dieser Ausbildung sollen noch dazukommen. Volker Hildebrand wird seine Kollegin auch über den 1. Juli hinaus unterstützen. „Ich werde versuchen zu helfen, wie lange, das Entscheiden wir gemeinsam“, sagt Hildebrand, der sich freut: „Stefanie ist ein Glücksfall, sehr kompetent und jetzt mit Prüfsiegel.“