Die seit April 2018 in Eggingen praktizierende Ärztin Sandra Schuh wird zum Jahreswechsel in das neue Ärztehaus in Wutöschingen umziehen und ihre Räume dort am 7. Januar eröffnen. Die letzte Sprechstunde in Eggingen findet am Freitag, 20. Dezember, statt. Danach wird sich bis Januar ein Hausarzt zur Vertretung um die Patienten kümmern.

Der Ärztemangel in der ländlichen Region betrifft somit ab Januar auch die Bewohner Eggingens. Bürgermeister Karlheinz Gantert hat bereits frühzeitig die Suche nach einem Arzt oder einer Ärztin für Eggingen gestartet und erläutert auf Anfrage dieser Zeitung: „Zum Thema ärztliche Versorgung in Eggingen nachfolgender Sachstand: Im Bereich der Zahnarztversorgung sind Interessenten vorhanden und Gespräche haben bereits stattgefunden. Im Bereich der Hausarztversorgung hat sich bisher leider noch nichts ergeben, obwohl wir, zusammen mit allen anderen Gemeinden des Landkreises, im Rahmen der Landkreis-Internetkampagne ‚Patient Hochrhein‘ für unsere Gemeinde werben und darin einen Nachfolger/eine Nachfolgerin für Frau Dr. Büche-Jordan suchen.“
Wutöschingens Bürgermeister Georg Eble erläutert auf Anfrage dieser Zeitung: „Dr. Sandra Schuh war von Beginn an schon für die Allgemeinmedizinpraxis in unserem neuen Ärztehaus vorgesehen. Sie hat die Praxis in Eggingen nur interimsweise übernommen, bis die Praxisräume bei uns fertiggestellt sein würden.“
Die neuen Praxisräume im Ärztehaus erstrecken sich über eine Fläche von 200 Quadratmetern. Neben der Hausärztin ziehen auch Zahnarzt Andreas Kinnigkeit (Januar oder Februar) und die Sonnenapotheke Bernd Vollminghoff (Januar) in das Ärztehaus ein, die Arztpraxis von Volker Hildebrand wird weitergeführt. „Wir sind sehr froh darüber, dass wir mit unserem Ärztehaus eine wesentliche Infrastruktur für unsere Gemeinde sichern können.“ Wutöschingen hat derzeit 6900 Einwohner.
Bevor Ärztin Sandra Schuh im April 2018 in Eggingen angefangen hat, war sie drei Jahre Oberärztin der Geriatrie im Spital Waldshut, davor übte sie die gleiche Tätigkeit in Hessen aus. Vor ihrem Medizinstudium hatte sie eine Ausbildung zur Krankengymnastin absolviert. Die zweifache Mutter lebt in Lauchringen. Ihre Arbeit und der tägliche Umgang mit todkranken und schwerkranken Mitmenschen mache sie stark, resümiert sie: „Es ist hart, aber irgendwie fair, ich lebe nicht in einer Zirkuswelt oder in einem Ponyhof. Es ist Leben pur, was ich tagtäglich erlebe. Wörter zu finden, um den Eltern eines todkranken Kindes zu sagen, ‚das schaffen Sie‘. Die Mutter einer leukämiekranken Tochter, die es nicht geschafft hat, redet zu mir mit tiefem Gesichtsausdruck: ‚Was ist das für eine Welt, wo wir leben? Welchen Schmerz soll man aushalten?´“
Sandra Schuh brauche kein Kino oder Theater. Während der Behandlung versetzt sie sich in die Rolle des Menschen, damit sie weiß, was er hat. Sie erfasst mit allen Sinnen und nimmt auch Zwischentöne wahr. Dass sie nur interimsweise in Eggingen praktiziert, stimme so nicht: „In der Tat ist es so, dass wir lange noch verhandelt haben, bis zur endgültigen Entscheidung der Übernahme der Praxis in Wutöschingen. Von vornherein war es nicht 100 Prozent klar.“ Ausschlaggebend für den Praxiswechsel seien die Gegebenheiten, die in den Praxisräumen in Eggingen fehlten, wie eine behindertengerechte Ausstattung, die den aktuellen hygienischen Anforderungen entspricht, sowie die nötige Digitalisierung.