Die Gemeinde Wutöschingen freut sich, dass sich nach langer Zeit wieder ein Einzelhändler ansiedelt, aber in den umliegenden Kommunen wird die Entwicklung mit Sorge betrachtet: Der Modepark Röther will eine Filiale im Gewerbegebiet Horheim eröffnet. Die Nachricht hat hohe Wellen geschlagen. Die Stadt Waldshut-Tiengen und die Gemeinde Lauchringen haben beim Landratsamt Widerspruch gegen das Vorhaben des Modefilialisten aus Michelfeld (Landkreis Schwäbisch-Hall) eingelegt.
Der Spatenstich ist bereits erfolgt
Am Freitag läutete das Unternehmen Röther unterdessen mit dem Spatenstich den Start des Projekts am Rande des Gewerbegebiets ein. Die Erdarbeiten sollen in der kommenden Woche beginnen.

Was plant Modepark Röther in Horheim?
Für Furore sorgt die geplante Ansiedlung unter anderem, weil die Rede von einem großen Outlet-Center war. „Wir planen kein Outlet-Konzept“, widerspricht Geschäftsführer Michael Röther in einer schriftlichen Anfrage des SÜDKURIER vor dem Spatenstich.
Geplant sind laut Röther sechs Hallen mit 800 Quadratmeter Verkaufsfläche, eine Lagerfläche und eine Fläche für ein Bäckercafé oder Gastronomie. Hinzukommen 200 Parkplätze. „Es wird spannend, weil wir in Wutöschingen anders arbeiten werden“, sagte Röther beim Spatenstich.
Wie groß soll der Modepark werden?
Bisher würden sich die Modeparks vor allem durch die große Fläche auszeichnen. Weil große Flächen knapp werden, soll in Horheim ein kleines Konzept getestet werden. Geplant ist, Teile des Sortiments in einem neuen Konzept umzusetzen.

Zudem sei das Unternehmen für zwei Hallen noch auf der Suche nach weiteren Mietern und einem gastronomischen Anbieter. Dass der neue Standort in der Nähe zur Schweizer Grenze liegt, habe das Unternehmen laut Röther „natürlich positiv bewertet“.
Weitere Details nannte der Geschäftsführer nicht, auch nicht zur geplanten Investitionssumme oder zur Anzahl der entstehenden Arbeitsplätze. „Wir sind noch dabei, das Konzept zu erarbeiten.“ Läuft alles nach Plan, könnte der Modepark in Horheim im Herbst 2024 eröffnen.
Wie beurteilt die Gemeinde Wutöschingen die Ansiedlung?
„Wir sind seit 24 Jahren auf der Suche nach Einzelhandel für Wutöschingen, weil es in der Ortsmitte keinen Einzelhandel gibt“, freute sich Bürgermeister Georg Eble beim Spatenstich.
Er sei dankbar, dass jetzt ein Projekt mit Einzelhandel in das Gewerbegebiet kommt. Zu den Widersprüchen und den Reaktionen aus den umliegenden Gemeinden wollte sich der Rathauschef hingegen nicht äußern.
Warum gibt es Widerstand aus Waldshut-Tiengen und Lauchringen?
Von den konkreten Entwicklungen in Horheim habe die Waldshut-Tiengener Stadtverwaltung erst relativ kurzfristig erfahren, wie Oberbürgermeister Philipp Frank im Gespräch mit dem SÜDKURIER ausführt. Sollten die bisher bekannten Pläne zutreffen, „ergibt sich aus unserer Sicht eine völlig neue Situation“. Denn gegen den Bebauungsplan der Gemeinde Wutöschingen, der eben eine solche großflächige Handelsansiedlung ausgeschlossen habe, habe die Stadt damals keine Einwendungen erhoben.
Nun ergebe sich durchaus Anlass zur Sorge um die Innenstädte von Waldshut und Tiengen und die dort ansässigen Geschäfte: „Wir haben daher einen Rechtsbeistand damit beauftragt, zu prüfen, ob hier alles rechtlich einwandfrei gelaufen ist und die Vorgaben eingehalten wurden“, so Frank weiter.
„Als Bürgermeister habe ich die Verpflichtung, mich schützend vor die Einzelhändler und die betroffene Branche zu stellen“, begründet Lauchringens Bürgermeister Thomas Schäuble den Widerspruch.
Wo gibt es Modepark Röther in der Region?
Um den nächsten Modepark Röther zu erreichen muss man etwas fahren. Eine Filiale gibt es in Tuttlingen, eine in Villingen-Schwenningen.
Wie fällt die Reaktion des Handels auf die Pläne aus?
Die Einzelhandelsansiedlung auf der grünen Wiese in Wutöschingen löst in den umliegenden Kommunen Sorgen um die Zukunft der Innnenstädte aus. „Wir Händler aus Waldshut-Tiengen sehen Wettbewerb grundsätzlich nicht kritisch. Dieser sollte aber zum Ziel haben, unsere Region und natürlich die Innenstädte zu stärken. Dies sehen wir beim Projekt Modepark Röther nicht. Gemeinsam mit dem Landkreis, der Verwaltung und den anderen Gewerbekreisen hoffen wir auf eine rechtliche Überprüfung und eine Entscheidung zum Wohle unsere gesamten Region“, teilen der Waldshuter Werbe- und Förderungskreis und die Aktionsgemeinschaft Tiengen in einer gemeinsamen Stellungnahme mit.
Stephanie Lovisi, Vorsitzende des Lauchringer Handels- und Gewerbekreises, schreibt auf Anfrage: „Wir sind in Lauchringen sehr dankbar für das enge und vertrauensvolle Band zwischen den Mitgliedsbetrieben, unserem Verein und der Gemeindeverwaltung. Allein dieser Tatsache ist zu verdanken, dass sehr zeitnah und effizient alle rechtlichen Mittel genutzt werden, um die Rechtmäßigkeit dieser Ansiedlung zu überprüfen.“
„Wir werden hier kein Erdbeben auslösen. Die Händler werden nicht spüren, dass wir da sind. Vielleicht sorgen wir auch für mehr Frequenz“, reagiert Michael Röther auf die Bedenken.
Wie reagiert das Unternehmen auf den Widerspruch?
„Wir sind überrascht. Das Landratsamt hat die Baugenehmigung schon vor Jahren erteilt“, teilt Michael Röther schriftlich im Vorfeld des Spatenstichs mit. „Das Konzept bewegt sich im Rahmen der Baugenehmigung.“
Die Kommunen hätten laut Röther die Möglichkeit gehabt, während der Einspruchsfrist von einem Jahr nach Erteilung der Baugenehmigung, ihre Einsprüche vorzubringen. „Das haben Sie nicht getan, deswegen gehen wir davon aus, dass die Einsprüche vom Regierungspräsidium und vom Landratsamt zurückgewiesen werden.“
Welche Auswirkungen hat der Widerspruch auf das Projekt?
Die Widersprüche gingen laut Auskunft von Susanna Heim, Sprecherin des Landratsamtes Waldshut, am 24. April 2023 ein. Diese wurden allerdings noch nicht begründet. An der Ausarbeitung arbeiten die beiden Kommunen derzeit mithilfe eines Rechtsbeistands.
Diese Begründung werde das Landratsamt abwarten. „Anschließend werden wir die Sach- und Rechtslage prüfen und gegebenenfalls das Regierungspräsidium Freiburg miteinschalten“, informiert Heim weiter.
Die Widersprüche haben laut Sprecherin keine aufschiebende Wirkung und daher auch keine Auswirkungen auf den Spatenstich und die geplanten Bauarbeiten.
Das Unternehmen wolle laut Röther die Antwort des Landratsamtes und des Regierungspräsidiums abwarten. „Die Verträge mit unseren Baufirmen werden wir einhalten und den Bau wie geplant und genehmigt durchführen“, so Röther.