Autos brennen, Steine fliegen und ein Haus wird mit Hakenkreuzen beschmiert – in den vergangenen Wochen häufen sich die Straftaten in Allensbach. Die Einwohner haben Angst. Sie auch, Herr Egenhofer?
Ja. Auch ich muss Angst davor haben, dass mein Haus vielleicht das nächste ist, das beschmiert wird.

Schützen Sie sich vor möglichen Anschlägen auf Ihr Haus oder Auto?
Ich werde ernsthaft überlegen an meinem Haus jetzt Überwachungskameras zu installieren. Ich denke die Gemeinde muss sich klar positionieren. Denn so wie es jetzt ist, kann es nicht weitergehen.
Sie vertreten diese Woche Bürgermeister Friedrich. Was können Sie und die Gemeinde tun, um das Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung zu stärken?
In erster Linie ist es die Aufgabe der Polizei für Aufklärung zu sorgen. Wir als Kommune können nicht viel ausrichten. Wir können Solidarität zeigen und vermitteln, dass die Opfer der Anschläge nicht allein sind. Und genau das tun wir gerade auch. Wenn jemand etwas braucht, unterstützen wir, wo wir können. Da ist Allensbach ein tolles Vorbild. Alle stehen zusammen und stärken sich gegenseitig den Rücken. Ich habe großes Vertrauen in die Polizei und die Staatsanwaltschaft, was die Aufklärung betrifft. Klar ist aber auch: Es gibt sehr viele Indizien, wer hinter den Schmierereien steckt. Und das weiß in Allensbach eigentlich jeder. Alle sprechen darüber. Doch der konkrete Hinweis fehlt noch.
Sie waren bis vor kurzem im Urlaub. Wann haben Sie von den Vorfällen erfahren und wie haben Sie darauf reagiert?
Ich habe im Urlaub SÜDKURIER online gelesen. Und da habe ich zum ersten Mal von den Schmierereien erfahren. Ich konnte es erst gar nicht glauben, dass so etwas in unserem schönen, beschaulichen Allensbach passiert. Besonders schlimm finde ich nicht nur die Schmierereien an sich, sondern auch die Symbole an der Fassade. Wenn man jemanden als Nazi beschimpft – und ich empfinde das so, wenn Hakenkreuze an meiner Hauswand stehen würden – dann ist man tief verletzt. Das tut weh. Und deshalb ist das, was da passiert, nicht nur Vandalismus, sondern auch Beleidigung.
Vor kurzem wurden auch noch zwei Autos in Brand gesteckt. Vermuten Sie da einen Zusammenhang?
Ich habe mich in Allensbach umgehört und bin mir sicher: Diese Fälle haben nichts miteinander zu tun. Aber es ist schon komisch, dass zwei solche skrupellosen Straftaten so kurz hintereinander passieren. Ich verstehe jeden, der verunsichert ist.
Für Allensbach ist das außergewöhnlich. Besteht die Gefahr, dass sich hier etwas grundlegend verändert und der Ort sich an mehr Straftaten gewöhnen muss?
Das will ich nicht hoffen und das glaube ich auch nicht. So kenne ich mein Allensbach nämlich nicht. Es besteht allerdings schon immer die Gefahr, dass es Nachahmer und Trittbrettfahrer gibt. Es gab in den letzten Jahren immer mal kleinere Vorfälle. Jugendliche vom Campingplatz haben Blumen herausgerissen oder Ähnliches. Aber diese Vorfälle der letzten Wochen haben eine ganz andere Dimension. Das ist einmalig. Und wenn man die Täter nicht schnappt, ist die Gefahr groß, dass andere Kriminelle sich dadurch bestärkt fühlen und ähnliche Taten verüben.
Würden Sie sich deshalb mehr Polizeipräsenz wünschen?
Auch wenn man die Polizei nicht sieht, heißt das nicht, dass sie nicht da ist.
Die gefühlte Sicherheit würde in der Bevölkerung vermutlich steigen, wenn man gerade nachts mehr Polizeiautos sehen würde. Das beruhigt wahrscheinlich die Gemüter und vermittelt: Die Polizei ist hier und kümmert sich.
Da haben Sie recht. Und genau das empfinde ich dann schon als Aufgabe der Kommune: Mit der Polizei ins Gespräch kommen. Das Rathaus tauscht sich auch in diesem Fall intensiv mit den Behörden aus. Aber ich werde zusätzlich den Wunsch äußern, dass wir in solchen Zeiten mehr Polizeipräsenz benötigen. Trotzdem ist auch klar: Erst wenn die Täter gefasst werden und hinter Gitter sitzen, atmet man auf und ist beruhigt.
Zur Person
Ludwig Egenhofer (65) wohnt seit seiner Geburt in Allensbach. Er ist kommunalpolitisch aktiv und vertritt seit 1989 die CDU-Fraktion im Gemeinderat. Der stellvertretende Bürgermeister ist in einigen Vereinen aktiv. Touristen und Ansässige führt er regelmäßig durch seine Heimatgemeinde.