„Gutes blüht auf“ steht auf den Tütchen mit Saatgut für eine Sommerblumenwiese. Bürgermeister Stefan Friedrich wirbt unter anderem damit für seine Wiederwahl an seinem Stand auf dem Wochenmarkt. Etliche Bürger bleiben stehen, um mit dem Amtsinhaber zu reden. Dass Friedrich dabei nicht nur mit guten Nachrichten antworten kann, ist verständlich. Denn es gibt eine Vielzahl an Themen, die die Bürger interessieren: von der B33 über Energieversorgung bis zur Wasserqualität.
Gute Nachricht: Das Café am Rathaus bleibt erhalten
Glücklich gemacht hat Friedrich auf jeden Fall Rosemarie Siegmund, die in der Seniorenwohnanlage lebt. Sie und die anderen Bewohner wünschen sich, dass das Café am Rathaus wieder öffnet. Das werde auch so kommen, kündigt Friedrich an. Es gebe drei Bewerbungen, der Haupt- und Finanzausschuss habe schon darüber beraten. Wer das Café betreiben werde und ab wann, stehe aber noch nicht fest.
Die Seniorin strahlt und fragt, ob sie das schon in der Wohnanlage verbreiten darf. Sie darf – und sagt: „Da haben Sie jetzt einen Pluspunkt bei mir.“ Damit hat Friedrich wohl ein paar Stimmen zurückgewonnen. Denn bis vor Kurzem war zu hören, die Bewohner der Anlage wollten ihn nicht wählen – wegen des geschlossenen Cafés. Für dessen Erhalt spricht sich auch Ulla Drodofsky aus: „Wir brauchen das im Dorf.“
Wie lange schmeckt das Wasser noch nach Chlor?
Weniger punkten kann Friedrich bei einer Marktbesucherin, die ihren Namen nicht veröffentlicht haben will. „Wann kriegen wir wieder unser altes Trinkwasser?“ fragt sie. Friedrich erklärt, die Chlorung könne bald beendet werden, wenn der Testlauf mit der neuen UV-Anlage im Tierbrunnen Setze abgeschlossen sei. Doch damit ist die Frau nicht zufrieden.
Es könne weiter verunreinigtes Oberflächenwasser eindringen, so lange der Brunnen nicht saniert sei, meint sie. Keime würden im Wasser bleiben, auch wenn sie nicht mehr aktiv seien. Und es gebe noch andere Verunreinigungen. „Wir brauchen eine dauerhafte Lösung“, sagt sie mit Nachdruck – und dies „schleunigst“. Friedrich versucht, zu erklären. „An der Lösung wird gearbeitet.“ Ein Gutachten sei hierzu in Auftrag gegeben.
Der Gemeinderat brauche sichere Aussagen. Es gehe halt nicht schneller und brauche eine Übergangslösung. Darüber sei er auch nicht glücklich. Doch die Frau beharrt darauf: „Da muss man Druck machen. Das Wasser wird nicht auf alles untersucht.“ Da meint Friedrich schließlich leicht genervt: „Wir gehen davon aus, dass das Gesundheitsamt weiß, was es tut.“
Bürger-Wunsch: Busfahrplan könnte verbessert werden
Doch die meisten Gespräche laufen entspannter ab. Christa Meister spricht das Busangebot an. Es heiße ja immer, man solle öffentliche Verkehrsmittel nehmen. Aber wenn man am Wochenende ins Strandbad wolle, fahre fast kein Bus, da sollte man was machen. „Wir Älteren würden das nutzen.“ Auch für Leute mit Kinderwagen wäre es gut. Friedrich verspricht, sich den Fahrplan mal anzuschauen und sich um eine Verbesserung zu bemühen.
Besser in der Materie ist der Amtsinhaber beim geplanten Nahwärmenetz in Kaltbrunn. Günther Demmler sagt, er finde das positiv, aber es beunruhige ihn, dass Niedrig-Temperaturen in den Häusern ankommen sollen und man eine teure Wärmepumpe brauche. Friedrich erklärt, es gebe Interessenten als Netzbetreiber. In diesem Jahr solle die Vergabe sein. Dann werde der Betreiber mit den Bürgern sprechen. Doch Friedrich meint, es werde möglich sein, die Häuser in Kaltbrunn zu beheizen. „Das bekommt man technisch hin.“
Fahren wirklich mehr Autos durch Markelfingen?
Eine ältere Frau spricht das Thema Verkehr in der Konstanzer Straße an. Sie gehe gern mit ihrem Enkel auf den Spielplatz an der Lände. Doch das sei gefährlich. Der Verkehr habe zugenommen, viele würden zu schnell fahren. Warum gebe es kein Tempo 40 wie in Markelfingen? Friedrich verweist darauf, dass die Gemeinde schon öfter beim Landratsamt angefragt habe – mit immer derselben Antwort: Das sei nicht genehmigungsfähig.
Genehmigt sei aber eine zusätzliche Querungshilfe mit Bedarfsampel im Bereich des Bahnhofs. Da stehe nur die Umsetzung noch aus. Wobei Friedrich erklärt, die Zahlen der Messstationen würden die Eindrücke der Frau nicht belegen. Es gebe demnach eher weniger Verkehr als früher, seit der B33-Abschnitt von Allensbach-West bis Mitte fertig sei. Und die meisten Autofahrer würden sich in der Konstanzer Straße an Tempo 50 halten. Die Frau meint zwar: „Ich versteh‘s nicht.“ Aber auch: „Ich liebe es, hier zu leben.“
Stefan Friedrich: „Ich bin noch nicht abgekämpft“
Es ist öfter mal einfach netter Smalltalk am Stand. Rentner Winfried Lachmann meint: „Ich bin zufrieden mit dem Ort.“ Und er führt ein scherzhaftes kurzes Gespräch über Fußball. Eine Frau von der Trachtengruppe will wissen, wann der Umbau der Torkel am Rathausplatz zum Veranstaltungsraum fertig sei. Friedrich kann locker erklären, weil das längst beschlossen ist, im Juni werde die Küche eingebaut, bis zum Seetorfescht Ende Juli sei der Raum nutzbar.
Elisabeth Hausler fragt schmunzelnd: „Was macht der Wahlkampf?“ Friedrich lacht. „Im Moment ist es schön. Ich bin noch nicht abgekämpft.“ Aber die großen Veranstaltungen in der Bodanrückhalle kämen ja noch. Dort wolle er ausführlicher erklären, was er in den kommenden Jahren vorhabe.
Seit Anfang März hat er bereits zahlreiche Termine absolviert, die in der Regel recht gut besucht gewesen seien. Die Gespräche würden ihm helfen, weil er erfahre, was die Bürger bewege und wie sie die Dinge sehen. Er finde das gut und spannend. „Mein Job ist es, dass ich mich für die Menschen einsetze“, sagt Friedrich noch. „Ich will, dass Allensbach weiterkommt.“
Mit der Einschränkung: für manches könne die Gemeinde auch nichts – wie etwa die Verzögerungen beim Neubaugebiet Breite in Kaltbrunn aufgrund eines Einspruchs des BUND. Und so bleibt abzuwarten, was außer Sommerwiesen Gutes aufblühen wird in den kommenden Jahren – falls Stefan Friedrich wieder gewählt wird.