Investitionen brauchen Reserven auf. Muss Allensbach 2024 neue Schulden machen?
Noch kommt die Gemeinde ohne neue Schulden aus, aber die Ausgaben steigen stärker als Einnahmen. Allein in diesem Jahr komme eine Investitionssumme von rund 6,5 Millionen Euro zusammen. Was bedeutet das für den Haushalt?
Die größte Investition der Gemeinde Allensbach im laufenden Jahr ist der Bau des neuen Kinderhauses. Der Innenausbau läuft bereits. Im Juni 2023 soll das Haus dann bezugsfertig sein.
| Bild: Zoch, Thomas
Die Finanzlage der Gemeinde Allensbach wird enger. Entsprechend hat die Verwaltung bei der Investitionsplanung fürs Jahr 2023 und die Folgejahre eine strenge Priorisierung vorgenommen, so Bürgermeister Stefan Friedrich.
Pflichtaufgaben wie etwa Kanalerneuerungen oder Kinderbetreuung stehen im Vordergrund, und der Abschluss laufender Projekte wie das Kinderhaus, die Sanierung von Bahnhof und Torkel sowie der Abbruch des Adlers sind vorgesehen.
2023 sind keine neuen Schulden nötig. Und im Folgejahr?
Doch allein in diesem Jahr komme dennoch eine Investitionssumme von rund 6,5 Millionen Euro zusammen, erklärte Kämmerer Matthias Fix im Gemeinderat bei der Haushaltsberatung: Es seien zwar 2023 noch keine neuen Schulden nötig, aber die finanziellen Reserven der Gemeinde würden zunehmend aufgebraucht.
Aktuell habe die Gemeinde gut drei Millionen Euro an liquiden Mitteln. Die müssten aber bis auf rund 400.000 Euro für die Investitionen aufgebraucht werden. Nach heutigem Stand wären also ab 2024 neue Schulden nötig.
Der Kämmerer betonte: „Wenn wir auf diesem Niveau weiter investieren, wird es schwerer, den Haushalt auszugleichen.“ Deshalb müsse man künftig noch genauer schauen, was wirklich gemacht werden soll, und dabei verstärkt die Folgekosten im Blick haben. Doch das gelte nicht nur für Investitionen, sondern auch das laufende Geschäft der Verwaltung.
„Die Ertragssituation muss optimiert werden“, sagte Fix, „die Aufwandseite muss konsolidiert werden.“ Fix sagte: „Wir haben versucht, die Aufwendungen zu reduzieren.“ Aber es gebe das Grundproblem, dass zwar die Erträge gegenüber 2022 um 10,5 Prozent höher seien, die Mehrausgaben aber bei 13,7 Prozent liegen. „Die Schere geht einen Tick weiter auseinander.“
Was kann sich Allensbach noch leisten? Und was nicht?
Bürgermeister Friedrich sagte angesichts von zusätzlichen Wünschen aus dem Gemeinderat: „Es war in den Vorberatungen schlicht nicht möglich, alle Wünsche zu erfüllen. Das, was im Investitionsplan drin ist, ist schon höchst kritisch. Man muss diese Ehrlichkeit haben. Wir schwanken immer zwischen: Das müssten wir machen – das können wir uns nicht leisten.“
Im Rat genannt worden waren ein Beachvolleyballfeld bei der Riesenberghalle, die Sanierung der Bodanrückhalle und des Vorplatzes beim Hegner Feuerwehrhaus sowie zusätzliche Wohnmobilstellplätze. Auch Vorschläge zur Verbesserung der Einnahmen kamen aus dem Rat. Zum Thema mehr Gewerbegebiet sagte Friedrich, dies werde im März ein Punkt im Haupt- und Finanzausschuss sein.
Zum möglichen Verkauf von Immobilien meinte er, dann würden später die Mieteinnahmen fehlen. „Per se ist Grundbesitz nicht schlecht.“ Und er stimmte zu, dass mehr Wohnungsbau nötig wäre. Da biete die Wohnungsbaugesellschaft (WGA) eine Möglichkeit, aber auch bei diesem Thema müsse man schauen, was die richtigen Wege seien.
Zum Thema Sponsoring bei Sportanlagen oder Kulturveranstaltungen sagte er, daran arbeite die Verwaltung bereits im Hintergrund. Friedrich gab sich zuversichtlich, dass auch in Zukunft viel möglich sein werde. „Ich glaube nicht, dass das Ende der Fahnenstange erreicht ist.“ Der Gemeinderat begrüßte grundsätzlich das Setzen von Prioritäten und stimmte dem Haushalt zu.