Wer ist Robert Joachim Hogg? Diese Frage bleibt auch nach einer persönlichen Begegnung seltsam offen. Schenkt man ihm Glauben, ist er Dozent an der renommiertesten Universität der Schweiz, bald Besitzer eines großen Sonnenkraftwerks und persönlicher Freund des früheren Bayern-München-Präsidenten Uli Hoeneß, Manager von Bildhauer Peter Lenk und ganz nah dran an Schlagerstar Helene Fischer. Schenkt man ihm keinen Glauben, stellt sich die Frage, warum er all diese Geschichten erzählt.
Er lebt in Engen-Stetten und hat dort einen landwirtschaftlichen Betrieb
Fakt ist jedenfalls, dass Robert Joachim Hogg, geboren 1958, auf dem Stimmzettel für die Bürgermeisterwahl in Allensbach steht. Er lebt in Engen-Stetten im oberen Hegau und gibt Landwirtschaftsmeister als Beruf an. An seiner Wohnadresse befindet sich ein landwirtschaftliches Anwesen; die Müllablagerungen in dessen Umfeld haben vor einigen Jahren auch schon einmal den Engener Gemeinderat beschäftigt.
Sein Betrieb sei auf die Heuproduktion ausgelegt, sagt Hogg. Von den einst 120 Hektar – was für die Region ein sehr beachtliches Anwesen gewesen wäre – seien noch 18 Hektar in seinem Besitz. Die Tierhaltung wurde ihm nach Informationen des SÜDKURIER vom Landratsamt untersagt. Sein nächstes Projekt sei eine große Freiflächen-Photovoltaikanlage, sagt er auf die Frage, was er beruflich macht und wovon er lebt, und ergänzt mit offenkundiger Fachkenntnis zahlreiche technische Details.
„Wichtige Leute wollten, dass ich antrete“ – doch die wissen davon nichts
Bei der Bürgermeisterwahl zu kandidieren, dazu hätten ihn viele Menschen in Allensbach geradezu aufgerufen, sagt er. Er erwähnt bekannte Namen, doch auf Rückfrage bestreiten diese, Robert Hogg ihre Unterstützung zugesichert zu haben. Einer von ihnen ist CDU-Fraktionschef Ludwig Egenhofer. Ein weiterer Alt-Landrat Frank Hämmerle. „Unerhört“, sagt er, auf seine angebliche Unterstützung für Hogg angesprochen.
Hogg selbst sieht, im Gespräch auf solche Widersprüche und Widersprüchlichkeiten angesprochen, kein Problem. Er erwähnt 90 Container, in denen er sofort Wohnraum schaffen könne, und einen verblüffend einfachen Weg aus dem Allensbacher Trinkwasser-Problem, das noch immer mit Chlor bekämpft werden muss. Und, ja, „natürlich meine ich das ernst mit dieser Kandidatur“, nach Ostern wolle er dann auch in einen Wahlkampf einsteigen.
Eine Homepage hat er nicht, eine E-Mail-Adresse auch nicht, in sozialen Netzwerken kommt er nicht vor, und die Festnetzleitung auf seinen Hof habe ein Bagger gekappt. Die Gemeinde Allensbach kommuniziert deshalb schriftlich mit ihm. Ein Gespräch mit dem SÜDKURIER soll zunächst sein „Stab“ arrangieren, dann kommt er aber, wie es ja auch vollkommen normal ist, allein.
Er selbst glaubt an einen Wahlsieg am 23. April
Und wie sind Robert Hoggs Aussichten, gegen Amtsinhaber Stefan Friedrich am 23. April tatsächlich einen Wahlsieg zu erringen? Es gebe viel Unzufriedenheit im Dorf mit dem amtierenden Bürgermeister, sagt er und folgert für seine Wahlchancen, sie seien „gar nicht so schlecht“.
Wer sich der Frage nähern will, wer Robert Joachim Hogg ist, sollte sich damit auseinandersetzen, dass er selbst das tatsächlich und ernsthaft glaubt und davon überzeugt ist, bald nicht nur Helene Fischer, sondern auch Udo Lindenberg und Peter Maffay auf die Allensbacher Seegartenbühne zu bringen.