Mit dem Finger fährt Klaus Ellensohn eine Karte entlang. Er folgt einer dicken, blauen Linie. Dort soll der Röhrenbergtunnel auf der Bundesstraße 33 bei Allensbach mal entlangführen. „Ich dachte, der Tunnel wird länger“, sagt der Mann im roten Shirt.

Ein kleines Emblem weist ihn als Mitglied der Musikkameradschaft Langenrain-Freudental aus. Er und seine Truppe werden beim offiziellen Spatenstich für den Röhrenbergtunnel zwei Musikstücke aufführen. Doch bevor es so weit ist, schaut sich Ellensohn die Karte an.

Neben ihm steht Walter Bottlang, ebenfalls vom Musikverein. Auch er studiert die technische Zeichnung. „Nein, der Tunnel wird nicht so lang“, sagt er. Wie lang genau er wird, ist den Musikern im Grunde egal. „Hauptsache, man kann gescheit fahren“, sagt Ellensohn.

Klaus Ellensohn (links hinten) und Walter Bottlang schauen sich auf einer Zeichnung an, wo genau der Tunnel Röhrenberg verlaufen wird.
Klaus Ellensohn (links hinten) und Walter Bottlang schauen sich auf einer Zeichnung an, wo genau der Tunnel Röhrenberg verlaufen wird. | Bild: Kerstin Steinert

Der Röhrenbergtunnel soll, wenn er 2029 für den Verkehr freigegeben wird, 970 Meter lang sein. Der westliche Tunneleingang wird sich ungefähr auf Höhe der Straße Zum Eichelrain befinden. Von der Anschlussstelle Allensbach-Mitte bis dorthin ist die B33-Trasse aber bereits eingehäust.

Das bedeutet: Die Bundesstraße bekommt eine Art Dach, das dem Lärmschutz dient. Das östliche Tunnelportal wird etwa auf Höhe Knotenpunktes Allensbach-Ost sein – nur wenige Meter von der Stelle entfernt, wo sich die Musiker gerade die Zeichnung in einem Festzelt ansehen.

Bild 2: Arbeiten für den B33-Tunnel bei Allensbach starten jetzt
Bild: Schönlein, Ute

Der Ausbau dauert bis 2034

Doch nicht nur Musiker haben sich zu dem feierlichen Festakt auf dem schlammigen Feld zwischen Bundesstraße und Kliniken Schmieder eingefunden. Auch zahlreiche Politiker, Bauarbeiter, Planer aus Freiburg und Stuttgart, Anwohner, Kinder des Montessori Kindergartens Allensbach und Vertreter von ansässigen Unternehmen sind gekommen.

Der symbolische Spatenstich, den übrigens die Kinder vollführen werden, läutet die vorletzte Bauphase eines Mammutprojekts ein: Abschnitt C Röhrenbergtunnel. Ist dieser fertig, folgt Abschnitt D des Bundesstraßenausbaus, der Tunnel Hegne.

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Dass der Aus- und Neubau der B33 zwischen Allensbach und Konstanz dringend nötig sei, das findet Carsten Gabbert, neuer Regierungspräsident des Regierungspräsidiums (RP) Freiburg. „Es war bislang fast ein Naturgesetz, dass man hier ein bisschen Zeit mitbringen musste, weil es einfach von der Verkehrssituation schwierig wird. Ich finde es daher sehr schön, dass wir genau an diesem Thema arbeiten und es verbessern wollen“, sagt Gabbert bei seiner Rede zum Spatenstich. Da das Projekt B33 noch mindestens zehn Jahre bis zur endgültigen Fertigstellung braucht, „haben wir noch einiges an Vorfreude vor uns“, räumt er ein.

Carsten Gabbert, Regierungspräsident des Regierungspräsidium Freiburg hält eine Rede. Er findet, dass die Infrastruktur in der Region ...
Carsten Gabbert, Regierungspräsident des Regierungspräsidium Freiburg hält eine Rede. Er findet, dass die Infrastruktur in der Region verbessert werden muss. | Bild: Kerstin Steinert

Neu geplant wird nicht mehr

Diese lange Vorfreude teilt Andreas Jung, CDU-Bundestagsabgeordneter, bei dem Festakt allerdings nicht. „2034 ist inakzeptabel. Es muss schneller gehen“, fordert Jung. Dass es wahrscheinlich nicht schneller geht, stellt Michael Theurer klar.

Der parlamentarische Staatssekretär beim Bundesministerium für Digitales und Verkehr sagt, man brauche einen „langen Atem“ bei Projekten dieser Größenordnung. „Jeder, der sich mit Verkehrsprojekten auseinandersetzt, weiß, dass viel Geduld erforderlich ist.“ Oft würden 30 bis 40 Jahre von der Planung über die Grundsteinlegung bis hin zur Fertigstellung ins Land ziehen. Man müsse immer dranbleiben.

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Auch Winfried Hermann, Grünen-Verkehrsminister von Baden-Württemberg, will dranbleiben. Dass die Strecke zwischen Allensbach und Konstanz ausgebaut wird, habe gute Gründe: „Viele Jahre zäh fließender Verkehr und viele Unfälle, weil die Strecke eben überlastet war. Die elf Kilometer, die jetzt ausgebaut werden, haben viele komplizierte Abschnitte. Das hat die Planung aufwendig gemacht“, berichtet er.

Ob das Projekt noch einmal in dieser Form realisiert werden könnte, da ist sich Hermann nicht mehr sicher. „Aber für mich gilt der Spruch in der Regierung: Wenn eine Region und eine Verwaltung über viele Prozesse eine Lösung gefunden hat, dann kann man nach Jahren nicht sagen: Ich weiß es besser, lass uns lieber von vorne anfangen. Sondern man muss das dann auch zu Ende bringen – mit allen Konsequenzen“, findet Hermann.

Noch stehen die Bagger still. Doch schon am Freitag (12. Juli) werden die Maschinen die Erde für den Tunnel Röhrenberg ausheben.
Noch stehen die Bagger still. Doch schon am Freitag (12. Juli) werden die Maschinen die Erde für den Tunnel Röhrenberg ausheben. | Bild: Kerstin Steinert

„Das ist für mich hoch emotional“

Einer, der die Fertigstellung des Großprojektes kaum erwarten kann, ist Norbert Launer. Er steht im Publikum und lauscht den Reden. Launer verbindet besonders viel mit dem Projekt. „Fast mein ganzes Berufsleben hat mich die B33 begleitet“, sagt der Mann, der seit 18 Jahren in Rente ist.

Er war jahrelang Abteilungsleiter im Regierungspräsidium Freiburg und als Bauingenieur in die Anfänge des Projekts eingebunden. „Das ist für mich hoch emotional. Wenn ich daran denke, dass das Projekt in zehn Jahren fertig ist, kriege ich eine Gänsehaut“, sagt er.

Norbert Launer war Jahre Lange Abteilungsleiter im Regierungspräsidium Freiburg. Als Bauingenieur hat er Das Projekt B33 in seiner ...
Norbert Launer war Jahre Lange Abteilungsleiter im Regierungspräsidium Freiburg. Als Bauingenieur hat er Das Projekt B33 in seiner Anfangsphase begleitet. Nun ist er seit 18 Jahren in Rente. | Bild: Kerstin Steinert,

Doch etwas Geduld brauchen alle noch. Ab Freitag heben die Bagger die Baugrube für den Tunnel Röhrenberg offiziell aus. Die Vorarbeiten haben aber viele kleine Baumaschinenführer geleistet: Zehn Kinder des Montessori Kindergartens Allensbach haben sich auf kleine gelbe Spielzeug-Bagger gesetzt und den ersten Spatenstich vollzogen. Es kann also endlich losgehen!