Die Bunten Abende in Hegne boten ein abwechslungsreiches Programm und die Zuschauer hatten viel zu lachen. Präsident Simon Malkmus sagte am Ende, man sei richtig glücklich, wieder Fasnacht feiern zu können. Und auf seine finale Frage, ob das Publikum so viel Spaß gehabt habe wie die Akteure auf der Bühne, gab es große Zustimmung.

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Besonders witzig war der Sketch „Die letzte Überfahrt“ über den Galgenacker bei Allensbach aus dem 16. Jahrhundert. Der Allensbacher Julius Egenhofer (Martin Kininger) hatte den Reichenauer Winzerkeller geplündert. Warum er nicht den Allensbacher Wein geklaut habe? Dies fragte der Reichenauer Abt (Katja Buchberger). „Den kann‘sch ja it saufe“, meinte der zum Tode verurteilte Delinquent, der sich statt reumütig renitent zeigte.

Vom aus Hamburg mit dem Zug angereisten Henker (Bert Zakrzewicz) forderte er Referenzen und meinte zudem: „Ohne Corona-Schwert-Desinfektions-Bescheinigung keine Hinrichtung. Wir sind hier in Deutschland.“ So sollte er halt von einer Ziege (Ira Brust mit ihrer französischen Bulldogge) mit der Zunge an den Füßen zu Tode gekitzelt werden. Wobei offen blieb, welcher der beiden armen Hunde das überlebt hat.

Martin Kininger sorgte noch mit zwei Gesangsnummern für viele Lacher. Erst besang er „A-capello“ die Fischerin vom Bodensee, die in seiner Version ein weißer Hai „gern im Magen drin“ hätte. Und in der Nummer „Fahrt ins Blaue“ nervte er die Autofahrerin hinter sich (Katharina Malkmus) mit langsamem Tempo und Wackeldackel, weshalb sie sang: „Im Wagen vor mir fährt ein alter Simpel.“

Im Wagen vor mir fährt ein alter Simpel, singt Katharina Malkmus genervt – es ist Martin Kininger.
Im Wagen vor mir fährt ein alter Simpel, singt Katharina Malkmus genervt – es ist Martin Kininger. | Bild: Zoch, Thomas

Im Sketch „G‘schichten aus der Hegner Stube“ gabs Tratsch aus dem Ort in Form von Ossi- und Allensbach-Witzen. Der Wirt (Pascal Eckert) schenkte den Gästen (Felix Englerth und Bernfried Streibert) als „Delikatesse aus der Lausitz“ einen grässlichen grünen Schnaps aus.

Worauf ein Gast meinte, die Lausitz sei doch „ein Ortsteil von Allensbach“, und dann habe wohl der dortige Narrenpräsident und CDU-Chef Ludwig den Schnaps gepantscht, „um die Grünen zu vergiften“. Und als dann ein sächsischer Ossi (Sandro Buchberger) in die Stube kam, durfte er sich dazu setzen, auch wenn er Broiler und warmes Bier wünschte, weil er ja immerhin kein Allensbacher war.

Das Publikum hat viel zu lachen bei den Bunten Abenden der Schlafkappen und geht bei den stimmungsvollen Nummern gut mit.
Das Publikum hat viel zu lachen bei den Bunten Abenden der Schlafkappen und geht bei den stimmungsvollen Nummern gut mit. | Bild: Zoch, Thomas

Ging es in diesem Sketch eher laut zu, so suchte Marcus Böhler in seiner Solonummer als Wissenschaftler Hauke mit dem Fachgebiet Silenciologie den Grund, warum Hegne zum Ruhen einlädt. „Auf Touris wie Bevölkerung wirkt der Ort wie Opium.“ Das liege wohl daran, dass es zum einen schlicht nichts zu tun gebe und zudem die Umwelt mit Reizen geize.

„Hegnes Ambiente macht manchen Fuchs zur lahmen Ente“, folgerte der Forscher. Aber dieses ruhige Herumsitzen und Chillen biete in diesen hektischen Zeiten auch Chancen auf dem Reisemarkt. So werbe das Hotel St. Elisabeth damit, dass hier „garantiert nie was geht“, und dem Kurs „Kollektives Goschehalten“.

Der Ruheforscher Hauke (Marcus Böhler) erklärt, warum die Hegner die Ruhe weg haben.
Der Ruheforscher Hauke (Marcus Böhler) erklärt, warum die Hegner die Ruhe weg haben. | Bild: Zoch, Thomas

Gar nicht ruhig waren dagegen Karin Deggelmann und ihre Kinder Vilja und Javin im Sketch „Wieder mol Fasnacht“. Denn bei aller Freude stellte sich die Frage, welches Häs noch politisch korrekt ist. Indianer verbietet sich wegen der kulturellen Aneignung und Tiere wegen Artenschutz. So gingen sie schließlich als Schlafkappen – wie schon die Eltern und Großeltern.

Ein bemerkenswertes Debüt gab es in der Nummer „Auf beiden Ohren blau“. Ira Brust trat mit ihrer 95-jährigen Mutter Hikke auf. Wobei der Wortwitz daraus resultierte, dass die betagte Dame gekonnt eine Schwerhörige mimte. Eine junge Gruppe spielte einen Witz, der sich wirklich zugetragen hat.

Eine bemerkenswerte Premiere gibt die 95-jährige Hikka Brust (links) zusammen mit ihrer Tochter Ira.
Eine bemerkenswerte Premiere gibt die 95-jährige Hikka Brust (links) zusammen mit ihrer Tochter Ira. | Bild: Zoch, Thomas

Für prächtige Stimmung sorgten die Tanzeinlagen. Das Kinderballett zeigte einen sehr schönen Tanz im Stil der alten Ägypten. Das Männerballett begeisterte als betrunkene Hegner Matrosen mit einer sportlich-süffisanten Darbietung – und der finalen gesanglichen Empfehlung an die Besucher, sich nach dem Programm noch „einen Kolben“ an der Bar in den Hals zu schütten.

Am Freitag wurde der Abend noch bereichert durch einen Gastauftritt des schwungvollen gemischten Balletts Landfrauen Plus aus Langenrain. Und durch Bürgermeister Stefan Friedrich, der gekonnt und witzig das Programm auf die Schnelle in Reimen kommentierte. Durchs Programm führte Präsident Simon Malkmus selbst mit sehr launigen Ansagen.