Was soll man denn davon halten? Erst wirft der Allensbacher Bürgermeister Stefan Friedrich am Samstag, 11. Februar, seine Bewerbungsmappe in den Rathausbriefkasten, weil er am 23. April wiedergewählt werden will. Und nun macht er den Abflug als Flugkapitän mit seiner Rathaus-Crew. Aber klar, es soll nur ein närrischer Rundflug in der Fasnet werden.

Die Flugbegleiterinnen der Rathaus-Airline verteilen auch Bordkarten – im Bild Kämmerer Matthias Fix und Kulturbüroleiterin Sabine ...
Die Flugbegleiterinnen der Rathaus-Airline verteilen auch Bordkarten – im Bild Kämmerer Matthias Fix und Kulturbüroleiterin Sabine Schürnbrand. | Bild: Zoch, Thomas

Und ganz freiwillig wollte der Schultes das Feld nicht räumen – mit der Behauptung, die Rathaus-Crew hätte viel zu viel zu tun. „Der Gemeinderat zwingt uns Überstunden zu machen. So viele Projekte sind nicht zum Lachen“, verkündete er vom Balkon. „Die Themen fliegen uns um die Ohren.“ Und zur Belustigung des versammelten närrischen Volks verkündete der Schultes: „Uns abzusetzen macht keinen Sinn, sonst kriegen mir die neue Bodanrückhalle bis zum Sommer nicht hin.“

Bürgermeister abgesetzt

Doch gegen die Übermacht der Narren um Alet-Präsident Ludwig Egenhofer hatte die Crew keine Chance. „Und wenn du denkst, du kommst davon, indem du dich anklebst, dann hast Pech“, sagte der Präsident. „Wir lassen dich glatt kleben und trinken deinen Wein allein.“ So sehr schien der Schultes aber nicht an seinem Stuhl zu kleben und stieg hinab.

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Allerdings hatten die Narren da noch ein besonderes Erlebnis für ihn vorbereitet. Denn der Präsident meinte, trotz all der Dreckhaufen bei der B33 gebe es immer noch keinen Allensbacher Tunnel – und wohl auch noch nicht in 25 Jahren.

Viele schöne kleine und große Mäschgerle sind beim närrischen Treiben auf dem Rathausplatz in und um das Narrenzelt.
Viele schöne kleine und große Mäschgerle sind beim närrischen Treiben auf dem Rathausplatz in und um das Narrenzelt. | Bild: Zoch, Thomas

„Damit du aber mal spürst, wie es sich in einem Tunnel in Allensbach anfühlt, wirst du das Rathaus nur durch einen Tunnel verlassen können.“ Und so musste sich der – glücklicherweise schmal gewachsene – Schultes durch eine enge rote Röhre zwängen. Und fragte, als er durch war: „Bin ich jetzt in Mallorca?“

Auf dem Rathausplatz in und um das Narrenzelt hatten sich viele kleine und große Mäschgerle eingefunden. Und das närrische Treiben wollte der Fanfarenzügler Jannik Grühn zum Wahlkampf nutzen. „Ich bin Bürgermeister-Kandidat“, verkündete er zum Spaß und verteilte schon mal fleißig Aufkleber von sich. In seinem Wahlprogramm verspricht er, alle Straßenlaternen mit LED auszurüsten, damit auch beim schlimmsten Seegang der Heimweg sicher ist. Und eine Umgehungsstraße für Radfahrer – damit im Sommer wieder mal Ruhe im Dorf ist.

Holzer stellen den Narrenbaum

Die Holzer und die anderen Narrengruppen zogen derweil zur Schmieder-Klinik, wo sie zur Freude von Patienten und Personal einen extra Narrenbaum stellten, der zuvor mit Bierdusche getauft wurde. Und dann wurde ein noch größerer Baum beim Rathaus gestellt – zur Eröffnung der Fasnacht.

Alet-Präsident Ludwig Egenhofer tauft den Narrenbaum mit Bier, bevor die Holzer den Baum aufstellen.
Alet-Präsident Ludwig Egenhofer tauft den Narrenbaum mit Bier, bevor die Holzer den Baum aufstellen. | Bild: Zoch, Thomas

Das taten auch die Ducherle in Kaltbrunn getreu ihrem Motto im Nordländer-Häs. Der FZ als Wikinger vorneweg, der Narrenrat und das närrische Volk als Eskimos, Eisbären und anderes hinterher. Zuvor hatte die „Mannschaft aus kalten Gefilden“ um Präsident Peter Waidele das Kinderhaus befreit und die Ortsvorsteherin abgesägt.

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In Hegne gab‘s derweil eine etwas andere Befreiung der Schule. Weil die Rektorin Margit Lustig erkrankt war, brachten die Schlafkappen um Präsident Simon Malkmus selbst eine „Ersatz-Frau-Lustig“ mit – Ira Brust mit blonder Perücke. Und nebenbei befreiten die Narren dann auch noch die erst zwei Tage zuvor gestartete Kindergartengruppe. Große Freude hatten die Schlafkappen auch wieder mal im Kloster bereiten dürfen. Und der Narrenbaum wurde, schön geschmückt von Kindern, schnell gestellt.