Lothar Bottlang war ein Ausnahmetalent auf der Fasnachtsbühne. Mit seinen Auftritten bei der SWR-Fernsehfasnacht aus dem Konstanzer Konzil begeisterte er ein riesiges Publikum. Er musste eigentlich nur auf die Bühne treten, schon hatte er die ersten Lacher auf seiner Seite. Bottlang verstand es, ganz in die jeweilige Rolle zu schlüpfen, und pflegte vor allem die leisen Töne – getreu dem Fasnachtsmotto „Allen wohl und niemand weh“.
Diesem Motto war er auch außerhalb der fünften Jahreszeit treu, denn neben seiner beruflichen Tätigkeit war er in vielerlei Weise ehrenamtlich aktiv. Lothar Bottlang war angesehener CDU-Gemeinderat in Allensbach und Ortsvorsteher von Langenrain-Freudental. Zum Wohl seiner Heimatgemeinde engagierte er sich tatkräftig.

Die Musikkameradschaft-Langenrain Freudental war seine Vereinsheimat; er war nicht nur deren Dirigent, sondern wird auch als Regisseur und Schauspieler des Laienspielkreises unvergessen bleiben.
Der „Bue vum Land“ war eine seiner Paraderollen, mit denen Lothar Bottlang auch die Zuschauer an den Fernsehbildschirmen begeisterte. Gekonnt schlüpfte er in die Rolle des harmlosen Landjungen und erntete für sein pointiertes Schauspiel tosenden Applaus. Seine Heimat war eigentlich die Theaterbühne.
Ab 1986 beeindruckte er die Besucher der Komödien des Laienspielkreises der Musikkameradschaft Langenrain-Freudental in unterschiedlichsten Rollen. Ob als Pfarrer oder als singender, italienischer Pizzabäcker – Lothar Bottlang spielte so überzeugend und inbrünstig gerade komische Rollen, dass die Zuschauer wirklich Tränen lachten. Dieses Talent war ihm in die Wiege gelegt.
„Ich beleidige nicht. Am Gürtel hört‘s einfach auf.“
Auf der Bühne war er ein anderer Mensch. „Da kenne ich keine Peinlichkeit“, sagte er einmal in einem Gespräch. Aber er hatte eine Maxime, der er stets – ob auf Theater- oder Narrenbühne oder im wirklichen Leben – immer treu geblieben ist: „Ich beleidige nicht. Am Gürtel hört‘s einfach auf. Niveau ist mir wichtig“, sagte Bottlang vor Jahren in einem Interview.
Und genau das schätzten alle an dem bescheidenen Lothar Bottlang, der auch den Intellekt der Zuschauer forderte. Schabernack darf man treiben, auch Kritik üben ist angesagt, aber immer auf eine Weise, dass die Betroffenen mitlachen konnten.

Warum er, der sonst eigentlich gar nicht gerne im Mittelpunkt stand, leidenschaftlich gerne als Schauspieler agierte? „Das frage mich ich jedes Mal, wenn ich vor dem Auftritt nervös bin: Warum tust du dir das an?“, sagte Lothar Bottlang in einem Interview, um dann die selbst gestellte Frage zu beantworten: „Es macht einfach Spaß, wenn es den Leuten gefällt, wenn ich sie bei der Stange halten und zum Lachen bringen kann.“
Er war ein „Publikumsrenner“ der SWR-Fernsehfasnacht
Und das ist ihm gelungen. Das kann unter anderem Heinz Maser, der 27 Jahre lang für das Programm der SWR-Fernsehfasnacht aus dem Konzil verantwortlich war, bestätigen, denn er hat Bottlang Anfang der 2000er Jahre für die Fernsehfasnacht gewonnen.
„Er war ein großartiger Fang. Er war einer der Publikumsrenner“, sagt Heinz Maser, der den plötzlichen Tod des Ausnahmetalents noch gar nicht richtig fassen kann. „Es ist ein gewaltiger Verlust. Für mich ist das entsetzlich, vor allem: in dem Alter.“ Er konnte schauspielern, setzte gekonnt an den richtigen Stellen eine Pause, um die Pointe noch besser wirken zu lassen, beschreibt Maser, der ihn zu den Granden zählt und: „Er war Publikumsliebling.“
Eben aus diesem Grund hatte er Bottlang auch stets für die Eröffnungs-Nummer vorgesehen, denn: „Am Anfang muss immer eine starke Nummer kommen, sonst zappen die Fernsehzuschauer weiter. Lothar war immer ein Garant, dass dies nicht passierte.“ Heinz Maser charakterisiert Lothar Bottlang als liebenswerten, offenen Menschen, der immer zugänglich für Tipps war. „Einige sind beratungsresistent – er war das Gegenteil“, so Maser.
Narren-Präsident: „Sein Tod ist ein schwerer Schlag“
„Er war ein großer Pfeiler der Fernsehfasnacht“, stellt Mario Böhler, Präsident der Narrengesellschaft Niederburg fest, der ebenfalls fassungslos und betroffen ist. „In drei Wochen ist die Fernsehaufzeichnung. Er war fest eingeplant. Für alle Beteiligten ist sein Tod ein großer Schock, denn er war einfach ein Pfundskerl“, sagt Böhler.
„Er war bodenständig, handfest und hatte keine Allüren; ein Fasnachter durch und durch und zwar im besten Sinne. Wir werden ihn sehr vermissen.“ Böhler fasst zusammen: „Sein Tod ist ein schwerer Schlag, menschlich wie künstlerisch.“ Gerade seine Herzlichkeit und sein einnehmendes Wesen habe er besonders an Bottlang geschätzt.
Als Beatrix Jerg-Oslebo, Redakteurin der SWR-Sendung „Konstanzer Fasnacht“, von Bottlangs Tod erfuhr, war sie „in Schockstarre“. „Ich bin fassungslos“, sagt sie offen. „Letzte Woche hatten wir noch Kontakt. Und ich hatte mich so gefreut, dass er wieder für unsere Sendung zugesagt hatte.“
Für sie stand sofort fest: „Wir werden ihn in der Sendung ehren, mit einem schönen Beitrag in memoriam.“ Das ist ihr auch persönlich sehr wichtig, denn sie hat Lothar Bottlang, den sie als „einen der Großen der Konstanzer Fasnacht“ bezeichnet, ebenfalls sehr geschätzt.
Lothar Bottlang pflegte die „Muetterschproch“
Obgleich er viel im Rampenlicht stand – Lothar Bottlang war zeitlebens bodenständig, machte nie Aufhebens um seine eigene Person und hatte eine gewinnende Art. Diese Mischung machte Lothar Bottlang einzigartig. Davon weiß Hans Rommel, mittlerweile pensionierter Wirt des Dettinger Landgasthofs Kreuz, jede Menge zu erzählen, denn er kannte Bottlang schon, als dieser ein „junger Bursche“ war.

„Er war ein aktiver Mensch auf allen Ebenen: Als Ortsvorsteher, im Vereinsleben, beim Narrenjahrmarkt in Freudental, auf verschiedenen Fasnachtsbühnen – er war überall“, so Rommel und: „Als Helmut Gloger gestorben ist, habe ich Lothar gefragt, ob er nicht an seiner Stelle bei unserem Starkbierfest als Mönch auftreten würde. Ich habe ihn nicht Nein sagen hören und er hat es immer mit Bravour gemacht“, erzählt Hans Rommel.
Was ihm unvergessen bleiben wird: „Er hat einmal eine mehr als 40-minütige Predigt gehalten und es war mäuschenstill im Saal.“ Rommel gefiel besonders, „dass er unsere Muetterschproch gepflegt hat“ und: „Er war immer hilfsbereit, geradlinig, hat kein Blatt vor den Mund genommen, grundehrlich und anständig.“

„Mit Lothar Bottlang verlieren wir einen außergewöhnlichen Künstler, einen lieben Menschen, einen engagierten Ortsvorsteher für Langenrain-Freudental und einen echten Fasnachter. Mit seinem Witz und seinem feingeistigen Humor begeisterte er die Menschen in unserer Region sowie ein Millionenpublikum an den Fernsehgeräten. Seine legendären Rollen auf den fasnächtlichen Bühnen werden unvergessen bleiben“, würdigt der Konstanzer Oberbürgermeister Uli Burchardt und fügt an: „In diesen Stunden sind meine Gedanken und mein Mitgefühl bei seiner Familie.“
Viele Menschen aus Allensbach, Konstanz und Umgebung trauern ebenfalls um den vielseitig talentierten und liebenswürdigen Mann, der viel zu früh und unerwartet aus dem Leben gerissen wurde. Er wurde nur 53 Jahre alt.