Bei der künftigen Nutzung des Adler-Areals im Ortszentrum steuert die Gemeinde Allensbach auf eine Sackgasse zu. Eine klare Mehrheit des Gemeinderats hatte bereits im Oktober 2019 beschlossen, dass eine Hotelnutzung der Top-Immobilie in der Radolfzeller Straße gewünscht wird. Seither haben die damit beauftragte Stadtentwicklungsgesellschaft (Steg) und Bürgermeister Stefan Friedrich zwar Gespräche geführt mit einer Reihe von möglichen Interessenten.

Doch nun konnte Götz Hofmann von der Steg im Gemeinderat gerade einmal drei potenzielle Investoren präsentieren. Und der Knackpunkt sei, dass alle drei meinen würden, aus Gründen der Wirtschaftlichkeit wäre neben der Hotelnutzung des Areals, zu dem noch das Bahnwärterhäuschen und das Grundstück daneben in der Brunnengasse gehören, auch eine Nutzung als Wohnraum nötig. Die Suche nach weiteren Interessenten gehe im Juli weiter, so Hofmann.

Sondersitzung des Gemeinderats am 29. September

Dem Bürgermeister, der bei den Gesprächen ja dabei war, platzte der Kragen: „Was ich gehört habe von den Investoren, ist nicht das, was man hier hören will. Wir sind gestartet mit einem Filet-Grundstück. Und wir wollen dort ein Hotel haben.“ Er und der Gemeinderat hätten deshalb eigentlich von der Steg hören wollen, wie dort eine reine Hotelnutzung möglich wäre, monierte Friedrich. Es widerstrebe ihm derzeit, über Vergabekriterien und einen Mindestkaufpreis zu sprechen. Doch das ist nach aktueller Planung im Gemeinderat in der Sitzung im Juli vorgesehen.

Und in einer Sondersitzung am 29. September sollen dann die potenziellen Investoren ihre Konzeptionen vorstellen, so Friedrich. Dann müsse der Gemeinderat entscheiden, ob man das Grundstück trotzdem verkaufen wolle, auch wenn es möglicherweise keinen gebe, der es so nutzen will, wie es gewünscht wird. Zu dieser – voraussichtlich nicht-öffentlichen – Sondersitzung sollen die Interessenten ihre Unterlagen 14 Tage vorab einreichen, betonte der Bürgermeister, damit alle Räte sich gut vorbereiten könnten. Zunächst aber soll das Thema Adler – auch mit einer umfangreicheren Vorlage als nun im Gemeinderat, die nur eine Seite umfasste – ein weiteres Mal im Haupt- und Finanzausschuss (HFA) im Juli diskutiert werden.

Viele Allensbacher interessiert es, was aus dem ehemaligen Gasthaus Adler und dem Grundstück wird. Hotels unterschiedlicher Art werden ...
Viele Allensbacher interessiert es, was aus dem ehemaligen Gasthaus Adler und dem Grundstück wird. Hotels unterschiedlicher Art werden vorgeschlagen, ebenso ein Treffpunkt für Einheimische und auch bezahlbarer Wohnraum, der generell von vielen gewünscht wird. | Bild: Zoch, Thomas

Harsche Kritik an der Steg äußerten auch einige Gemeinderäte. Ludwig Egenhofer sagte für die CDU, dass diese Sondersitzung dringend nötig sei – mit einer aussagekräftigen Vorlage. „Wir wollen dieses Jahr noch eine Entscheidung fällen. Wir wollen das Thema Adler vom Ratstisch bekommen.“ Pius Wehrle (Freie Wähler) sagte: „Ich bin enttäuscht von der Steg. Das plätschert dahin. Das muss man anders vorantreiben.“ Die Steg habe dem Gemeinderat gesagt, es sei kein Problem, genügend potenzielle Investoren zu finden. Eine Mischnutzung mit Wohnen wollten die FW nicht. Und er hätte für die Sitzung bessere Pläne erwartet.

Doris Hellmuth (Bunte Liste) sagte zum einen: „Es war von Anfang an klar, dass ein Hotel schwierig wird.“ Doch sie sehe es ebenfalls kritisch, was Hofmann vorgestellt habe. „Wir brauchen vernünftige Vorlagen und Daten.“ Zum Beispiel auch darüber, was der Gemeinde noch an zusätzlichen Kosten entstehen würden und in welchem Bereich der Verkaufspreis liegen könnte. Es könne nicht sein, dass die öffentliche Hand am Ende eine Hotel- oder Wohnnutzung subventioniere. Tobias Volz (SPD) bemängelte ebenso Hofmanns Präsentation und meinte: „Wir müssen handeln – ohne Steg. Unsere Vorstellungen waren völlig anders.“ Patrick Konopka (FDP) dagegen sagte, natürlich hätte man gern ein Hotel mit Restaurant, aber: „Als FDP wären wir offen für andere Lösungen.“ Wie zum Beispiel Einzelhandel oder Seniorenwohnen. Er appellierte an die Ratskollegen im HFA, in dem er als einziger FDP-Vertreter nicht sitzt, auch über alternative Nutzungen nachzudenken.

Elf potenzielle Investoren und Betreiber wurden angesprochen

Hofmann hatte es am Ende sichtlich eilig, die Sitzung zu verlassen. Eingangs hatte er noch gemeint: „Wir sind aus meiner Sicht einen Schritt weitergekommen. Wir haben elf potenzielle Investoren und Betreiber angesprochen.“ Das möge wenig klingen, doch man habe versucht, zielorientiert Leute anzusprechen, weil: „Das Thema Hotel ist ein Sonderthema.“ Neben den drei potenziellen Investoren gebe es aktuell einen Interessenten als Betreiber, der aber auf einen Investor angewiesen wäre. Einer der möglichen Investoren plane einen Neubau anstelle des Adlers mit Verkaufsflächen für regionale Produkte im Erdgeschoss sowie Appartments, Suiten und Businesszimmern in den drei Obergeschossen. Im Bahnwärterhäuschen wolle er einen Wellnessbereich und in einem Neubau daneben Wohnungen.

Die Konzeption des zweiten potenziellen Investoren halte er am meisten für erfolgversprechend. Dieser sei ein regionaler Bauträger, der nur das denkmalgeschützte Nebengebäude des Adlers sowie das Bahnwärterhäuschen für eine Wohnnutzung vorsehe. „Das halte ich für vertretbar“, meinte Hofmann. Anstelle des Adlers sehe dieser Interessent einen Neubau mit circa 28 Gästezimmern vor und Empfang, Bar und Frühstücksraum im Erdgeschoss sowie einen Neubau an der Brunnengasse mit zwölf bis 18 Appartements auf zwei Ebenen, die dem Hotel angegliedert wären. Der dritte Interessent sei ein Spezialist für die Sanierung und Nutzung von Denkmälern und ebenso für Hotelnutzung. Dieser wolle die Außenhülle des alten Adlers stehen lassen, damit das Projekt über die Abschreibungsmöglichkeit wirtschaftlicher werde. Doch auch dieser plane parallel Wohnnutzung in einem Neubau an der Brunnengasse.

Freiwilliges Bieterverfahren angestrebt

Wie schwierig das Hotel-Projekt auf der begrenzten Fläche (rund 1000 Quadratmeter) bei maximal vier Geschossen (so die bisherige Vorgabe der Gemeinde) ist, hatte sich schon Anfang des Jahres gezeigt. Ein Interessentenduo aus der Region, ein Hotelbetriebswirt und ein Unternehmer, hatte noch vor der Fasnacht wieder abgesagt. Nach ihrer Berechnung wäre ein reiner Hotelbetrieb nicht wirtschaftlich rentabel machbar. Hofmann erklärte nun nach den weiteren Gesprächen mit potenziellen Interessenten: „Es gibt mit Sicherheit keinen, der sagt, ich kaufe das Grundstück sofort.“ Daher sollte es das Ziel sein, die Interessenten in ein freiwilliges Bieterverfahren zu bringen. Und dabei sollte es natürlich im Idealfall mehrere Bewerber geben, damit der Gemeinderat eine Auswahl habe. Ob sich die aktuell drei potenziellen Investoren darauf einlassen werden, wisse er nicht, so Hofmann. Wobei er anmerkte, bei schwierigen Projekten könne es auch passieren, dass man am Ende froh sein könne, wenn es überhaupt einen Interessenten gebe.