Die Neugestaltung des Adler-Areals in Allensbach sowie der gegenüber liegende Bereich von Sparkasse und Polizeigebäude ist in den nächsten Jahren eines der größten Projekte in der Gemeinde. Damit wird sich das Ortsbild und das Leben im Zentrum spürbar verändern. Baulich wird sich das mit einem neuen Sparkassen-Gebäude, etlichen neuen Wohnungen sowie Gewerbeflächen und Parkplätzen niederschlagen. Entsprechend groß ist das Interesse der Bürger, zumal nachdem der SÜDKURIER vor einigen Wochen exklusiv den Planungsstand vorgestellt hat.

Das könnte Sie auch interessieren

In der Gemeinderatssitzung, in der die Sparkasse Reichenau ihr Konzept für eine neue Bebauung vorstellte, war der Besucherandrang riesig. Bürgermeister Stefan Friedrich ordnete das entsprechend ein: „Es ist ein tolles Projekt, ein gewichtiges Projekt.“ Es werde hierzu Ende Juli noch eine Bürgerinformation geben – entweder im Pfarrheim oder der Bodanrückhalle. Dort könnten sich Bürger dann auch noch äußern und Anregungen machen.

Der Gemeinderat stimmte zwar dem Vorhaben grundsätzlich und einstimmig zu, doch Friedrich betonte, dass „heute erst der Auftakt ist und nicht das Ende“. Es würden keine vollendeten Tatsachen geschaffen. Mit dem Beschluss des Gemeinderats kann die Sparkasse aber auf einer belastbaren Grundlage ihren Entwurf ausarbeiten.

Die Sparkasse Reichenau hat ihre Pläne für das Adler-Areal und die andere Straßenseite in Allensbach nun erstmals öffentlich ...
Die Sparkasse Reichenau hat ihre Pläne für das Adler-Areal und die andere Straßenseite in Allensbach nun erstmals öffentlich vorgestellt. Eine neue Geschäftsstelle, Wohnungen und Gewerberäume sollen entstehen. | Bild: Zoch, Thomas

Sparkassenchef Günter Weber ging bei seinen Ausführungen auf den Ausgangspunkt der Planung ein. Ziel sei dabei die Erneuerung der Geschäftsstelle in Allensbach gewesen. Aber: „Für eine energetische Sanierung ist es eine Katastrophe.“ Da die Gemeinde zugleich eine Neugestaltung des Adler-Areals anstrebe, habe man das Gespräch für eine gemeinsame Planung gesucht. Günter Weber hob dabei hervor, dass die Sparkasse zwar die Arbeit mache und investieren wolle, die Gemeinde behalte jedoch die Planungshoheit.

Auswirkungen auf den Charakter des Dorfs

Für sein Haus gehe es um die Frage, was wichtig für die Sparkasse sei – aber auch für die Dorfentwicklung. „Das Projekt kann für die Gemeinde und die Sparkasse ein Gewinn sein.“ Das werde richtig viel Geld kosten, doch: „Das nehmen wir gern in die Hand, weil wir überzeugt sind, dass es eine tolle Lösung fürs Dorf werden kann.“ Zu möglichen weiteren Wünschen von Gemeinderat und Bürgern meinte Günter Weber: „Wir sind völlig offen. Aber es kann nicht jeder Wunsch erfüllt werden. Alles wird ein Kompromiss sein.“

So sieht der Lageplan für das Millionen-Projekt aus.
So sieht der Lageplan für das Millionen-Projekt aus. | Bild: Sparkasse Reichenau

In den Grundzügen sieht der Entwurf so aus, wie ihn der SÜDKURIER vor einigen Wochen vorgestellt hat: Auf dem eigentlichen Adler-Areal will die Sparkasse das ehemalige Gasthaus abreißen und einen genau gleich hohen Neubau errichten. Darin sollen sich dann die neue Geschäftsstelle und darüber Wohnungen befinden. Der Neubau soll mit dem Giebel zur Radolfzeller Straße stehen. Darunter ist eine Tiefgarage geplant, in der aber nur maximal acht Stellplätze möglich seien. Die Zufahrt müsse über die Brunnengasse erfolgen.

Das könnte Sie auch interessieren

Die Kosten für diesen Neubau lägen nach Angaben von Günter Weber bei fünf bis sechs Millionen Euro. Das denkmalgeschützte Nebengebäude, das so genannte Fischerhaus, soll saniert werden, zwischen den beiden Gebäuden ist ein Verbindungsgang vorgesehen. Kostenschätzung: zwei bis 2,5 Millionen Euro. Auf dem Platz davor seien drei Kurzzeitparkplätze vorgesehen. Somit wären insgesamt elf von 26 benötigten Autostellplätzen geschaffen. Die übrigen 15 sollen als begrünte Stellplätze ebenerdig auf dem Grundstück beim Bahnwärterhäuschen an der Brunnengasse geschaffen werden.

Das Adler-Areal – das sich hier etwas für Allensbach zum Besseren entwickeln kann, ist offensichtlich.
Das Adler-Areal – das sich hier etwas für Allensbach zum Besseren entwickeln kann, ist offensichtlich. | Bild: Zoch, Thomas

Hier war laut Günter Weber auch mal die Idee eines Parkdecks ins Gespräch gebracht worden, was im Dorf für einige Diskussionen gesorgt hatte. Neu in der aktuellen Planung ist zudem, dass die Sparkasse ihren Raumbedarf noch mal überarbeitet hat. Im neuen Adler benötigt sie nun auch das erste Obergeschoss. Im zweiten Obergeschoss und im Dachgeschoss entstehen somit nur sechs statt neun Wohnungen: zwei mit drei und vier mit zwei Zimmern. Die Dachneigung (mit Gaupen) werde geringer sein als beim Adler. Im Fischerhaus plant die Sparkasse im Erdgeschoss Büros für sich, darüber sollen drei Wohnungen saniert werden: je eine mit fünf, drei und zwei Zimmern.

Etliche Teilprojekte

Auf der Nordseite der Radolfzeller Straße sollen die alten Gebäude der Sparkasse und der Polizei abgerissen werden. Hier sind drei neue Mehrfamilienhäuser, alle gleich groß und gestaltet, mit Gewerberäumen im Erdgeschoss vorgesehen. Man wolle nicht einen großen Gebäudekomplex, so Günter Weber. Zwischen den Häusern sollen Freiräume geschaffen werden.

Ein weiteres ebenso großes Mehrfamilienhaus ist an der Höhrenbergstraße geplant, wo sich derzeit der Parkplatz der Sparkasse befindet. Wie von der Gemeinde gewünscht, wolle man alters- und behindertengerechten Wohnraum schaffen und solchen für junge Familien – und das im mittleren Preissegment gemäß dem aktuellen Mietspiegel. Weil im neuen Adler das erste Obergeschoss von der Sparkasse selbst benötigt wird, soll das Haus an der Höhrenbergstraße um ein Stockwerk höher ausfallen. Insgesamt sollen in den vier Häusern 18 Wohnungen entstehen: acht mit fünf und zehn mit drei Zimmern.

An der Höhrenbergstraße soll es zudem einen Freibereich mit Spielplatz geben. Unter dem ganzen nördlichen Areal ist eine Tiefgarage geplant, deren Fassungsvermögen gegenüber der ursprünglichen Planung bereits optimiert worden sei, so Günter Weber. Zusätzlich sei ein spezieller Fachplaner beauftragt – er soll prüfen, ob eventuell noch ein paar Doppelparker-Plätze nötig seien. Zudem soll es rund zehn Stellplätze wie bisher in Parkbuchten an der Radolfzeller Straße geben.

Das könnte Sie auch interessieren

In der Schmittengasse, wo bisher die Polizei ihre Abstellflächen hat, sollen weitere sechs bis sieben Stellplätze möglich sein. Somit könnten die nach derzeitigem Stand erforderlichen 66 Stellplätze nachgewiesen werden – wobei Günter Weber anmerkte, dass es sich hierbei um die maximal nötige Zahl handle. Es müsse baurechtlich noch geprüft werden, ob es nicht weniger sein könnten. Bei den Gewerbeeinheiten wolle man auf Wünsche der Gemeinde wie einen Bioladen, ein bis zwei Arztpraxen oder eine Apotheke eingehen, vorgesehen seien ferner Kleingewerbe und ein Kiosk. Kostenschätzung für den Nordbereich: elf bis 15 Millionen Euro, so Günter Weber.

Räte stehen hinter dem Vorhaben

Für die CDU sagte Ludwig Egenhofer: „Wir sind sehr froh, dass sich in diesem Bereich endlich etwas tut.“ Die Sparkasse suche eine ganzheitliche Lösung, und die Gemeinde sei in die Planung immer mit eingebunden. „Für die CDU ist wichtig, dass sich der neue Adler in die historische Häuserfront einpasst.“ Das neue Gebäude dürfe nicht höher werden und solle schmaler zur Straße hin sein. Das Fischerhaus müsse zeitgleich saniert werden (was auch vorgesehen ist).

Ludwig Egenhofer: „Für die CDU ist wichtig, dass sich der neue Adler in die historische Häuserfront einpasst.“
Ludwig Egenhofer: „Für die CDU ist wichtig, dass sich der neue Adler in die historische Häuserfront einpasst.“ | Bild: Scherrer, Aurelia

Die Parkplatzproblematik sei heftig im Dorf diskutiert worden. Auch bei den neuen Gewerberäumen sei die Sparkasse auf die Wünsche der Gemeinde eingegangen. „Wir wollen kein neues Lago.“ Was an Geschäften in einigen Jahren fehlen werde, könne man noch besprechen. Wichtig sei der CDU eine Ortsmitte mit bezahlbaren Wohnungen und ein Angebot mit Dingen des täglichen Bedarfs.

Für die Freien Wähler schloss sich Karin Heiligmann dieser Argumentation an. Doch sie fügte hinzu, dass ein solch wichtiges Projekt möglichst frühzeitig öffentlich gemacht und diskutiert werden sollte. „Wir stehen weiter zu der Planung. Wir sind froh, dass die Sparkasse als Investor auftritt.“ Es sei gut, dass das Fischerhaus saniert werde, der dortige Vorplatz könnte aber auch Aufenthaltsqualität bekommen. In der Brunnengasse sei jetzt klar, dass dort nie ein Parkhaus geplant gewesen sei. Und an der Nordseite würden die FW davon ausgehen, dass sich die Firsthöhen einfügen.

Für die Bunte Liste sagte Doris Hellmuth: „Es gibt jetzt sicher noch viele Dinge zu regeln.“ Sie finde es unbefriedigend, dass die drei Gebäude nördlich der Radolfzeller Straße alle gleich aussehen sollen. „So was gibt‘s im ganzen Dorf nicht.“ Und die oberirdischen Stellplätze an der Brunnengasse finde sie völlig unmöglich. Das könne sie nicht mittragen. „Da sollten sich die Architekten noch mal Gedanken machen.“

Doris Hellmuth: „Es gibt jetzt sicher noch viele Dinge zu regeln.“
Doris Hellmuth: „Es gibt jetzt sicher noch viele Dinge zu regeln.“ | Bild: Zoch, Thomas

Für die SPD erklärte Tobias Volz schriftlich: „Wir unterstützen ausdrücklich die Pläne der Sparkasse Reichenau und befürworten eine öffentliche Veranstaltung, in der Bürgerinnen und Bürger informiert werden. Die Sparkasse muss sich hier nicht verstecken. Eine Info-Veranstaltung hätte natürlich besser vor der Gemeinderatssitzung stattfinden sollen.“

Das könnte Sie auch interessieren

Für die FDP sagte Patrick Konopka: „Wir sollten in Zukunft offener und frühzeitiger kommunizieren.“ Die Pläne würden eine deutliche Verbesserung gegenüber dem jetzigen Zustand darstellen. Und er könne sich nicht vorstellen, dass ein anderer Investor so die Interessen der Gemeinde und der Bürger berücksichtigen würde. Gewerberäume etwa für Lebensmittelladen oder Arzt seien wichtig, aber: „Für mich ist die Schaffung von Wohnraum für Familien der entscheidende Aspekt.“ Er werde darauf pochen, dass auch tatsächlich so viele Fünf-Zimmer-Wohnungen entstehen. „Als Fragezeichen bleibt für mich das Parken in der Brunnengasse.“ Das werde zu einer Mehrbelastung für Anwohner führen.