Mit diesem Projekt könnte sich das Allensbacher Ortszentrum deutlich verändern. Voraussetzung ist, dass die nun durch einen SÜDKURIER-Bericht bekannt gewordenen Pläne der Sparkasse Reichenau und der Gemeinde für das Adler-Areal auch tatsächlich umgesetzt werden. Die Veröffentlichung der Details jedenfalls sorgte für Verwunderung bei einigen Gemeinderäten.

Kompletter Abriss und Neubaupläne

Die Sparkasse will von der Gemeinde sowohl das Adler-Grundstück als auch das auf der anderen Straßenseite, auf dem sich die Polizeidienststelle befindet, kaufen. Alle Gebäude inklusive der alten Sparkasse würden abgerissen. Statt des alten Gasthauses Adler sehen die Pläne der Sparkasse dort ein ganz ähnliches neues Gebäude vor, in dem sich eine neue Filiale sowie Wohnungen befinden sollen.

Bild 1: Millionenprojekt in Allensbach: Was sagen die Gemeinderäte zu den Plänen der Sparkasse?
Bild: Schönlein, Ute

An der Nordseite der Radolfzeller Straße sind vier Mehrfamilienhäuser mit Gewerberäumen in den Erdgeschossen geplant. Die Pläne waren bisher nur in einer nicht-öffentlichen Sitzung dem Gemeinderat vorgestellt worden. Entsprechend zeigten sich nun einige Ratsmitglieder irritiert. Einige wollten sich zu dem Vorhaben deshalb auch noch nicht näher äußern.

Wo werden die Stellplätze geschaffen?

CDU-Chef Ludwig Egenhofer sagte: „Es ist noch kein Beschluss gefasst. Ich warte ab, bis wir die aktuellen Pläne sehen.“ Wenn das Thema in öffentlicher Sitzung im Gemeinderat auf der Tagesordnung stehe, werde es eine Vorlage geben, über die dann zunächst die CDU-Fraktion intern diskutiere und dann im Gemeinderat.

Ludwig Egenhofer, CDU.
Ludwig Egenhofer, CDU. | Bild: SK

„Die CDU wird zu gegebener Zeit Stellung nehmen“, so Egenhofer. Es seien noch einige Fragen zu klären – zum Beispiel, wo und wie die nötigen 80 bis 90 Stellplätze geschaffen werden sollen. Und es müsse auch noch ein Vertrag mit der Sparkasse ausgehandelt werden.

Freie Wähler sehen Pläne positiv

Auch Karin Heiligmann, Fraktionssprecherin der Freien Wähler, verweist darauf, dass im Gemeinderat noch keine Beschlüsse gefasst worden seien. Durch die Veröffentlichung sei Unruhe und auch Unmut entstanden. „Wir sind verpflichtet, Stillschweigen zu bewahren, so lange etwas nur nicht-öffentlich diskutiert wurde“, betont Heiligmann. Klar sei: „Es steht außer Frage, dass da jetzt mal was passieren muss.“

Karin Heiligmann, Freie Wähler.
Karin Heiligmann, Freie Wähler. | Bild: Optik Photo Hepp

Zu den Vorschlägen der Sparkasse erklärt sie: „Wir stehen der Planung sehr positiv gegenüber. Es ist ein durchdachtes, gut geplantes Projekt.“ Doch das Problem mit den Stellplätzen sei noch offen. Wie und wann es eine Umsetzung geben könnte, stehe allerdings in den Sternen. „Da brauchen wir ordentliche Unterlagen, damit wir auch die Fragen der Bürger beantworten können.“

„Wir müssen erstmal darüber reden“

Jürgen Saegert (Bunte Liste) sagt nur: „Ich möchte mich momentan dazu nicht äußern.“ Er meint, es helfe nichts, wenn solche Pläne zu früh öffentlich seien. „Es ist noch nichts entschieden, und es ist noch ein früher Zeitpunkt. Wir müssen erst mal darüber reden, wie wir weiter vorgehen.“

Jürgen Saegert, Bunte Liste.
Jürgen Saegert, Bunte Liste. | Bild: SK

Wobei er schon mal anmerkt, dass das im SÜDKURIER-Artikel angesprochene Thema Parkplätze „ein Riesenproblem“ sei.

SPD ist bezahlbarer Wohnraum wichtig

SPD-Chef Tobias Volz äußert sich dagegen ganz offen. „Ich denke, der Vorschlag, der jetzt vorliegt, ist eine Bereicherung für die Gemeinde. Es wird bezahlbarer Wohnraum entstehen, was der SPD wichtig ist.“

Tobias Volz, SPD.
Tobias Volz, SPD. | Bild: Tesche, Sabine

Ebenso wichtig sei es seiner Fraktion, dass es Mietwohnungen bleiben sollen und keine Eigentumswohnungen. Schön finde er zudem, dass das denkmalgeschützte Nebengebäude des Adlers saniert und in das Gesamtensemble eingebunden werden soll.

„Es entsteht was Schönes“, meint Volz. Allerdings ist es der SPD ein Anliegen, dass eine Art Gesundheitszentrum entstehen könnte – also dass in den geplanten Gewerberäumen eine Apotheke oder Arztpraxen unterkommen.

So sieht es heute an der Radolfzeller Straße aus.
So sieht es heute an der Radolfzeller Straße aus. | Bild: Lutz, Stefan

Es sei für ihn nachvollziehbar, dass die Sparkasse wegen der Wirtschaftlichkeit auch das Polizeigebäude in ihre Planungen einbezogen habe, so Volz weiter. Sie gehe schließlich das wirtschaftliche Risiko ein.

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Andererseits wäre das dann insgesamt ein Sparkassen-Projekt; das Geldinstitut wäre auch für die Vermietung von Wohnungen und Gewerberäumen zuständig. Die Gemeinde hätte keine Möglichkeit mehr, in der Ortsmitte mitzugestalten. Man könne nur Wünsche äußern. Doch Volz ist optimistisch: „Der Sparkasse geht es darum, etwas für die Gemeinde zu machen.“

FDP-Vertreter lobt Optik des Projekts

Zurückhaltend äußert sich der FDP-Vertreter Patrick Konopka: „Über die Planung muss noch entschieden werden. Das wird im Gemeinderat noch mal diskutiert, ob wir zufrieden sind.“ Optisch finde er die Pläne attraktiv. Und: „Dass neuer Wohnraum entstehen und sich die Miete am Mietspiegel orientieren soll, ist per se mal gut.“

Patrick Konopka, FDP.
Patrick Konopka, FDP. | Bild: Tassilo Stewanowitsch

Konopka spricht sich dafür aus, dass auch größere Wohnungen mit vier oder fünf Zimmern entstehen, damit Familien mit mehreren Kindern eine Chance hätten. „Das fehlt mir manchmal bei den Bauplanungen“, so Konopka. „Das ist mir ganz wichtig bei dem Projekt.“

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