Gerade in kleinen Orten lebt die Gemeinschaft vom Ehrenamt, von engagierten Menschen, die ihre Zeit und Kraft opfern, um sich für die Allgemeinheit einzusetzen – und das in den unterschiedlichsten Bereichen. Wir stellen drei dieser Ehrenamtlichen in Allensbach vor.

Michael Tress wollte nie etwas anderes als in die Feuerwehr

Michaela Tress ist sich sicher: „Wir wurden da hineingeboren.“ Die 26-Jährige meint die Feuerwehr Allensbach. Ihr Vater war dort über 20 Jahre lang Kommandant. Auch der Opa und der Urgroßvater prägten die Allensbacher Feuerwehr mit ihrem Engagement. Michaela Tress wusste schon mit elf Jahren: „Ich wollte zur Feuerwehr. Ich wollte nichts anderes.“ Sie und fünf andere waren die ersten Mädchen bei der Allensbacher Jugendfeuerwehr.

Heute ist sie voll ausgebildete Feuerwehrfrau, die bei schlimmen Unfällen genauso gerufen wird wie bei Bränden. Sie ist zudem die stellvertretende Jugendwartin und Schriftführerin. Das alles stemmt sie trotz des baldigen Wiedereinstiegs in den Beruf als Bürofachkraft, eines einjährigen Sohns und ihres Engagements für den Musikverein im Ort. Sie sagt: „Das ist eine Lebenseinstellung.“

Michaela Tress engagiert sich für die Allensbacher Feuerwehr. Sie sagt über die Einsätze: „Mir ist bewusst, dass das gefährlich ist. Der ...
Michaela Tress engagiert sich für die Allensbacher Feuerwehr. Sie sagt über die Einsätze: „Mir ist bewusst, dass das gefährlich ist. Der Eigenschutz geht immer vor.“ | Bild: Rindt, Claudia

Der Bruder und der Mann von Michaela Tress sind ebenfalls bei der Feuerwehr. „Es ist schön jemand zuhause zu haben, der das versteht.“ Über ihren Partner sagt sie: „Mein Mann und ich ergänzen sich gut.“ Bei Proben und Einsätzen wechselten sie sich so ab, dass einer beim Kind bleiben kann. Er habe zum Beispiel extra Urlaub genommen, damit sie sich in Bruchsaal weiterbilden konnte.

Wie viel riskiert sie bei ihren Einsätzen? „Mir ist bewusst, dass das gefährlich ist. Der Eigenschutz geht immer vor.“ Man lerne in Lehrgängen, die Lage einzuschätzen. Das Wissen, Gutes zu tun, und die Kameradschaft in der Truppe treiben sie an, sagt sie. Bei der Feuerwehr gilt: Man muss sich blind auf den anderen verlassen können.

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Michaela Tress verbringt viel Zeit mit der Feuerwehr. Seit 2015 bildet sie sich weiter. Sie ist Atemschutzträgerin und leitet im nächsten Jahr die Jugendfeuerwehr. Dazu kommen Proben und Dienste beim Überprüfen des Atemschutzes und dem Waschen der Schläuche sowie die Einsätze, oft Verkehrsunfälle wegen der nahen Bundesstraße 33. Einen Tipp beherzigt sie, wenn sich schwere Verletzungen oder Schlimmeres ahnen lassen: „Schau den Personen nicht ins Gesicht.“

Zur Feuerwehr können auch Quereinsteiger kommen. „Man muss nicht in der Jugendfeuerwehr gewesen sein.“ Gesucht seinen vor allem Menschen, die sich tagsüber im Ort aufhalten und bei Alarm ausrücken können. Trotz der Belastungen – auf die Frage, ob sie sich wieder für die Feuerwehr entscheiden würde, sagt sie: „Ja, ganz klar.“

Das Tanzen ist Katsia Maiers Leidenschaft

Katsia Maier liebt tänzerische Bewegungen. Als Schulkind wirkte sie selbst bei Aufführungen mit, und als Erwachsene trainierte sie 15 Jahre lang den Bauchtanz. Manchmal sind Elemente davon im Kinderballett des Narrenvereins Alet zu sehen. Denn seit zwei Jahren leitet die 41 Jahre alte Erzieherin diese Tanzgruppe zusammen mit ihrer Schwester. Zurückblickend sagt sie: „Ich habe Freude an der Sache.“ Zu sehen, wie sich eine Gruppe formt und die Einzelnen an den Aufgaben wachsen, das sei einfach schön.

Katsia Maier setzt sich fürs Kinderballett des Narrenvereins Alet ein. Sie erzählt: „Sobald die Sommerferien vorbei sind, fragen die ...
Katsia Maier setzt sich fürs Kinderballett des Narrenvereins Alet ein. Sie erzählt: „Sobald die Sommerferien vorbei sind, fragen die Kinder, wann es denn wieder los geht.“ | Bild: Rindt, Claudia

Katsia Maier hat selbst zwei Kinder, die im Ballett tanzten. Die Erzieherin fertigte zunächst die Kostüme fürs Ballett. Manchmal übernahm sie vertretungsweise die Leitung. Irgendwann lag diese dann ganz bei ihr und ihrer Schwester Tatsiana Yesil. „Ich bin da reingerutscht.“ Sie bedauert es nicht.

Katsia Maier sagt über ihre Gruppe: „Jeder kann was, jeder lernt was.“ Alle sollten in erster Linie Spaß haben. Das tänzerische Talent sei nicht so wichtig. Die Kinder könnten eigene Ideen einbringen. Sie und ihre Schwester probierten dann aus, ob sie sich auch umsetzen lassen. „Es entsteht ein gemeinsames Werk.“

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Viele Kinder wollen in die Gruppe von Katsia Maier. Es gibt eine grobe Regel: „Jeder muss Platz haben auf der Bühne.“ Außerdem wolle sie jedem gerecht werden, was gar nicht so einfach sei. Denn die Gruppe bestehe manchmal aus bis zu 30 Kindern. Diese haben aber offenbar Interesse und Freude an der Sache.

„Sobald die Sommerferien vorbei sind, fragen die Kinder, wann es denn wieder los geht.“ Sie schaue dann erst einmal, welche Kinder im Ballett mitwirken wollen und welche Termine schon durch andere Vereinsaktivitäten belegt sind. Die Ballettproben sollen sich nämlich möglichst nicht mit anderen Aktivitäten überschneiden.

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Im Oktober fange dann das Training an. Sie und ihre Schwester führen die Kinder an den Narren-Auftritt heran. Aus der Erfahrung weiß sie: Sind Ängste und Sorgen erst einmal abgefallen, werden die Aufführungen richtig gut. Katsia Maier ist überzeugt, dass es sich für alle im Ort lohnt, ehrenamtlich engagiert zu sein: „Das schweißt zusammen.“

Lisa Welschinger vereint Beruf, Kind und Verein

Lisa Welschinger ist berufstätig, sie hat ein kleines Kind, und sie engagiert sich im Musikverein Allensbach. Sie spielt dort Querflöte, kümmert sich um die Mitgliederverwaltung und die Pressearbeit. Die 35-Jährige sagt, es sei kein Problem, das alles zu schaffen. Denn die Aufgaben im Verein seien so entzerrt worden, dass sie für jeden machbar sind. Sie ist froh, sich für andere einsetzen zu können: „Musik verbindet. Wir sind ein netter Haufen. Man kommt auch ganz schnell im Ort an.“

Denn Lisa Welschinger kommt aus dem Taunus. Sie ist mit einem Allensbacher verheiratet. Gefällt ihr die Blasmusik wirklich? Welschinger lacht. Auch sie habe Vorurteile im Kopf gehabt, doch dann habe sie sich die Sache mal angeschaut. „Es hat mir gut gefallen.“ Im Verein seien Jung und Alt vertreten – und deren Musikrichtungen. Klar gebe es die klassische Polka oder den Marsch, aber eben auch Filmmusik, Musicals oder Pop.

Lisa Welschinger ist im Musikverein Allensbach aktiv und spielt selbst Querflöte. Sie sagt: „Wir sind ein netter Haufen. Man kommt auch ...
Lisa Welschinger ist im Musikverein Allensbach aktiv und spielt selbst Querflöte. Sie sagt: „Wir sind ein netter Haufen. Man kommt auch ganz schnell im Ort an.“ | Bild: Rindt, Claudia

Der 170 Jahre alte Musikverein sorge für die Untermalung vieler Ereignisse in der Gemeinde. So spiele er etwa nach der Erstkommunion, begleite die Seeprozession, den 1. Mai und bewirtete beim Seetorfest. Vieles werde in Gemeinschaftsarbeit bewältigt. So etwa das Schmücken der Bodanrückhalle für ein Konzert zum Thema Faszination Berge oder das Schleppen der Stühle, um einen Saal für die Zuhörer bereit zu machen.

Lisa Welschinger spielt seit dem zwölften Lebensjahr Querflöte. Im Jahr 2014 kam sie zum Studium in die Region und rührte das Instrument kaum mehr an. Nach dem Studium „bin ich hier hängen geblieben.“ Sie heiratete einen gebürtigen Allensbacher, lernte seinen Freundeskreis kennen, darunter auch Menschen, die im Musikverein spielen. Die motivierten sie dazu, sich die Truppe doch einmal anzusehen.

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Mit Erfolg. Heute sagt Lisa Welschinger: „Musik kann man immer anfangen.“ Der Verein helfe, wenn jemand ein Instrument neu lernen oder es nach langer Zeit wieder spielen wolle. Für alle Stufen des persönlichen Könnens gebe es Möglichkeiten zur Beteiligung. „Das älteste Mitglied in der Jugendkapelle zählt über 80 Jahre.“

Alles, was Sie über Allensbach wissen müssen

  • Kreis: Konstanz
  • Fläche in ha: 2653
  • Einwohner: 7228
  • Einwohner pro km2: 272
  • Durchschnittsalter: 46,3 Jahre
  • Miete pro qm2 in Euro: 9,18
  • Wohnung Kaufpreis pro qm2 in Euro: 4733,40
  • Haus Kaufpreis pro qm in Euro: 5747,09
  • Pendler: 1583 ein, 3054 aus
  • Bildung: Grundschulen (1), Realschule (1), Sozialwissenschaftliches Gymnasium (1), Berufsausbildung Erzieher (1), Fort- und Weiterbildung für Pädagogische Fachkräfte (1)
  • Bautätigkeiten: Kein Baugebiet in Sicht, Kaltbrunn verzögert sich durch einen Widerspruch (SÜDKURIER hat mehrfach berichtet). Umweltbericht soll nun erarbeitet werden. Im Laufe des Jahres 2025 sei mit Inkraftsetzung des Bebauungsplans zu rechnen, so die Gemeinde.
  • Fernverkehr: nein
  • Regionalverkehr: ja
  • Nahversorgung: Supermärkte Vollsortiment (4), Wochenmarkt (1)
  • Schwimmbäder: Strandbäder (2)
  • Hausärzte: 3
  • Pflegeheime/Seniorenzentren: ja
  • Kitaplätze: Es gibt sechs gemeindeeigene Kindergärten in Allensbach und seinen Teilorten: Kinderhaus am Walzenberg (VÖ Ü3 44, GT Ü3 22, VÖ U3 20, GT U3 10), Hegne (VÖ Ü3 25), Kaltbrunn (VÖ Ü3 22, GT Ü3 22, VÖ U3 10), Montessori (VÖ Ü3 22, GT Ü3 22, VÖ U3 10, GT U3 10), Waldkindergarten (VÖ Ü3 20), Kinderhaus St. Nikolaus (VÖ Ü3 25, GT Ü3: 40). Dazu kommt der Kindergarten des Kinderschutzbundes in der Höhrenbergstraße (VÖ Ü3 25, VÖ U3 10). Im Grundschulgebäude Allensbach gibt es zehn Kitaplätze, die nicht den Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz bedienen. Gesamt: VÖ Ü3 183, GT Ü3 106, VÖ U3 60, GT U3 20. Plätze gelten ab Mai 2024 (VÖ=Verlängerte Öffnungszeiten, GT=Ganztagsbetreuung). Keine Angaben zu Betreuungsquoten.
Bild 4: So machen wir Allensbach besser: Engagement verbindet – bei der Feuerwehr und in Vereinen
Bild: Kerstan