„Wir haben keine Personen gefunden, die kandidieren und auch wirklich in den Gemeinderat möchten“, so Tobias Volz, der bisherige Fraktionschef und Vorsitzende des Ortsvereins. Damit tritt die SPD in Allensbach überhaupt nicht zur Kommunalwahl am 9. Juni an. Vor allem habe man kein einziges SPD-Mitglied, das ernsthaft dieses Ziel anstrebe. Diese wären höchstens bereit gewesen, weiter hinten auf der Liste anzutreten, wo es eher unwahrscheinlich sei, gewählt zu werden, so Volz. Derzeit zähle der Ortsverein 26 Mitglieder – Tendenz rückläufig.
Am Ende hätte es um die zehn Personen gegeben – auch Nicht-Mitglieder – die bereit gewesen wären, auf einer SPD-Liste zu stehen, aber nur um Volz und die Gemeinderätin Sonja Rombach-Volz zu unterstützen. Beide treten eben nicht mehr an – ebenso wenig wie Irmgard Weishaupt. Letztere kandidiert in Kaltbrunn zwar noch für den Ortschaftsrat, allerdings nun für die Grünen. „Da bricht uns zusätzlich was weg“, sagt Volz, „das macht das Leben nicht leichter.“ Manche, die bei früheren Wahlen für die SPD kandidierten, seien weggezogen oder wollten es teils aus Altersgründen nicht noch einmal.
„Wir können keine Liste aufstellen, wenn keiner in den Gemeinderat will. Das ergibt keinen Sinn“, so das Fazit von Volz. Die Schwierigkeit, Leute zu finden, hänge auch mit der Gesamtstimmung in Baden-Württemberg zusammen, meint er. Die Umfrageergebnisse der SPD seien schlecht, die Partei habe Wählerpotenziale verloren. Das mache sich auch in den Ortsvereinen bemerkbar. „Dabei geht es nicht um besser oder schlechter“, sagt Volz. Wobei er einräumt, sich als Vorsitzender in den vergangenen Jahren vielleicht zu wenig um den Ortsverein gekümmert zu haben – wegen seiner zeitintensiven Arbeit als Leiter eines Pflegedienstes sowie auch früher durch die Arbeit als Kreisvorsitzender und in Bundestagswahlkämpfen.
Doch Volz betont: „Der Ortsverein bleibt weiterhin bestehen.“ Es gebe bald die Mitgliederversammlung mit Neuwahlen, da werde er wieder als Vorsitzender antreten, was er seit 2007 ist, und man werde auch einen Vorstand zusammenbekommen, ist Volz überzeugt. „Wir wollen in den nächsten Jahren wieder aktiver sein mit Veranstaltungen und Aktionen“, kündigt er an – in der Hoffnung, bei der Gemeinderatswahl im Jahr 2029 dann wieder eine Liste aufstellen zu können.
Das sagt die Kreisvorsitzende
Die SPD-Kreisvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Lina Seitzl erklärt auf Nachfrage zur Lage in Allensbach: „Das ist natürlich schwierig, keine gute Nachricht. Wir hatten es uns gewünscht, eine Liste aufzustellen.“ Der Kreisverband habe versucht, den Ortsverein dabei zu unterstützen. Ein Problem sei sicher, dass Tobias Volz, der sich stark engagiert habe, selbst nicht mehr antreten könne, weil er nach Dingelsdorf umziehe. Wobei es auch für andere Parteien und im ganzen Landkreis immer schwieriger werde, engagierte Leute für Gemeinderäte zu finden. Diese Ämter seien auch sehr zeitintensiv.
Bei der SPD spiele sicher auch die Stimmungslage im Land mit schlechten Umfrageergebnissen eine Rolle, pflichtet sie Volz bei. „Es ist natürlich schon so, dass wir in einer schwierigen Lage sind“, so Seitzl. Aber sie sei zuversichtlich, dass die SPD in allen Kommunen im Landkreis, wo sie bisher (teils mit gemischten Listen) in den Gemeinderäten vertreten sei, auch wieder mit einer Liste antreten werde – außer in Allensbach. Aber: Der Ortsverein werde auch auf der SPD-Kreistagsliste vertreten sein, kündigt Seitz an. Namen will sie noch keine nennen. Diese Liste werde Mitte März aufgestellt.
Für den Kreistag will Tobias Volz, seit 2009 Mitglied, ebenfalls kandidieren – allerdings dann als Konstanzer. Der anstehende Umzug nach Dingelsdorf sei für ihn selbst überraschend gekommen. Sein Mietvertrag laufe 2024 aus. Er habe in Allensbach und den Ortsteilen nichts Passendes und Bezahlbares gefunden. „Wir haben schweren Herzens entschieden, aus Allensbach wegzuziehen, obwohl hier unser Lebensmittelpunkt ist.“ Unabhängig vom Umzug habe er schon länger überlegt, als Gemeinderat aufzuhören. Die Leitung seines Betriebs und die Arbeit beanspruchen so viel Zeit, dass er froh sei, wenn das hinter ihm liege.
Die Arbeit im Gemeinderat habe ihm viel Spaß gemacht, Dinge zu bewegen und umzusetzen, so sein Fazit. Aber es sei auch oft frustrierend gewesen, wenn er sich für etwas eingesetzt habe und es dann nicht vorangehe. Als Beispiel nennt er die Bürgerbeteiligung allgemein und speziell beim Adler-Areal. Da habe es zwar Infoveranstaltungen gegeben, aber keine wirkliche Bürgerbeteiligung, sagt Volz. „Unser Job als Gemeinderäte ist es, die Leute ernst zu nehmen.“ Die Bürgergruppe Adler-Areal habe hier die Bürgerbeteiligung gemacht – und teils gute Vorschläge.