Es war absehbar wegen der weiterhin geltenden Corona-Verordnungen – nun steht es fest: Auch in Allensbach und auf der Insel Reichenau wird es in diesem Jahr keine Weihnachtsmärkte geben. Dies erklären auf Nachfrage die Veranstalter, der Reichenauer Jugendfeuerwehrwart Sebastian Böhler und der Vorsitzende des Allensbacher Angelsportvereins (ASV), Björn Zimpel.

Die Einhaltung von Abstandsregeln wäre nicht zu kontrollieren oder nur mit großem Aufwand, und die gesundheitlichen Risiken für Besucher, Standbetreiber und Organisatoren wären zu groß, lassen sich die Hauptgründe zusammenfassen.

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Zumal sich die Weihnachtsmärkte hier großer Beliebtheit erfreuen bei Einheimischen wie auch Besuchern aus umliegenden Orten. Beide Märkte wären am ersten Adventssamstag gewesen. Für einige Vereine wie etwa das Reichenauer Rote Kreuz und die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft sowie den ASV selbst bedeutet dies natürlich auch eine finanzielle Einbuße.

Die Enge des Klosterhofs passt nicht

„Klar, es ist immer ein schöner Nachmittag“, so Böhler, aber er meint: „Man muss es sachlich sehen: Es ist jetzt halt so.“ Er und Bürgermeister Wolfgang Zoll erklären, sie seien bei Standbetreibern auf Verständnis gestoßen aufgrund der wieder steigenden Corona-Zahlen. „Die Enge des Klosterhofs passt einfach nicht“, meint Zoll.

Es habe die Überlegung gegeben, den Markt dezentraler zu veranstalten, aber das wäre ein zu großer organisatorischer Aufwand gewesen. Und: „Es widerspricht der Idee des Weihnachtsmarkts, wo man zusammenstehen möchte“, meint Wolfgang Zoll.

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Böhler erklärt, wenn die Stände auf verschiedene Orten verteilt wären, wäre es ja noch schwieriger zu kontrollieren, dass nicht zu viele Leute an einem Stand stehen: „Das können wir von der Jugendfeuerwehr nicht stemmen.“ Und extra hierfür eine Security-Firma zu engagieren, sei mit dem Budget nicht möglich – oder die Standgebühren müssten viel höher sein.

Böhler nennt als weiteren Grund, dass möglicherweise noch mehr Besucher als sonst gekommen wären, weil an anderen Orten solche Märkte abgesagt wurden. „Man kann die Besucherströme nicht kontrollieren. Es ist ein offener Markt“, so Böhler. Und: „Absperrungen machen den Markt nicht schöner.“

Corona-bedingt wird es in diesem Jahr keine Weihnachtsmärkte in Allensbach und auf der Reichenau (Bild) geben. Das Infektionsrisiko ist ...
Corona-bedingt wird es in diesem Jahr keine Weihnachtsmärkte in Allensbach und auf der Reichenau (Bild) geben. Das Infektionsrisiko ist den Organisatoren zu groß. | Bild: Zoch, Thomas

Zudem würden diese auch zusätzlichen Aufwand und Kosten bedeuten. Hinzu komme, dass es für Feuerwehren Richtlinien des Innenministeriums gebe, es dürfe zum Beispiel nur in Kleingruppen mit Masken geübt werden. Menschenansammlungen sollen vermieden werden, erklärt der Jugendwart: „Wenn das in den Proben so ist, kann man keinen Markt machen, wo das nicht gegeben ist.“

Es sei natürlich schade für die Vereine, die auf dem Weihnachtsmarkt wichtige Einnahmen erzielten, so Böhler. Die DLRG zum Beispiel habe in den vergangenen Jahren mit dem Verkauf von gespendetem alten Weihnachtsschmuck einen Teil der Schwimmausbildung von Kindern finanziert.

Und es sei auch schade, dass es natürlich keine Spende für einen guten Zweck aus dem Erlös des Markts geben werde. Für die Jugendfeuerwehr selbst sei es aber kein Verlust in der Kasse, weil man die Organisation ehrenamtlich mache, erklärt Sebastian Böhler.

Angst vor einem Corona-Hotspot

Für den ASV sei es natürlich schon ein Verlust, erklärt Björn Zimpel, aber: „Wir sind auf das Geld nicht angewiesen.“ Und da der Verein den Weihnachtsmarkt nur alle zwei Jahre organisiere und dieser nun auf 2021 verschoben sei, hoffe er doch, dass sich auch diese Einnahmen nur verschieben. Die Absage sei mit Bürgermeister Stefan Friedrich abgestimmt. „Das Risiko ist zu groß“, betont Zimpel. Man stelle sich vor, der Allensbacher Weihnachtsmarkt würde sich zu einem Corona-Hotspot entwickeln, malt er ein Worst-Case-Szenario an die Wand: „Das muss nicht sein.“

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Normalerweise stehen die 30 Stände auf dem Rathausplatz dicht an dicht, erklärt Zimpel. Um Abstandsregeln einzuhalten, hätte man auf 20 oder gar 15 reduzieren müssen. Stehtische müssten mit Abstand platziert werden und kontrolliert, so dass nicht zu viele Leute zusammenstünden. „Da bin ich als Veranstalter in der Pflicht. Das ist nicht kalkulierbar.“

Und ein weiterer Grund für die Absage sei die Mundschutzpflicht, meint Zimpel: „Ob es dann ein gemütliches Beisammensein ist, ist fraglich.“ Für den ASV selbst seien zudem nicht die Standgebühren, sondern der Verkauf von Glühwein und Bratwurst am eigenen Stand die Haupteinnahme. Auch hier wären Abstandsregeln kaum zu kontrollieren.

Die finale Entscheidung wurde hinausgezögert

Rückmeldungen von bisherigen Standbetreibern habe er noch keine bekommen: „Die meisten haben es wohl so hingenommen.“ Für den Vorstand sei es schon im Juni, wenn normalerweise die Organisation beginne, absehbar gewesen, dass der Markt wohl nicht möglich sein werde. Deshalb habe man damals schon gar kein Bewerbungsverfahren unter potenziellen Standbetreibern gestartet. „Die finale Entscheidung haben wir hinausgezögert.“