Fußball-Bezirksliga Es war absehbar, dass das Kellerduell einen Geniestreich brauchte, um entschieden zu werden. Und so war es tatsächlich ein Traumtor von Routinier Marco Lohr, der sich zum Abschluss seiner Fußballzeit nichts mehr wünscht als den Ligaverbleib, das dafür sorgte, dass die Punkte beim SV Jestetten blieben. Wenige Sekunden vor Ablauf der regulären Spielzeit hatte der 40-Jährige sich nach kurzem Sololauf ein Herz gefasst und schlenzte die Kugel unhaltbar für Jonas Heuschen in den Winkel.
Den Gästen blieben zwar noch fünf zusätzliche Minuten, um den ersehnten Punkt vielleicht doch noch einzutüten, doch Robin Merkt hielt in dieser Phase den Kasten sauber. Die beste Chance auf den späten Ausgleich war der Kopfball von Timo Keslinke, nach Flanke von Niko Meier.
Fußball-Bezirksliga in Zahlen
Beim FC Hochrhein herrschte nach dem Schlusspfiff blankes Entsetzen: „Es war unser Ziel, nach dem 5:1 gegen den SV Blau-Weiß Murg hier nachzulegen“, konnte es Trainer Roger Streule kaum fassen, dass er mit leeren Händen vom Platz gehen musste.
Dabei war das Spiel richtig gut für den FC Hochrhein verlaufen. Seine Elf hatte in den ersten 20 Minuten viel Mühe, dem Jestetter Druck zu entgehen. Das klappte nur bedingt, denn schon nach 13 Minuten erzielte Luca Azzato das 1:0. Miguel Mouras langer Ball – eher als Befreiungsschlag denn als Vorlage gedacht – landete in seinen Füßen. Azzato stürmte von rechts in den Strafraum und traf mit links.
In der Folge hatte Nevio Iampietro gleich zwei Mal die Chance zum 2:0, scheiterte aber ebenso an Jonas Heuschen, wie kurz danach Dominik Czerepak mit seinem Distanzschuss.
An ihrem fleißigen Schlussmann schienen sich die Gäste nun aufzurichten, übernahmen das Kommando und erspielten sich nun ihrerseits die eine oder andere Chance.
Als schon niemand mehr an den Ausgleich glaubte, schlug Julian Widlund mit seinem zweiten Saisontor zu.
Unmittelbar vor der Pause schraubte er sich in einen Freistoß von Philipp Jedlicka – das 100. Gegentor des SV Jestetten war perfekt.
Mit dieser Bürde ging es in die zweite Hälfte. Der FC Hochrhein schien nun einen psychischen Vorteil zu haben – und es kam noch krasser. Pawel Schuhawzow leistete sich und dem Team einen Bärendienst, war Levin Urland nach einem Zweikampf aus dem Nichts den Ball an den Körper. Für Schiedsrichter Ralf Brombacher gab es nur eine Entscheidung – „Rot“.
Ab der 53. Minute spielte der SV Jestetten in Unterzahl und kassierte in der Folge einen Tiefschlag nach dem anderen. Erst humpelte Martin Rangnau vom Platz, dann auch Dominik Czerepak, der böse umgeknickt war. Offen bleibt, ob die beiden Spieler am Samstag, 16 Uhr, im nächsten Abstiegs-Finale beim Schlusslicht VfB Waldshut zur Verfügung stehen ist reichlich ungewiss.
Minute um Minute schien sich der SV Jestetten dem Schlusspfiff entgegen zu tasten: „Wir hatten eine hervorragende Trainingswoche, aber heute war zu sehen, wie entscheidend der Kopf in unserer Situation ist“, suchte Masi nach einer Erklärung für das mentale Loch in der ersten Hälfte: „Die Angst davor, einen Fehler zu machen, war riesengroß.“
In der Pause hatte er „mehr Mut“ gefordert und wechselte offensichtlich die Mutmacher ein. Einerseits Ivica Simonowski, der allerdings viel Pech im Abschluss hatte.
Und andererseits „Oldie“ Marco Lohr, der vielleicht eines seiner wichtigsten Tore für den SV Jestetten erzielt hat: „Mein Ziel ist es nach wie vor, nicht abzusteigen“, sagte er auch als Sportchef: „Ich denke, es wäre für unsere jungen Spieler einfach, wenn sie oben bleiben. Um wieder aufzusteigen, brauchst du eine perfekte Saison.“
Beim FC Hochrhein erlebt Roger Streule in diesen Wochen ein Wechselbad der Gefühle: „Das späte Jestetter Siegtor ist absolut bitter für uns – und das noch in Überzahl. Der Platzverweis hat uns überhaupt nicht geholfen. Und trotzdem hätten wir auf jeden Fall einen Punkt verdient gehabt. Obwohl wir personell größte Probleme hatten.“
Thomas Wehrle und Stefan Fels auf der Bank
Mehrere Spieler zogen dem Kellerderby das Stuttgarter Frühlingsfest vor, hinterließen Lücken, die zumindest auf der Bank überraschend durch Stefan Fels und Thomas Wehrle geschlossen wurden: „Das habe ich Philipp Jedlicka zu verdanken, der sich intensiv um die beiden Spieler bemüht hat“, so Streule: „Durch die Ausfälle musste ich die Abwehr wieder umstellen.“ Während Fels nicht eingesetzt wurde, feierte Thomas Wehrle nach fast zwei Jahren ein kurzes Comeback. Der 31-Jährige hatte sogar noch eine gute Torgelegenheit: „Das war heute eine Ausnahme. Als Handwerker will ich nicht wieder eine Verletzung riskieren“, stellte Wehrle klar.
Für Roger Streule geht die Fahrt auf der Achterbahn der Gefühle weiter. Der TuS Stetten kommt am Sonntag, 14 Uhr, nach Hohentengen. Ein Gegner, der Streule fast schon wieder Mut macht: „Der Teamgeist stimmt bei uns, die Jungs rücken zusammen. Es liegt nun an mir, sie wieder aufzubauen fürs nächste Spiel. Mannschaften aus dem vorderen Tabellenbereich liegen uns eh besser.“
Alles Wichtige und sämtliche Spielberichte aus der Fußball-Bezirksliga Hochrhein gibt es hier