Fußball Im ersten Moment sorgt die Nachricht für eine Schrecksekunde: „Trainer Urs Keser und Kapitän Fabian Schmidt wechseln zur neuen Saison den Verein“, lautet die Information, die weit weniger Brisanz birgt, als befürchtet: „Das ist eine reine Formalie“, lacht der – seit Mittwoch – 32-jährige Mittelfeldspieler: „Urs und ich waren bisher bei der SpVgg Brennet-Öflingen und wechseln am Ende der Spielgemeinschaft zur neuen Saison zum FC Wehr.“

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Also keine Hiobsbotschaften aus der Frankenmatt vor dem tatsächlich letzten Pflichtspiel der SG FC Wehr/Brennet, die nach fünf Jahren wieder getrennte Wege – ganz ohne Rosenkrieg – gehen wird. Zum Abschluss fährt das Team am Samstag, zum Rückspiel um den Aufstieg in die Landesliga beim FC Emmendingen. Dort pfeift Schiedsrichter Jürgen Schätzle aus Schönwald, die Partie um 16.30 Uhr, im Elzstadion, an.

Kapitän Fabian Schmidt im Interview I Video: Scheibengruber, Matthias

Nach dem deutlichen 0:4 im Hinspiel vor stattlicher heimischer Kulisse sind die Chancen, dass der FC Wehr nach 14 Jahren wieder in der Landesliga spielen wird, auf ein Minimum gesunken. Das weiß auch Fabian Schmidt, der vor einer Woche nicht dabei war. Sein seit langem geplanter „Junggesellen-Abschied“, den er mit seinen Kumpels in der kroatischen Hauptstadt Zagreb feierte, war nicht mehr zu verschieben. „Ich war während der 90 Minuten permanent am Live-Ticker“, erzählt Schmidt: „Mit so einem Resultat hätte ich sicher nicht gerechnet.“

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Dass das Unterfangen, das Blatt in Emmendingen noch zu wenden, schier aussichtslos ist, weiß Schmidt, erinnert aber an den FC Barcelona, der 2017 im Achtelfinale der Champions League bei Paris St. German mit 0:4 verlor und im Rückspiel mit 6:1 triumphierte. Der kleine aber feine Unterschied ist – abgesehen davon, dass die Wehrer keine Profis sind – die Tatsache, dass das Rückspiel im heimischen Camp Nou stattfand. Die Elf von Urs Keser müsste jedoch auswärts die Partie drehen.

SV Jestetten drückt die Daumen

Gebannt schaut indessen der SV Jestetten auf das Wehrer Spiel. Nur wenn das „Wunder“ noch eintritt, bleibt der Club in der Bezirksliga. Klar, dass Sportchef Marco Lohr der Elf aus dem Wehratal besonders die Daumen drückt. Sein Gruß-Video zur Motivation hat er unserer Redaktion geschickt.

Sportchef Marco Lohr (SV Jestetten) Video: Marco Lohr

„Wir werden in Emmendingen nichts abschenken“

Aufgeben sei aber keine Option, betont der Spielführer, der bei der SpVgg Brennet-Öflingen mit dem Fußball begann und dann als C-Junior zum SV Weil wechselte. Vor seinem Auslandsjahr 2014 kehrte er zum Hanns-Walcher-Sportplatz zurück und blieb bis zum 30. Juni. „Wir werden nichts abschenken und versuchen mit der bestmöglichen Formation das bestmögliche Ergebnis einzufahren“, verspricht er dem FC Emmendingen durchaus noch Gegenwehr: „Und wenn es uns gelingt, früh ein, zwei Tore zu erzielen, dann schaltet sich bei den Emmendingern vielleicht auch der Kopf ein“, erinnert er daran, dass die Gastgeber in den vergangenen drei Jahren stets in der Relegation gescheitert sind.

Kapitän Fabian Schmidt im Interview II Video: Scheibengruber, Matthias

Dass Schmidt in der kommenden Saison – in welcher Liga auch immer – für den FC Wehr und nicht für den Heimatverein spielt, hat rein sportliche Gründe. Die SpVgg Brennet-Öflingen muss nämlich ganz unten beginnen und startet mit zwei Mannschaften in der Kreisliga C. „Ich werde vielleicht noch zwei, drei Jahre spielen und das möchte ich auf einer etwas höheren sportlichen Ebene tun“, betont Schmidt, dass er sicher öfter auf dem Brenneter Sportplatz anzutreffen sein wird. Schließlich ist der Hanns-Walcher-Platz seit vielen, vielen Jahren die zweite Heimat der Familie Schmidt. Vater Bernd Schmidt spielte aktiv und wirkte als Trainer, Mutter Nicole verbrachte viel Freizeit hinter dem Tresen des Sportheims.

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Dass er eines Tages selbst als Trainer bei den Blau-Weißen agieren könnte schließt Fabian Schmidt so bestimmt aus, wie das Angebot, einen alten Schlager von Katja Ebstein zu singen: „Das kann ich niemandem zumuten“, lacht Schmidt, ist aber vom Titel angetan: „Wunder gibt es immer wieder.“