Die Entwicklung von Bodman-Ludwigshafen bewegt so viele Einwohner, dass die Stühle bei der Einwohnerversammlung im Seeum erst nicht reichten. Für den Zuschauerstrom musste kräftig nachgestuhlt werden – am Ende verfolgten nicht nur rund 220 Personen die Vorstellung der Ergebnisse der Bürgerumfrage zum strategischen Leitbild 2040, sondern die Mehrheit nahm auch aktiv an den Workshops teil. Die Motivation und Aufbruchsstimmung war spürbar: Die Einwohner wollten ihre Meinung sagen und etwas zur Reiseplanung beitragen.

Reiseplanung? Ja, diesen Vergleich zog Nathalie Faha von Translake in ihren Begrüßungsworten für die Leitbild-Erstellung heran. „Ziele können helfen festzulegen, wo die Reise der Gemeinde hingehen soll“, sagte sie. Faha wies aber auch darauf hin, dass es an diesem Abend wirklich nur um das Wo und noch nicht um das Wie gehe. Zudem gelte es im weiteren Prozess, die finanziellen und personellen Ressourcen zu beachten. Auch Bürgermeister Christoph Stolz betonte: „Wir wollen uns heute darüber unterhalten: Wo wollen wir in Zukunft stehen?“

Die Moderatoren haben verschiedene Fragen an die Einwohner, die mit Handheben antworten.
Die Moderatoren haben verschiedene Fragen an die Einwohner, die mit Handheben antworten. | Bild: Löffler, Ramona

Nathalie Faha erklärte: „Der Gemeinde ist es wichtig, die Bürger mitzunehmen, aber Entscheidungen trifft am Ende der Gemeinderat.“ Sie lobte, wie „viele tolle Ideen“ bei der Bürgerbefragung eingegangen sind. Diese sollen angeschaut, aussortiert und weiterentwickelt werden.

Umfrage zeigt, wo Handlungsbedarf ist

Ein Beispiel aus der Umfrage, die an dem Abend vorgestellt wurde: Den größten Handlungsbedarf sehen 49 Prozent der Teilnehmer beim Thema Wohnen, der Digitalisierung, der Mobilität, dem Zusammenleben und dem Klimaschutz. Allerdings würden auch Themen wie ärztliche Versorgung, Kinderbetreuung oder Angebote für verschiedene Zielgruppen unter den weiteren Themen genannt.

Einige Lösungsvorschläge hatten die Teilnehmer auch parat. So wurde beim Wohnen unter anderem genannt, dass man die Eigentümer leerstehender Gebäude oder unbebauter Grundstücke dazu bringen sollte, diese zu nutzen. Beim Thema Zusammenleben wurden zum Beispiel die Erweiterung der kulturellen Angebote mit Musik, Theater und Kleinkunst oder ein gemeinschaftlicher Treffpunkt für ortsansässige Vereine angeregt.

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Wie gut ist der Zusammenhalt der Ortsteile?

In einer Wortwolke sammelte die Umfrage die Begriffe, mit denen sich für die Einwohner der Zusammenhalt der Ortsteile zeigt. Dabei stach „Vereine“, „kein Zusammenhalt“, aber auch „Kooperation von Vereinen“ am stärksten hervor. Gefolgt von Dingen wie „Rathaus und Verwaltung“, „Feste“, „Zwei Dörfer“, „Fußball“, „Sport“, „Bindestrich“, „Schule“ oder „Veranstaltungen“. Dabei, aber relativ klein dargestellt war „gemeinsame Identität“.

Der Saal ist voll. Die Einwohner sehen sich an den Wänden Auszüge aus der Bürgerumfrage an und formieren sich bei den Workshops in ...
Der Saal ist voll. Die Einwohner sehen sich an den Wänden Auszüge aus der Bürgerumfrage an und formieren sich bei den Workshops in Gruppen zu verschiedenen Themen wie Mobilität oder Wohnen. | Bild: Löffler, Ramona

Auf die Frage, wie der Zusammenhalt von Bodman-Ludwigshafen gestärkt werden könnte, ergab die Wort-Wolke vor allem: Kooperation der Vereine, gemeinsame Aktivitäten, Anbindung der Ortsteile, kulturelle Angebote, Haltung der Bürger, Informationsaustausch und andere Begriffe. „Nichts ändern“ sowie „Heimatgefühl stärken“ kamen auch vor.

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Einwohner sind in den Workshops fleißig

Christoph Stolz, Amtsleiter aus dem Rathaus und Vertreter von Translake betreuten bei den folgenden Workshops verschiedene Themenkomplexe wie Tourismus oder Mobilität, bei denen die Einwohner Gruppen bilden konnten, um zu bestimmten Fragen Antworten zu erarbeiten.

Die Themen-Betreuer stellten danach die wichtigsten Erkenntnisse vor. So erklärte Christoph Stolz, dass bei „Gemeinschaft, Soziales und Zusammenleben“ unter anderem herausgekommen sei, dass alle die Interessen der Jugend einbeziehen wollen und es einen Zielkonflikt zwischen Ruhebedürfnis und Tourismus gebe. Der Wunsch nach einer Nachbarschaftshilfe sei in zwei Gruppen angesprochen worden, ebenso Nachbarschaftsfeste.

Bürgermeister Christoph Stolz (links) spricht mit jeder Workshop-Gruppe aus seinem Themenbereich und sammelt die Ergebnisse.
Bürgermeister Christoph Stolz (links) spricht mit jeder Workshop-Gruppe aus seinem Themenbereich und sammelt die Ergebnisse. | Bild: Löffler, Ramona

Mehrfamilienhäuser erwünscht?

Bianca Mack, Leiterin der Hauptverwaltung, erklärte zum Bereich „Wohnen“, dort hätten die Gruppen-Gespräche ergeben, dass natürlich bezahlbarer Wohnraum und alternative Wohnformen wichtig seien. „Der Trend geht zu Mehrfamilienhäusern“, sagte sie. Das hätten alle ähnlich gesehen.

Viele Anwesende seien auch zwischen den Themen Wohnen und Mobilität gewechselt. Überraschend sei, dass es um Fahrrad- und Fußverkehr gegangen sei, aber die Gruppen nicht über große Mobilitätsformen gesprochen hätten. Insgesamt deute sich an, dass Mobilität von Seiten der Gemeinde anders gedacht werden müsse, damit sie zu den Wünschen und Anforderungen passe.

In der Schlussrunde stellen die Themen-Betreuer Beispiele für die Ergebnisse aus den Wortshops vor (von links): Nathalie Faha, Bianca ...
In der Schlussrunde stellen die Themen-Betreuer Beispiele für die Ergebnisse aus den Wortshops vor (von links): Nathalie Faha, Bianca Mack und Sandra Domogalla. | Bild: Löffler, Ramona

Schließlich brachte Sandra Domogalla, Leiterin Tourismus, Kultur und Marketing, unter anderem die Information mit, dass die Einwohner die Nahversorgung in Bodman für gut aufgestellt halten. Sie würden sogar die Touristinformation dazu zählen. Ein Wunsch sei die Einrichtung eines Repair-Cafés. „Die einhellige Meinung war, dass der Tourismus zu Bodman-Ludwigshafen gehört“, erklärte sie weiter. Aber Aspekte wie die Verkehrslenkung seien den Einwohnern wichtig.

Wie es jetzt weitergehen soll

Die Ergebnisse fließen gemeinsam mit der Umfrage in eine Dokumentation für den Gemeinderat, der im Herbst den weiteren Kurs festlegen wird. Einwohner sollen ab März die Möglichkeit haben, in Themen-Teams mitzuwirken, in denen über Themen gesprochen wird. Christoph Stolz erklärte diese Möglichkeit am Ende der Veranstaltung noch näher.

Die Zukunftsinitiative (Zuki) von Bodman-Ludwigshafen wird den Prozess unterstützen und aktiv mitmachen. Der Vorsitzende David Schreiber stellte die Zuki vor und die Mitglieder waren sehr engagiert bei den Workshops des Abends dabei.