Herr Stolz, wie fühlt es sich an, dass die Bürgerumfrage für das Leitbild Bodman-Ludwigshafen 2040 jetzt läuft?

Ich bin gespannt, weil es natürlich erst mal ein ungewöhnlicher, abstrakter Weg ist. Kommunalpolitik zeichnet sich ja eigentlich durch das Gegenteil aus – dass sie sehr konkret ist und sehr zum Anfassen. Aber ich halte es trotzdem für sehr wichtig. Ich hatte schon einige Gespräche, die gezeigt haben, dass die Leute den Sinn und Zweck der Umfrage verstehen. Trotzdem ist es auch gut, falls es Rückmeldungen gibt, wenn jemand nochmal erklärt haben möchte, was das Ganze soll und warum die Umfrage nicht dazu da ist, sich etwas Konkretes zu wünschen.

Hätten Sie gedacht, dass die Leitbild-Erstellung wirklich so schnell in die Umsetzung geht?

Das war schon mein klarer Anspruch. Ich wollte schon unbedingt, dass es dieses Jahr noch beginnt und wir vor der Kommunalwahl etwas haben. Das war für mich ein Herzensthema.

Auf wieviel Rücklauf hoffen Sie?

Das Ziel wäre, dass so zehn Prozent der Bevölkerung teilnehmen. Man sagt, dass zehn Prozent bei solchen Beteiligungsprozessen eine gute Quote sind. Über die nächsten anderthalb Monate werden wir die Umfrage auf verschiedenen Wegen und Ebenen publik machen.

Ich will niemandem auf die Nerven gehen, aber mir ist es wichtig, dass die Leute verstehen, was ich mit der Umfrage will. Es ist bewusst kein Wunschzettel, sondern etwas Abstraktes. Es zeigt der Gemeinde, wo es hingehen soll. Das zu vermitteln, ist für mich der Fokus in den nächsten Wochen.

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Oder vielleicht schafft Bodman-Ludwigshafen Hohenfels mit 28 Prozent Beteiligung zur toppen? Dort gab es in der ersten Jahreshälfte eine solche Bürgerbefragung für das dortige Gemeindeentwicklungskonzept, das inzwischen fertig ist.

(lacht) Mal schauen. Kollege Zindeler hat es toll gemacht. Die Frage ist immer, was zur jeweiligen Gemeinde passt. Ich nehme wahr, dass es in Hohenfels mit dem dortigen Prozess gut geklappt hat. Jeder Bürgermeister hat ein bisschen ein Gefühl dafür, was zum Ort passt.

Bürgermeister Christoph Stolz freut sich, dass die Umfrage läuft.
Bürgermeister Christoph Stolz freut sich, dass die Umfrage läuft. | Bild: Löffler, Ramona

Haben Sie und Florian Zindeler sich irgendwie ausgetauscht?

Nein, das Instrument ist mir zum ersten Mal im Rahmen meines Studiums, also vor einiger Zeit, begegnet. Ich fand es immer sehr, sehr spannend, privatwirtschaftliche Instrumente in die Verwaltung reinzubekommen. Ich glaube, diese Leitbilder in Kommunen werden allgemein noch zunehmen.

Sie sprechen immer wieder von der Identität des Orts und wie diese aussieht.

Ja, wir wollen auch ein Stück weit rausfinden, was die Identität des Orts ist. Also: Was macht Bodman-Ludwigshafen aus? Das Jahreskonzert des MV Ludwigshafen war in dieser Hinsicht sehr interessant, weil Rainer Ehmann das Stück „Wir“ komponiert hat, also im Grunde eine Gemeindehymne von einem Bürger geschrieben. Es war musikalisch spannend und toll zu sehen, wie er Bodman musikalisch dargestellt hat, dann Ludwigshafen und Bodman-Ludwigshafen. Und ich bin gespannt, ob die Umfrage zeigt, dass die Einwohner Bodman-Ludwigshafen so sehen, wie ich es sehe.

Bürgermeister Christoph Stolz hat die Umfrage als Einwohner auch schon ausgefüllt.
Bürgermeister Christoph Stolz hat die Umfrage als Einwohner auch schon ausgefüllt. | Bild: Löffler, Ramona

Wie schwierig war es eigentlich, den Fragebogen zu erstellen?

Wir hatten das in etwa zwei Stunden durch. Es war auch der Wunsch des Gemeinderats, dass es viel „Handschrift Christoph Stolz“ haben soll. Das kann ich schon behaupten, dass relativ viel von mir drin steckt. Dadurch, dass ich wusste, was ich wissen will, war für mich die Grundrichtung schon sehr klar. Zunächst geht es darum, dass man sehr offen und abstrakt fragt, wo wir 2040 sein sollen. Da kann buchstäblich alles kommen.

Wir fangen mit etwas Generellem an, dann fragen wir zum Zusammenwachsen, Digitalisierung und Klimawandel. Das sind für mich die drei Themen, die wichtig sind. Dazu gibt es auch noch statistische Fragen. Das ist also kein unbewältigbarer Fragebogen. Auch Kinder und Jugendliche sollen ihn ausfüllen können. Er soll verständlich sein und auch später in der Auswertung nicht zu viele Ressourcen binden.

Ist die Umfrage also so geworden, wie Sie es sich vorgestellt hatten?

(lacht) Ja, man muss mich nur eher bremsen. Ich hätte sogar gerne noch mehr gefragt, aber vier Seiten sind nicht wenig. Ich bin zufrieden und glaube, der Fragebogen ist gelungen. Bisher hat mich noch niemand angerufen und gesagt, dass er gar nichts damit anfangen kann. Die Rückmeldungen waren eher positiv. Für den einen oder anderen ist es mit der neuen Methode vielleicht auch ganz interessant, zu sehen, wie Kommunalpolitik auch sein kann.

Bürgermeister Christoph Stolz spricht im Interview über die Erstellung des Leitbilds Bodman-Ludwigshafen 2040.
Bürgermeister Christoph Stolz spricht im Interview über die Erstellung des Leitbilds Bodman-Ludwigshafen 2040. | Bild: Löffler, Ramona

Haben Sie den Fragebogen schon selbst als Einwohner von Ludwigshafen ausgefüllt?

Ja, habe ich. Selbstverständlich digital. Ich war vermutlich der Erste. Das war auch der Testlauf und bin jetzt gespannt, wie die Rückmeldung aus der Bürgerschaft ist. Es ist aus unserer Sicht gut angelaufen. Ich bin schon erfreulich oft darauf angesprochen worden, dass jemand ihn ausgefüllt hat.

Warten Sie oder schauen Sie zwischendurch mal auf den Rücklauf?

Ich würde gerne schauen, könnte es aber gar nicht, weil die digitalen Fragebögen direkt bei Translake ankommen. Wir kriegen aber mal einen Zwischenstand zu Gemeinderatssitzungen. Die Auswertung findet am Ende gemeinsam statt.

Wird die Pausenphase für die Leitbild-Erstellung während der Kommunalwahl schwer für Sie?

Nein, weil das auch eine spannende Zeit wird und ich mir vorgenommen habe, gut zuzuhören. Es ist auch gar nicht schlecht, wenn man Dinge mal etwas sacken lässt. Uns allen geht natürlich niemals schnell genug. Aber das ist das Schöne an der Kommunalpolitik – sie ist eine sehr realistische Politik.