Durch den Schlosspark in Bodman schlendern, das Narrenschiff und die Yolanda von Künstler Peter Lenk bewundern oder einfach nur den Tag im Strandbad ausklingen lassen – Urlaub in Bodman-Ludwigshafen stand bei den Touristen 2018 hoch im Kurs. Anna Maucher, Leiterin des Tourismus in Bodman-Ludwigshafen, stellte in der jüngsten Sitzung des Touristikausschusses des Gemeinderates die Tourismusbilanz für das vergangene Jahr vor. Und diese fiel auf den ersten Blick positiv aus: Denn mit 157 108 lag die Zahl der Übernachtungen nur minimal unter dem Rekordjahr 2016 (158 488). "Wir haben 2018 einen leichten Anstieg zu verzeichnen, aber auch einen kleinen Rückgang zu 2016. Seit 2011 konnten wir aber einen Zuwachs von 36 Prozent erzielen", bilanzierte Maucher. Besonders beliebt bei den Urlaubsgästen waren 2018 der Campingplatz, der einen Anstieg von zehn Prozent verzeichnen konnte, sowie die Wohnmobilstellplätze der Gemeinde. Hier stieg die Zahl um satte 35 Prozent an. Überhaupt verbrachten 41 840 Gäste ihre Ferien in der Seegemeinde. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer betrug 3,3 Tage.

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Obwohl die aktuelle Statistik auf den ersten Blick Grund zur Zufriedenheit geben könnte, stimmte Bürgermeister Matthias Weckbach nicht gänzlich in die Freudenstimmung ein. Denn ein zweiter Blick bringt zum Vorschein, was den Rathauschef der Seegemeinde sorgenvoller in die Zukunft blicken lässt. "Unsere Tourismuszahlen stagnieren, aber die aktuelle Bilanz zeigt dies nicht", sagte Weckbach. Der Grund dafür:Die Bettenanzahl in der Seegemeinde ist in den vergangenen Jahren zurückgegangen. Laut einem SÜDKURIER-Bericht standen im Jahr 2016 noch 1628 Betten zur Verfügung. Derzeit sind es nach Angaben von Anna Maucher noch 1352 Betten. Zum einen liege dies ihrer Einschätzung nach an Schließungen von Übernachtungsangeboten. So musste beispielsweise das Haus Greth, das über rund 30 Betten verfüge, 2018 teilweise schließen. Auf einen Schlag wurde das Bettenkontingent im Haus um die Hälfte reduziert. 2019 werde das Haus Greth indes ganz schließen. Ein weiterer Grund sei die Tatsache, dass viele Vermieter ihre Zimmer nur noch in der Saison anbieten und dann auch nicht immer durchgängig belegen. "Der Bodensee ist ein Luxusraum. Viele Vermieter wollen und brauchen ihre Zimmer nicht ganzjährig vermieten", sagt sie.

Mehr Online-Buchungen gewünscht

Ein Ansatz, der dem Bettenschwund entgegenwirken könnte, sei es, verstärkt auf Online-Buchungen zu setzen. Denn der Trend gehe immer mehr zu kürzeren Urlauben. "Wenn wir touristisch attraktiv bleiben wollen, müssen wir diesen Bereich ausbauen", betonte Bürgermeister Weckbach. Unterstützung bekam er von Gemeinderat Alessandro Ribaudo (CDU): "Der Anteil an Online-Buchungen wird stetig wachsen." Man würde sich viele Gäste entgehen lassen, wenn man in Zukunft nicht darauf setzen würde.

Touristen können auch in Zukunft die Vorzüge der Echt Bodensee Card in Bodman-Ludwigshafen nutzen. Der Touristikausschuss sprach sich ...
Touristen können auch in Zukunft die Vorzüge der Echt Bodensee Card in Bodman-Ludwigshafen nutzen. Der Touristikausschuss sprach sich für eine Verlängerung aus. | Bild: Matthias Güntert

Weckbach hob auch hervor, dass Bodman-Ludwigshafen mehr Zimmer im Bereich guter drei Sterne benötige. "Luxuszimmer wollen und brauchen wir keine", sagte er. Zudem fehle es seiner Einschätzung nach an Angeboten für die Nebensaison, wie etwa Wellness.

Nicht alle Angebote in der Nebensaison

Gemeinderat Michael Koch (CDU) bemängelte indes, dass Gästen etwa keine Gästebegrüßungskarte der Seegemeinde vorliege. Zudem würden gerade in der Nebensaison nicht alle Angebote zur Verfügung stehen. Etwa dass der Schiffverkehr nicht mehr regelmäßig stattfinde, dass Restaurants bereits geschlossen haben oder dass Veranstaltungen wegfallen. "Ein Gast, der außerhalb der Hauptsaison kommt, kämpft mit solchen Dingen", sagte er.

Für drei Jahre geht es weiter mit der Echt Bodensee Card

  • Echt Bodensee Card: Der Touristikausschuss hat dem Gemeinderat in Bodman-Ludiwgshafen in seiner jüngsten Sitzung die Empfehlung ausgesprochen, die Teilnahme an der Echt Bodensee Card fortzusetzen. Einstimmig fiel das Votum im Gremium aus. Damit wird sich der Vertrag um weitere drei Jahre verlängern.
  • Die Mitmacher: Bodman-Ludwigshafen hat die Echt Bodensee Card im April 2017 eingeführt. Die Seegemeinde war laut Bürgermeister Matthias Weckbach damals eine der Startergemeinden zusammen mit Sipplingen, Langenargen und Eriskirch. Der Beschluss zur Teilnahme fiel 2016 unter der Voraussetzung, dass Bodman und Ludwigshafen an den Echt Bodensee Bus angeschlossen werden. Mittlerweile sind es neun Gemeinde, die die Echt Bodensee Card an ihre Gäste ausgeben. Denn 2018 kamen Nonnenhorn und Wasserburg hinzu. 2019 steigen zudem ab April Heiligenberg, Frickingen und Immenstaad mit ein. In Sipplingen entscheidet der Gemeinderat im März über die Fortführung der Karte.
  • Stotternder Start: Laut Anna Maucher, Leiterin des Tourismus Bodman-Ludwigshafen, war die Einführung der Karte anfangs mit großem Aufwand und vielen Schwierigkeiten verbunden: unter anderem weniger teilnehmende Gemeinden als erwartet, Finanzierungsschwierigkeiten, Datenschutzprobleme und die Insolvenz von Geios, dem technischen Anbieter der Echt Bodensee Card. Nach einer zweijährigen Anfangsphase habe sich die Karte allerdings erfolgreich entwickelt. "Jetzt liegt es an uns als Startergemeinde, die Karte weiter zu tragen", sagte Bürgermeister Matthias Weckbach. Insgesamt konnten im Rahmen der Echt Bodensee Karte 1,2 Millionen Übernachtungen in allen teilnehmenden Gemeinden gezählt werden. Angedacht waren laut Weckbach allerdings über drei Millionen Übernachtungen. "Diese Erwartungen haben wir nicht erfüllen können", sagte Weckbach. Er erhoffe sich aber durch den Beitritt etwa von Immenstaad einen Anstieg der Übernachtungszahlen.
  • Umfrage: Eine Umfrage unter den Anbietern der Karte habe laut Anna Maucher eine positive Stimmung hervorgebracht. 70 Betriebe wurden befragt. 24 positive Rückmeldungen gingen ein. Dazu zählte etwa, dass die Karte zum Erkunden der Gegend einlade. Drei negative Stimmen bemängelten indes , dass die Karte zu teuer sei und zu wenig gefragt werde oder, dass der Echt Bodensee Bus zu lange unterwegs sei.