Zaubertricks, das ist doch etwas für Kindergeburtstage oder für einen Besuch im Zirkus, oder? Nicht nur – denn ein echter Magier betreibt seine Kunst mit großem Können, Leidenschaft und Fingerfertigkeit. Zwei dieser echten Magier sind Steffen Kaiser aus Ludwigshafen und David Langendörfer aus Steißlingen. Sie haben sich als Zauberer-Duo in der Kategorie Manipulation für die Deutschen Meisterschaften der Magier in Fürstenfeld qualifiziert.
Ein Rückblick
David Langendörfer und Steffen Kaiser sind Mitglieder im magischen Zirkel von Konstanz. Dort haben sie sich auch kennengelernt. Vor zwei Jahren reifte die Idee, zusammen aufzutreten. „Unsere Premiere war ein Auftritt im Pestalozzi Kinderdorf“, erzählt Kaiser. Und was in Wahlwies bestens funktionierte, sollte dann auch den Sprung auf die große Bühne schaffen. „Wir waren uns schnell einig, dass wir als Duo beim Vorentscheid antreten wollen“, so Kaiser.
Doch der Teufel steckt im Detail: Was spielend einfach für einen Laien aussieht, bedarf täglichen Trainings. „Die Manipulation ist die Königsdisziplin bei uns Zauberern“, so Kaiser. Denn während große Magier wie David Copperfield oder die deutschen Magier Ehrlich Brothers jede Menge Requisiten zur Ablenkung haben, müssen sich Langendörfer und Kaiser ganz auf ihre Fingerfertigkeit und Schnelligkeit verlassen. „Die Grifftechniken und die Choreografien sind das Anspruchsvollste“, so Kaiser.
Der Vorentscheid
Beim Vorentscheid in Mindelheim im Unterallgäu musste dann alles passen. David Langendörfer und Steffen Kaiser sind das einzige Duo unter den fünf Konkurrenten in der Kategorie Manipulation. Sie müssen unter die ersten Drei kommen, dann fahren sie zu den Deutschen Meisterschaften. „Wir haben natürlich auf einen Platz auf dem Treppchen gehofft, aber eigentlich waren wir einfach nur froh, dass wir dabei waren“, sagt Kaiser.
Zum Zaubern sind die beiden durch einen glücklichen Zufall gekommen. „Ich habe von meiner Oma einen Zauberkasten geschenkt bekommen und bin einfach dabei geblieben“, erinnert sich David Langendörfer. Auch bei Steffen Kaiser war der geschenkte Zauberkasten irgendwann zu langweilig und er hat sich weitere Tricks und Kunststücke im Internet selbst beigebracht. „50 Karten in der Hand verschwinden zu lassen, lernt man nicht von heute auf morgen“, erklärt der Vater von Steffen, Bernd Kaiser, der selbst zaubert.
Der Auftritt
Jetzt muss alles passen. Fehler dürfen sich David Langendörfer und Steffen Kaiser keine erlauben. Und genau dies ist die Schwierigkeit: Als Duo müssen sie sich blind aufeinander verlassen. Denn während der ersten Szenen des Auftrittes stehen sie hintereinander. „Der Hintere sieht dabei nicht, was vorne passiert“, erklärt Steffen Kaiser.
Dieser Part kommt David Langendörfer zu. Mal lassen sie Bälle verschwinden und vervielfachen, oder Karten durch die Luft wirbeln. Der große Knall kommt mit dem Feuer, in dem immer wieder ganze Kartenstapel in Flammen aufgehen, nur um wenig später wieder in einer Hand zu erscheinen. „Die Koordination war das schwierigste, wenn die Nummer nicht synchron verläuft, funktioniert sie nicht“, so Kaiser. Aber an diesem Tag scheint alles zu klappen, das Publikum ist begeistert und die Jury auch.
Der erste Platz
Laut Bernd Kaiser war die ganze Familie beim Vorentscheid als Fanclub dabei. Umso größer war dann die Freude, als es für den Platz ganz oben auf dem Treppchen gereicht hat. Bernd Kaiser ist noch heute vom Auftritt seines Sohnes zusammen mit David Langendörfer begeistert: „Das war ein fehlerfreier Auftritt. Am Ende gab es vom Publikum Standing Ovations.“ Auch die beiden Zauberer selbst können ihr Glück kaum fassen: „Das war fantastisch, geradezu magisch.“
Die Zauberkunst
Die Frage nach dem Wie hören David Langendörfer und Steffen Kaiser immer wieder. Aber wie es sich für echte Magier gehört, verraten die Beiden ihre Tricks nicht. Ob sie richtig zaubern können? „Ich kann nicht zaubern, das ist mir leider nicht möglich“, sagt Steffen Kaiser mit einem Schmunzeln. „Unsere Magie entsteht durch Manipulation.“ Durch die Zauberkunst werde das Unmögliche möglich.
David Langendörfer ergänzt: „Besonders wichtig ist mir der zweite Teil des Wortes Zauberkunst: Ich möchte ästhetische Kunst schaffen, die berührt und bewegt.“ Dass ihr bisheriges Wirken auf der Bühne so sehr gewürdigt werde, bereite ihm Freude. „Das motiviert uns, bei der Deutschen Meisterschaft noch besser zu werden.“
Deutsche Meisterschaft
Die Deutsche Meisterschaft der Zauberkunst, die Magica, findet 2020 in Fürstenfeldbruck statt. Vom 21. bis 24. Mai werden sich dort die besten Magier aus ganz Deutschland in verschiedenen Kategorien messen. Mit 700 erwarteten Teilnehmern ist die Magica der größte Branchentreff der Zauberkunst im deutschsprachigen Raum, so die Veranstalter. Seit 1975 führt der Magische Zirkel von Deutschland (MzvD) alle drei Jahre die Deutschen Meisterschaften durch. Die Deutschen Meister dürfen dann bei den Weltmeisterschaften starten. (mgu)