Zwei Minister erhalten in diesen Tagen Post von Matthias Weckbach, Bürgermeister von Bodman-Ludwigshafen. Er fordert in einem zweitseitigen Schreiben an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und den Landes-Sozialminister Manne Lucha, die Impfpriorisierung für Kinder und Jugendliche zu beschließen.

Weckbach ist selbst dreifacher Vater und informierte am Dienstagabend im Gemeinderat über den Brief. „Wir haben die Kinder und Jugendlichen fast vergessen“, sagte er. Aber sie seien die Verlierer in der Corona-Pandemie. Sie säßen viel daheim und hätten kaum Schule gehabt. Es fehlten die Kontakte zu anderen Kindern, dabei sei das sehr wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung.

Matthias Weckbach
Matthias Weckbach | Bild: Löffler, Ramona

„Wenn wir wollen, dass das nächste Schuljahr normal laufen kann, dann brauchen wir die Impfpriorisierung für Kinder und Jugendliche.“ Dabei erachtet er auch ein zügiges Vorgehen als wichtig: „Ich bin der Meinung, dass die zweite Impfung sogar noch vor den Sommerferien gemacht werden sollte.“

Viele Argumente im offenen Brief

Deshalb beginnt Weckbachs offener Brief direkt mit dem Appell, die Priorisierung für die Schüler zu beschließen, damit diese sofort umgesetzt werden könne, sobald ein Impfstoff für diese Altersgruppe zugelassen wird. Er zählt die Folgen auf, wenn die Kontakte durch die Schule im Privaten fehlen: Die Kinder und Jugendlichen würden zum Beispiel in Depressionen abrutschen oder innerlich abstumpfen.

„Glauben Sie, dass in einer solchen Gemütslage ein rasches Aufholen des ausgefallenen Unterrichtsstoffs möglich ist?“ fragt Weckbach in dem Schreiben in Bezug auf das kommende Schuljahr. All die Dinge, die momentan fehlen, machen „etwas mit unseren Kindern und Jugendlichen und das können und dürfen wir als Gesellschaft nicht wollen“.

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Die Kinder wurden vergessen

Der Bürgermeister benutzt klare Worte: „Politik darf nicht wegschauen und den vermeintlich leichten Weg gehen, sondern den gesamtgesellschaftlich richtigen Weg.“ Bisher habe die Impfpriorität verschiedene vulnerable Gesellschaftsgruppen geschützt. Doch er wolle nun klar machen, dass es immer noch eine solche Gruppe gebe, auch wenn die Priorisierungen aufgehoben werden (siehe Kasten). Die Kinder und Jugendlichen seien auch eine solche Gruppe, die aber „mit ihren inneren Verletzungen und großer Verletzlichkeit offensichtlich aus dem Blick geraten ist“, schreibt er.

Weckbach bittet die Minister, sich für eine Impfpriorisierung der Kinder einzusetzen, damit diese im Sommer aus ihrer Lethargie herausfinden könnten, „um damit die kognitive Vorbereitung für ein ohnehin extrem herausforderndes Schuljahr in Präsenz zu gewährleisten“. Er weist darauf hin, dass die Zeit dränge. „Eltern, Familien und Alleinerziehende werden es Ihnen danken.“

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