Gerade für junge Familien gestaltet sich die Suche nach einer passenden und bezahlbaren Wohnung schwierig. Insbesondere in kleineren Gemeinden und auf dem Land findet sich oft nichts Passendes. Marilene und Daniel Zidon kennen dieses Problem nur zu gut. Sie sehen es auch immer wieder in Bodman. Deshalb wollen sie mit einem spannenden Bauprojekt neuen Wohnraum schaffen: Auf dem ehemaligen Bauernhof von Daniel Zidons Familie soll ein Mehrfamilienhaus aus dem 3D-Drucker entstehen. Und das mitten im Ortskern von Bodman.
Landwirtschaftliche Hallen weichen Wohnraum
„Auf dem Gelände stehen einige landwirtschaftliche Gebäude, die dringend sanierungsbedürftig sind. Da es heutzutage aber ohnehin schwer ist, einen landwirtschaftlichen Betrieb mitten im Dorf zu erhalten, haben wir uns entschlossen, die Hallen abzureißen und stattdessen Wohnraum zu schaffen“, erklärt Daniel Zidon.
Mit dem Konzept betreten die beiden jungen Bauherren Neuland, denn der Gebäudedruck ist eine ganz neue Technologie, die es ermögliche, nachhaltig und günstig zu bauen. „Es ist ein super spannendes neues Thema“, sagt Marilene Zidon.

„Es macht Spaß, viel selbst designen zu können und mehr Freiheiten bei den Formen zu haben als beim konventionellen Bauen“, fügt Daniel Zidon hinzu. Ein weiterer wichtiger Punkt sei die Nachhaltigkeit, betonen die beiden im Gespräch mit dem SÜDKURIER. So verbrauche das 3D-Druckverfahren 40 Prozent weniger Beton und sei trotzdem so stabil wie konventioneller Stahlbeton.
Bauvorhaben soll den Weg für weitere Projekte ebnen
„Zur Nachhaltigkeit zählt für uns auch, dass wir mit diesem Gebäude den Weg für weitere Projekte mit dieser neuen Technik ebnen“, betont Marilene Zidon. Da in Deutschland bislang insgesamt weniger als fünf Häuser mit dieser Technik gebaut worden seien, bedürfe es noch für fast alles, was mit dem Bau zu tun hat, Einzelabnahmen. „Man hat einige Herausforderungen zu überwinden, aber das macht auch Spaß“, so Daniel Zidon.
Was Mehrfamilienhäuser angeht, sei der geplante Bau in Bodman sogar ganz vorne mit dabei. Es handle sich bei dem Projekt nach jetzigem Stand erst um das zweite gedruckte Mehrfamilienhaus in Deutschland. Das erste wurde von der Firma Rupp Gebäudedruck in Weißenhorn-Wallenhausen bei Ulm erstellt. Das gleiche Unternehmen soll nach Auskunft der beiden Bauherren auch in Bodman tätig werden. Man stehe bereits in enger Zusammenarbeit.
Designerwohnungen, aber bezahlbar
Für das Paar ist die Technik richtungsweisend. „Durch den Gebäudedruck wird es möglich, Designerwohnungen zu bauen, die nicht mehr kosten als normale, günstige Wohnungen“, erklärt Daniel Zidon. So sei es beispielsweise möglich, freistehende Badewannen oder besondere Gebäudeformen zu drucken.
„Erst wollten wir mit runden Formen arbeiten, aber das Problem ist, dass solche Wohnungen nur sehr schwer mit Möbeln von der Stange zu möblieren sind und das wäre widersprüchlich, wo es doch eigentlich unser Ziel ist, bezahlbaren Wohnraum für junge Familien zu schaffen“, so Marilene Zidon. Deshalb sei man am Ende bei einem besonderen Waben-Design gelandet.

Ihr erster Plan war es, in dem Haus 19 Wohneinheiten unterzubringen. Doch der vorgestellte Baukörper war dem Bauausschuss der Gemeinde dann insgesamt für das dörfliche Umfeld zu groß. Auch das Wabendesign, das an der Fassade sichtbar werden sollte, passte den Ausschussmitgliedern nicht gut genug zum dörflichen Charakter. „Deshalb sind wir jetzt gerade dabei, die Pläne zu überarbeiten und werden uns dann wieder mit der Gemeinde abstimmen“, erklärt der Bauherr.
Das größte gedruckte Haus in Europa
Sehr wahrscheinlich wird das geplante Haus auch nach Anpassung der Planungen noch das größte gedruckte Haus Europas sein. Bisher hat diesen Rekord das Haus der Firma Rupp mit sechs Wohnungen inne. Wie groß die Investition in das Gebäude sein wird, lasse sich zum jetzigen Stand der Planungen und vor dem Hintergrund der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen noch nicht abschätzen.
„Wir müssen nun die Sommerpause abwarten, bis wir mit der nächsten Bauvoranfrage auf den Bauausschuss zugehen können“, berichtet Daniel Zidon. Wenn dieser im Gremium Gefallen findet, dann könnte der Baubeginn ihm zufolge bereits im kommenden Frühjahr sein.