Wann wird die Marienschlucht wieder offen sein? Die Frage lässt sich auch sechs Jahre nach dem tödlichen Erdrutsch und der seitherigen Sperrung noch nicht ganz beantworten. Aber Matthias Weckbach, Bürgermeister von Bodman-Ludwigshafen, nannte in einer Projektgruppensitzung mit Bürgermeistern, Räten und Interessierten aus der Seegemeinde, Allensbach und Konstanz den Herbst 2023 als Ziel.

Nur wenige waren in Bodman vor Ort, etwa 40 nahmen per Zoom teil. Weckbach erläuterte erledigte und laufende Arbeiten. Zudem schilderte er, was nun für den Mondfelsen angedacht ist.

Schiffanlegesteg bald in Betrieb
Dieser ist inzwischen neu gebaut, aber es fehlt noch ein Dalben, der im August geschlagen wird, wenn es vom Naturschutz möglich ist. Außerdem komme noch der vordere höhenverstellbare Teil, so Weckbach. Die Kosten sind aufgrund von Zusatzarbeiten wie für das Fundament von 156.000 auf 210.000 Euro gestiegen. Das sei aufgrund der Förderungen aber nicht so schlimm. Der Steg wird ab dem 3. Juli wieder angefahren.

Weg im Wald über Burghof ist bald offen
Die Sanierung der Route, die zwischen Wallhausen, dem Burghof und dem Steg am Fuß der gesperrten Schlucht verläuft, in momentan in Arbeit. Das Technische Hilfswerk (THW) unterstütze dabei, so Weckbach. Coronabedingt hätten Aufträge vergeben werden müssen, da der Einsatz von ehrenamtlichen Helfern nicht möglich gewesen sei.
Da nun doch nicht so viel eingebaut werde, lägen die Kosten deutlich unten den eingeplanten 328.000 Euro. Es seien hauptsächlich Brücken neu belegt worden und manche Stellen mit Stützen und Drainagen gesichert worden, fasste Weckbach zusammen.

Im Juli soll dieser Weg wieder benutzbar sein, da ab dem 3. Juli der Schiffssteg wieder angefahren werde. Die feierliche Eröffnung sei jedoch erst Anfang August, so Weckbach.
Die Uferwege bleiben noch zu
Der Weg am Ufer zwischen Bodman und Marienschlucht ist aufgrund des Mondfelsens, von dem Steine abbrechen könnten, weiterhin gesperrt. Alfred Reichle, SPD-Ortschaftsrat in Dettingen-Wallhausen, lobte die Arbeiten am Weg über den Burghof und erkundigte sich nach dem Uferweg zwischen Wallhausen und der Marienschlucht. Weckbach erläuterte, dort sei ohne eine laufende Durchforstung nichts möglich. Es brauche die Zusammenarbeit mit Forst BW als dortiger Waldbesitzer.

Neue Pläne für den Mondfelsen
Die Sicherungen, von denen in den vergangenen beiden Jahren die Rede war und die zwei bis drei Millionen Euro kosten würden, sind nicht möglich. Die Fachbehörden hätten sich dagegen ausgesprochen, so Weckbach. Er stellte nun ein Rangerkonzept vor: „Ich schlage vor, dass wir das machen.“
Dieses Konzept sieht vor, den Uferweg im Bereich des Mondfelsens mit Toren abtrennbar zu machen. Das Tor aus Richtung Bodman wäre bereits an der Abzweigung zum Blissenweg, so dass die Umleitung dann dort auf einer Strecke von 2,5 Kilometer über den Hang in Richtung Marienschlucht und der anvisierten Steganlage auf der Zehn-Meter-Linie (siehe unten) führen würde. Am Blissenweg wären dazu noch an zwei Stellen Sicherungen notwendig, ergänzte er.

Das Rangerkonzept beinhaltet weiter, dass ein hauptamtlicher Ranger mit einer mindestens 30-Prozent-Stelle und weitere Helfer mit fachlichem Hintergrund eingestellt werden. Außerdem soll es unter anderem Riss-Sensoren und weitere Technik geben, um genau verfolgen zu können, ob am Mondfelsen eine Gefahr durch abstürzende Steine droht. Der Ranger wäre vor Ort das Auge eines Sicherheitsausschusses. Das Gremium entscheide je nach dem Lage, ob die Tore geschlossen werden.
Es gäbe bestimmte Auslöseschwellen für Sperrungen dieses Wegabschnitts. Ein Beispiel: „Nach Regenperioden wären die Tore zu“, so Weckbach. Mit der Versicherung sei bereits besprochen worden, wie genau die Tore und Schilder anlegt werden müssten, damit niemand strafrechtlich belangt werden könne, falls ein Unfall passieren sollte.

Weckbach bezifferte die Kosten des Rangerkonzepts mit 100.000 bis 120.000 Euro jährlich. Dies käme auf Bodman-Ludwigshafen, Allensbach und Konstanz zu, doch er hoffe auf die Beteiligung und Solidarität des Landkreises und anderer Gemeinden im Kreis.
Daniel Späth, CDU-Ortschaftsrat in Dettingen-Wallhausen, zeigte sich vom Konzept sehr angetan. Er regte an, dies auch für den Bereich des Seeuferweges zwischen Wallhausen und Abzweig Burghof zu übernehmen. Er merkte an, wie stark die Wege im Corona-Jahr trotz Sperrungen genutzt worden seien.

Marienschlucht vielleicht Herbst 2023 wieder offen
Die von einem Erdrutsch teilweise verschüttete Marienschlucht könnte möglicherweise im Herbst 2023 wieder offen sein. Auf eine Rückfrage des Allensbacher CDU-Gemeinderats Ludwig Egenhofer nannte Weckbach dieses Zeitfenster. „Es liegt nicht in meiner Hand. Wir sind immer auf die Genehmigungen angewiesen“, sagte Weckbach im Hinblick auf die notwendigen Sanierungsarbeiten.
Er umriss nochmals die Varianten, die er bereits im November 2019 vorgestellt hatte. Sein Favorit sei eine Steganlage auf der Zehn-Meter-Linie an den Felswänden entlang. Diese Stege wären so angelegt, dass loses Gestein zwischen Steg und Felswand durchfallen könnte. Und am Fuß der Schlucht würde ein Treppenturm die Distanz zum Boden hin überbrücken. Der alte Weg wäre zu gefährlich und ein Pfad ganz oben auf dem Optionen.

Falls ein Zuschussantrag bewilligt werde und die notwendigen Genehmigungen im Juni 2022 da wären, könnten die ersten Arbeiten in der Schlucht zwischen Juli und November 2022 stattfinden, da die Brutzeiten zu berücksichtigen seien. Es bräuchte zudem normal so ein Zeitfenster im Jahr 2023. „Ich setze mich dafür ein, dass die Marienschlucht 2023 wieder offen ist“, sagte Weckbach. Außerdem wies er darauf hin, dass die Schlucht momentan so gefährlich sei, dass keine Retter hinein könnten, falls Wanderer, die alle Sperrungen ignorieren, dort einen Unfall hätten.
Wie es nun weitergeht
Matthias Weckbach nahm aus der Sitzung mit, dass alle Gemeinde- oder Ortschaftsräte das vorgestellte Rangerkonzept mittragen wollen. Ende Juni steht wieder ein Fachbehördengespräch an, bei dem Weckbach es präsentieren wird.