Die erste Zusammenarbeit gab es bereits vor 500 Jahren, doch seit 50 Jahren sind Bodman und Ludwigshafen offiziell zu einer Doppelgemeinde verbunden. Mit einem festlichen Jubiläumsempfang startete die Gemeinde nun ins Jubiläumsjahr. Bürgermeister Christoph Stolz lud dafür ins Seeum ein und begab sich mit einem Zeitzeugen und den Gästen auf eine Zeitreise. Dabei blickte er auch auf die Zukunft der Doppelgemeinde, die am 1. Januar 1975 aus Bodman und Ludwigshafen entstand.
Wilderich Graf von und zu Bodman, Ehrenbürger der Gemeinde, erinnerte daran, dass Bodman und Sernatingen bereits vor 500 Jahren durch ein Ereignis im Bauernkrieg in die Geschichte eingegangen sind. Der Hafen Sernatingen, der 1825 gegründet wurde, markierte den Beginn einer wirtschaftlichen Blüte am Bodensee. 100 Jahre später wurde unter anderem die Seestraße gebaut – ein Kraftakt für Bodman, aber ein wichtiger Schritt zu einer attraktiven Touristengemeinde.
Ludwigshafen war für Bodman wie ein fremder Planet
„Ludwigshafen war für Bodman wie ein anderer Planet“, erklärte Graf von Bodman. Mit der Kreisreform 1973 wurde der Landkreis Stockach aufgelöst, die Orte kamen zum Landkreis Konstanz. Bodman habe nicht fusionieren wollen – noch dazu mit Ludwigshafen. Wilderich Graf von und zu Bodman erklärte: „Eine Fusion mit Espasingen hätte nicht gereicht. Stockach kam auch nicht in Frage: Man wollte nicht als letzter Wurmfortsatz Stockachs vegetieren.“ Das Zusammengehen mit Radolfzell wurde ebenso verworfen. Nachdem auch kein Zusammenschluss mit Wahlwies zustande gekommen war, „blieb nur Ludwigshafen übrig“.
Aus seiner Zeit als Mitglied im ersten Gemeinderat erinnert sich der Graf, dass er nie Kontroversen zwischen den Ortsteilen erlebt habe, es sei immer um Sachfragen gegangen. Die Fusion habe sich bewährt, auch wenn es noch heute kleine Spitzen gegeneinander gebe. Der unterhaltsame Rückblick des Grafen wurde vom Publikum stehend und mit lang anhaltendem Beifall bejubelt.
Altbürgermeister erinnert sich an historische Entscheidungen
Historische Entscheidungen zeugen von der gemeinsamen Identität der Gemeinde. Die Namensgebung eines Schiffs sei eine hochemotionale Abstimmung gewesen, erinnert sich Altbürgermeister Matthias Weckbach. Am Ende habe man sich auf „Großherzog Ludwig“ geeinigt. Die Bereinigung des Straßenregisters sei einfacher gewesen. Beide Ortsteile hatten eine „Hauptstraße“. Ludwigshafen behielt seine, Bodman machte daraus die „Kaiserpfalzstraße“, in der sich Ferienwohnungen besser vermarkten ließen.
Als musikalischen Höhepunkt präsentierte der Musikverein Ludwigshafen das Stück „Wir“, das die festliche Stimmung unterstrich und dem Publikum erneut stehende Ovationen entlockte. Bürgermeister Christoph Stolz betonte die Wichtigkeit, die Vergangenheit als Fundament für die Zukunft zu nutzen.
95 Prozent sollen bis 2029 an Glasfasernetz angebunden sein
Stolz stellte die ambitionierten Pläne für die Gemeinde vor, unter anderem die Anbindung an das Glasfasernetz bis 2029. Ziel sei, binnen der nächsten vier Jahre 95 Prozent der Haushalte an das Glasfasernetz anzubinden. Trotz zugesagter und voraussichtlicher Fördermittel bleibe bei einem durch die Gemeinde betriebenen Glasfaserausbau (Gesamtvolumen fast 15 Millionen Euro) ein Eigenanteil von knapp 1,5 Millionen Euro.
Der Bürgermeister kritisierte den sehr langen und anstrengenden Prozess, diese Fördermittel zu erhalten: „Es kann nicht sein, dass wahnsinnige Ressourcen in Antragsstellung und anschließende Nachweispflichten gesteckt werden müssen, bisweilen sogar, um damit Gelder für von Bund oder Land auferlegte Pflichtaufgaben erbetteln zu müssen.“
Drei Wünsche an Bürgerinnen und Bürger
Er sprach auch Ängste und Sorgen in Bezug auf die Zukunft an. Für ihn sei klar, dass eine nüchterne Betrachtung der Realität der erste Schritt zu einer Lösung oder Verbesserung der Situation ist. Er nenne die Gemeinde häufig den „schönsten Ort der Welt“, doch alle müssten auch dazu beitragen, dass dies so bleibt.
Stolz hatte drei Wünsche: „Gehen Sie weiter auf Menschen zu, auch wenn diese eine andere Meinung oder Herkunft haben. Sprechen Sie mit Menschen, die eine andere Meinung vertreten, und nicht über sie. Nicht im Krieg, sondern im Frieden wird Neues geschaffen.“
Stolz: Falsche Versprechungen der Politiker führen zu Vertrauensverlust
Er glaube, dass sich die Menschen im Grunde nicht für parteipolitisches Kalkül und pathetische Wahlkampfsprüche interessierten, sondern von den Politikern erwarten, dass sie sich auch über Parteigrenzen hinweg für das große Ganze einsetzen. Dazu gehöre, der Bevölkerung keine Versprechungen zu machen.

„Wir erleben gerade auf der kommunalen Ebene, dass wir manches Leistungsversprechen höherer Ebenen nicht mehr zuverlässig einhalten können.“ Dass dieser Gegensatz von Anspruch und Realität zu einem Vertrauensverlust in die Demokratie führe, sei ein selbstgeschaffenes Problem. Er bleibe aber optimistisch, weil er volles Vertrauen in die demokratischen Parteien habe, dass sie dieses Problem lösen werden.
„Bodman-Ludwigshafen ist eine Erfolgsgeschichte. Und der ganz wesentliche Punkt ist, dass wir alle miteinander bestimmen können, wie diese Geschichte weitergeschrieben wird. Hier hat sich gefunden, was zusammengehört. Wir sind 50 Jahre eins“, sagte Stolz. Passend dazu stimmten die Musikkapelle Bodman und der Musikverein Ludwigshafen das Stück „Ein halbes Jahrhundert“ an.
Die Zeigmal-App führt durch die Gemeinde
Ein weiterer Höhepunkt des Abends war die Vorstellung der „Zeigmal-App“, einem interaktiven Reiseführer, der Einheimischen und Touristen die verborgenen Schätze der Gemeinde näherbringt. Sandra Domogalla und Vanessa Stemmer vom Fachbereich für Tourismus, Kultur und Marketing stellten die App vor. Sie ist ein digitaler Reiseführer, liefert dank GPS passende Informationen zu jedem Standort sowie geleitete Rundgänge und Touren. Augmented Reality („Erweiterte Realität“) lässt anhand historischer Bilder die Vergangenheit lebendig werden und hält spannende Anekdoten bereit. Die App ist kostenfrei und ohne Registrierung im App-Store verfügbar.