Wer kennt die Situation nicht: Man ist in einer neuen Stadt, sieht ein altes Gebäude oder eine schöne Kirche und fragt sich, welche Geschichte dahinter steckt. Bei der Online-Suchmaschine wird man nicht fündig und für eine Stadtführung ist es zu spät. Die App „zeigmal“ schafft bei diesem Problem Abhilfe. Studierende der HTWG Konstanz haben die App entwickelt. Radolfzell war anfangs die Teststadt, mittlerweile sind eigenständige Stadtführungen auch in Singen, Konstanz und weiteren Städten um und entlang des Bodensees möglich. Auch in Engen gibt es seit Juli über 70 Orte, an denen die App einem die Geschichte erzählt. Wie gut das funktioniert, testet der SÜDKURIER.
So funktioniert die App
Nachdem die kostenfreie App heruntergeladen ist, ist sie mit einmal drücken auch schon offen. In der App öffnet sich die Startseite der jeweiligen Stadt, in der man sich befindet – vorausgesetzt, sie wird bei „zeigmal“ angeboten. Auf der Startseite gibt es dann mehrere Möglichkeiten, wie die Stadt erkundet werden kann. Eine Möglichkeit: Es werden alle eingetragenen Orte der Stadt auf einer Karte angezeigt, diese können daraufhin einzeln abgeklappert werden.

Es gibt auch einen Entdeckermodus, hierbei werden Benachrichtigung auf den Handy-Bildschirm geschickt, sobald sich ein historischer Ort neben einem befindet. Der dritte und auch im Selbsttest benutzte Modus ist die Stadtführung.
Dort wird angezeigt, wo man wie lange unterwegs ist. Die App zeigt an, dass die Stadtführung durch den Altstadtkern von Engen 50 Minuten dauern soll und auf einer Strecke von 1,5 Kilometern 20 Orte zum Anschauen beherbergt. Im Selbsttest hat die Führung 70 Minuten gebraucht – es war hochsommerlich heiß und die Altstadt liegt bekanntlich auf einem Hügel.
Ebenso bekommt der Nutzer bereits im Vorfeld einen guten Überblick, wo es lang geht, da die Orte aufgelistet und auf einer Karte ersichtlich sind. Mit einem Tippen auf „Navigation starten“ geht es los, entweder am offiziellen Startpunkt dem Rathaus oder an der nächstgelegenen Station vom aktuellen Standort aus.
Erweiterte Realität zeigt Engen in alter Form
Für den Selbsttest wurde die zweite Option genutzt. Aus der Petersstraße kommend stößt man als Erstes auf die Option, mit Augmented Reality (deutsch: erweiterte Realität) die Vorstadt anzuschauen. Dabei werden in die reale Welt digitale Elemente eingefügt, direkt auf dem Handybildschirm.
Mit der Handykamera wird die Umgebung gefilmt und verwandelt sich auf dem Bildschirm in die Vorstadt früherer Zeiten – leider ist nicht angegeben, wann genau das Bild entstanden ist. Sobald diese Ansicht mit einem Tippen beendet wird, wartet direkt die nächste Sehenswürdigkeit: der Vorstadtbrunnen.
In der App weist jetzt eine Anzeige darauf hin, dass sich der nächste Ort der Stadtführung vor einem befindet Der Nutzer kann auswählen: Will er mehr erfahren oder die Sttion überspringen? Wer mehr erfahren möchte, hört die Stimme von Dunja Harenberg. Sie ist Stadtführerin in Engen und erklärt dann zum Beispiel, dass der Verkehr durch den Brunnen künstlich verlangsamt werden soll.

Gemeinsam mit Lara Baumgärtel, ebenfalls Stadtführerin in Engen, ist Harenberg an den einzelnen historischen Stopps zu hören. Und so geht die Tour weiter über die Kaplanei in der Vorstadt, der Stadtapotheke, der katholischen Stadtkirche bis hin zum Pappenheimer Haus in der Hauptstraße 4.
Von dem laut App vermutlich im 15. Jahrhundert erbauten und 1976 renovierten Pappenheimer Haus gelangt man über den Schulplatz, die Sporngasse bis hin zum Marktplatz. Dort angekommen, wird in der App zwar nichts erzählt, der Nutzer kann jedoch anhand eines kleinen Textes mehr zu dem Platz lesen und sich mit Augmented Reality den alten Marktplatz ansehen.
Die Tour erstreckt sich anschließend durch die restliche Altstadt vorbei am Rathaus, der Spendengasse und Hochwacht, bis zur Halbzeit der Führung der Sechs-Sinne-Brunnen steht. Er wurde 1986 von dem Künstler Jürgen Goertz gebaut und stellt die üblichen fünf Sinne dar. Den sechsten Sinn dürfen jene, die behaupten ihn zu haben, selbst entdecken.
Weitere Wegpunkte des Rundgangs sind etwa die Lupfengasse, die Badstube oder das Kloster Sankt Wolfgang. Ebenso laufen dem Nutzer auf dem Weg einige weitere Möglichkeiten, die Augmented Reality zu nutzen, über den Weg. Die Selbsttest-Führung endet in der Sammlungsgasse. Der richtige Ort für ein erfrischendes Getränk im Anschluss, denn hier gibt es einige Restaurants.
Stadt hat bisher gute Erfahrungen
Die ersten Rückmeldungen zu der neuen Art einer Stadtführung seien positiv, wie Katrin Speck vom Tourismusbüro in Engen erklärt. „Für uns ist das auch ganz neu, dennoch haben wir schon einiges an positivem Feedback bekommen, sowohl von Einwohnern und Gästen.“ Die Stadt Engen hat bei geführten Stadtrundgängen bereits eine hohe Nachfrage. Wie die App diese Zahlen beeinflussen wird, kann bisher nicht gesagt werden.
Die beste Resonanz gibt es zu den Augmented-Reality-Stationen. Für Katrin Speck ist die Zusammenarbeit mit den Entwicklern der App sehr positiv: „Immer wenn man was ändern möchte, war es am nächsten Tag schon erledigt, wirklich toll.“ Die Stadtführung in Engen entstand in der Zusammenarbeit des Tourismusbüro Engen und den App-Entwicklern.
Fazit: Diese App macht Spaß
Beim Selbsttest hat die App „zeigmal“ gezeigt, dass sie super praktisch ist. Sie ist geeignet für Personen, die die Stadt gezielt erkunden wollen – aber auch für jene, die lieber auf eigene Faust entdecken. Denn die Anwendung hilft, die Stadt historisch besser kennenzulernen.
Durch das einfache und übersichtliche Design der App ist sie für jeden leicht zugänglich. Zudem machen die visuellen und auditiven Funktionen der App Spaß: Ob es der Blick in die Vergangenheit mithilfe der Augmented Reality ist oder die Geschichten zu jenem historischen Ort von einem Stadtführer zu hören. Der Nutzer kann komplett in die Historie der Stadt eintauchen. Die App lohnt sich nicht nur für Touristen, sondern auch für Einheimische, denn es gibt viel Wissenswertes zu entdecken.