Wie kurios und verwirrend Vergaben sein können, zeigte sich am Dienstag im Gemeinderat von Bodman-Ludwigshafen, als es um Stahlbeton-Arbeiten im Bereich der seit 2015 gesperrten Marienschlucht ging. Formal fiel ein Beschluss für ein Angebot über rund 669.000 Euro, doch tatsächlich müssen nur rund 131.180 Euro fließen. Wie das geht? Weil die Firma auf einen Teil des ausgeschriebenen Auftrags verzichtet. Selbst erfahrene Gemeinderäte waren überrascht und zur Sicherheit kamen mehrere Nachfragen, wie sich das im aktuellen Bauabschnitt und beim Gesamtprojekt auswirkt.

Marienschlucht-Projektleiter und Alt-Bürgermeister Matthias Weckbach nahm digital an der Sitzung teil und sprach über den aktuellen Stand. Dabei hielt er es sehr knapp, da die ausführliche Präsentation am Mittwoch, 15. November, 18 Uhr, bei der Marienschlucht-Sitzung der Gemeinden Bodman-Ludwigshafen, Allensbach und Konstanz im Bürgerhaus Langenrain präsentiert wird.

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Für die Ratssitzung beschränkte er sich auf die wichtigsten Punkte und die Darstellung, was im aktuellen zweiten Bauabschnitt für die Auftragsvergaben wichtig war. Um den Zeitplan war es zudem schon bei einer Wanderung im Juni gegangen.

Die Marienschlucht im April 2023 aus der Luft.
Die Marienschlucht im April 2023 aus der Luft. | Bild: Gerhard Plessing

Der Bauabschnitt wird günstiger

Im zweiten von drei Bauabschnitten seien Förderanträge für Maßnahmen für 1,8 Millionen Euro eingereicht worden. Dafür seien 1,1 Millionen Euro Zuschuss zugesagt worden, doch nach jetzigem Stand würden nicht 1,8 Millionen, sondern nur 1,4 Millionen Euro gebraucht werden, so Weckbach.

Von links an der Marienschlucht: Matthias Weckbach (Bürgermeister von Bodman-Ludwigshafen), Achilles Häring (Dr. Spang GmbH), Architekt ...
Von links an der Marienschlucht: Matthias Weckbach (Bürgermeister von Bodman-Ludwigshafen), Achilles Häring (Dr. Spang GmbH), Architekt und Stadtplaner Thomas Hirthe, Christian Seng (365 Grad Freiraum + Umwelt), Aline Merkl (Dr. Spang GmbH) und Florian Caduff (Crestageo). | Bild: Löffler, Ramona

Er schilderte zurückliegende und anstehende Maßnahmen wie das Fundament für den Treppenturm am Fuß der Schlucht. Der Turm wird zum neuen Steg auf etwa zehn Meter Höhe führen beziehungsweise von dort hinunter. Eigentlich hätte dieses Jahr der Bau des Turms selbst beginnen sollen, doch dies verzögere sich auf das kommende Jahr, erklärte Weckbach. Dieses Jahr werde nur das Fundament gebaut.

Die Kostenschätzung für die Stahlbeton-Arbeiten lag bei rund 250.000 Euro, doch die Gemeinde habe nur ein einziges Angebot für die Stahlbeton-Arbeiten erhalten. Es kommt von den Firmen Lindenmayer-Bau und Erdbewegung Hildebrand. Da es mit 669.000 Euro so hoch ausgefallen sei, habe man das Gespräch gesucht, um Nachträge für die Ausschreibung zu besprechen und die Kosten in den Griff zu bekommen.

Bereits in der Sitzungsvorlage wurde erklärt, dass Nachträge die Alternative zu einer Aufhebung der Ausschreibung seien. Die drängende Zeit und der Umstand, dass sich sonst keine Firmen für die Ausschreibung interessiert hätten, gehörten zu den Gründen, die Möglichkeit der Nachträge zu nutzen.

Arbeiten an den Felshängen sind schwierig

„Es ist ein schwieriges Terrain“, betonte Weckbach. „Wir sind stolz, dass wir zwei so leistungsfähige Firmen haben, die dort schon gearbeitet haben und sich auskennen.“ Die Kosten seien sogar nachvollziehbar, denn die Mauer am Hang bei der Erich-Pohl-Kanzel sei eine schwierige Konstruktion. Auch Betonplomben für die Felsanker seien schwer zu machen.

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Bürgermeister Christoph Stolz stimmte den Worten von Matthias Weckbach zu: „Wir bauen kein Fertighaus, sondern in der Marienschlucht. Die Differenz zwischen der Kostenberechnung und dem Angebot zeigt, wie komplex die Arbeiten dort sind.“ Und dennoch könne man nun mit diesem Ratsbeschluss eine halbe Million Euro einsparen. „Wir beschließen formal die 669.000 Euro, aber nehmen nur einen Teil an. Die Firma stellt uns von den restlichen Sachen frei“, fasste er nochmal zusammen. Dieser Teil könne dann erneut ausgeschrieben werden.

Zwei Nachträge zur Ausschreibung

Um besser und sicherer kalkulieren zu können, sollen nun zuerst die Beton-Arbeiten an den Felsankern im Bereich des Felsenkellers, also am Fels beim Grillplatz am unteren Ende der gesperrten Schlucht, gemacht werden. Zudem umfassen die 131.180 Euro im ersten Nachtrag zur Ausschreibung die Fundament-Arbeiten am Eingangsbauwerk und der Mondfels-Tore.

Felsanker in der Schlucht und die Mauer an der Erich-Pohl-Kanzel wären mit rund 156.600 Euro ein zweiter Nachtrag. Allerdings seien die Sicherungs-Arbeiten und die Einschalung der Felsanker noch nicht bepreist.

An der Wand des Felsenkellers beginnen bald Arbeiten.
An der Wand des Felsenkellers beginnen bald Arbeiten. | Bild: Löffler, Ramona

Petra Haberstroh (Freie Wähler) hakte nach, warum der Rat überhaupt den 669.000 Euro zustimmen müsse. „Um vergaberechtlich auf der sicheren Seite zu sein“, antwortete Christoph Stolz.

Alessandro Ribaudo (CDU) fragte schließlich noch, was passiert, falls die zurückgestellten Arbeiten bei einer erneuten Ausschreibung nicht günstiger werden sollten: „Sind wir dann noch in den 1,8 Millionen Euro für den zweiten Bauabschnitt oder drüber?“ Weckbach erklärte, man habe festgestellt, dass die Kostenschätzung ungenau gewesen sei. Doch mit dem, was noch komme, würde die Summe des alten Angebots bei Weitem nicht erreicht.

Wie es nun weitergeht

Der Rat beschloss einstimmig die vorgeschlagenen Änderungen. Bis Jahresende können nun einige Arbeiten umgesetzt werden. Dann kommt die bereits gewohnte Zwangspause wegen den Brutzeiten geschützter Vögel bis zum Frühsommer.

In einem kurzen Ausblick auf weitere Maßnahmen listete Weckbach einen Unterhaltungsvertrag auf, die Bildung eines Sicherheitsausschusses bis März 2024 und die Absprache mit anderen Kommunen zur Beteiligung an den Unterhaltskosten sowie die Nutzung der Marke Marienschlucht, die entwickelt wird, sowie das Kiosk- und Toilettenfloß bis September 2024. Über die Vorgehensweise beim Uferweg Wallhausen werde Konstanz entscheiden. Die Marienschlucht wird voraussichtlich Ende 2025 eröffnet.