Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie wurde viel über die Not der Betreiber von Hotellerie und Gastronomie gesprochen, auch Frisöre, Kosmetikerinnen und Fitnessstudio-Betreiber hatten es schwer, weil sie lange nicht arbeiten durften.

Doch wie erging es den Schifffahrtsbetrieben am Bodensee? Vladimir Deinis, Geschäftsführer des Schifffahrtsbetriebes Deinis und Kapitän der MS Großherzog Ludwig, die in Bodman ihren Liegeplatz hat, spricht über die vergangenen 15 Monate und seine Wünsche für die Zukunft.

„Immer auf dem dritten Platz“

Deinis beschreibt seine Situation so: „Wir sind nicht nur vom Wetter abhängig, wir gehören zur Tourismuskette und sind mit unseren Fahrten immer auf dem dritten Platz. Zuerst kommen die Hotels und Ferienwohnungen, dann die Gastronomie, dann wir mit unseren Leistungen. Wenn die Hotels dicht sind, kommen nur Einheimische oder Menschen aus einem Radius von vielleicht 50 Kilometern.“

Diese machten jedoch lediglich rund 15 Prozent der Fahrgäste aus. „Die Folge ist kein Gewinn, sondern Verlust und Umsatzeinbruch“, so Deinis. Er erzählt, dass das Überbrückungshilfe-III-Paket eine große Hilfe für seinen Betrieb gewesen sei. „Es deckt nicht alle Verluste und Kosten ab, aber ist wesentlich und deutlich besser als nichts. Wir haben das Hilfsangebot beantragt, rechtzeitig bekommen und ich bin dankbar für diese Regierungsentscheidung.“ Damit habe er sein Unternehmen im wahrsten Sinne über Wasser halten können.

Kein wirklicher Sommer

Die erste Fahrt dieses Jahres fand am 2. Mai statt. „Vorher gab es ein Tätigkeitsverbot.“ Alle hätten gehofft, dass sie trotzdem unter Einhaltung aller Regeln starten dürften, alles sei vorbereitet gewesen. „Wir haben viel Geld für Maßnahmen investiert, aber wir durften nicht. Darüber waren wir natürlich enttäuscht.“ Am 1. Mai kamen Informationen, dass sie unter bestimmten Bedingungen fahren dürften.

Vladimir Deinis betont: „Das Problem aller Schiffsbetriebe war, nur mit beschränkter Kapazität fahren zu dürfen. Die Großherzog Ludwig hat Platz für 200 Personen, im Mai durften nur 100 mitfahren. Dazu hatten wir häufig schlechtes Wetter, bis zum 10. August gab es keinen wirklichen Sommer, immer nur wenige Tage lang.“

Lob für die Fahrgäste

Sein Lob gilt den Fahrgästen: „99 Prozent haben Verständnis, es gibt keine Diskussion über Regeln.“ Mit sinkender Inzidenz durfte er mehr Fahrgäste befördern. Moment gibt es keine Einschränkung der Personenzahl, nur Maskenpflicht beim Ein- und Ausstieg und wenn kein Abstand von anderthalb Metern eingehalten werden kann.

Vladimir Deinis an Bord der MS Großherzog Ludwig.
Vladimir Deinis an Bord der MS Großherzog Ludwig. | Bild: Claudia Ladwig

„Bei Charter- oder Sonderfahrten gelten die 3G-Regeln, bei Privatveranstaltungen zusätzlich die Kontaktnachverfolgung“, beschreibt er die aktuelle Lage. Für Gästebegrüßungsfahrten galten wieder besondere Regeln, diese zählten als öffentliche Veranstaltungen.

„15 Monate lang Pech“

Zur finanziellen Situation seines 2018 gegründeten Unternehmens sagt er: „In jedem Unternehmen gibt es drei wichtige Dinge: Die Prognose, also vorausschauen und sehen, was möglich ist, die Stabilität und für uns das Wetter. Wir hatten jetzt 15 Monate lang Pech mit allen drei Sachen.“ Es sei schon schlimm, wenn eine ausfalle, aber wenn alle drei fehlten, werde es schwer.

Der Geschäftsführer sieht die Lage realistisch. Er sagt: „Eine solche Pandemie hat noch niemand in meiner Generation erlebt. Keiner weiß, was richtig oder falsch ist.“ Für ihn als Chef von vier Festangestellten und sieben Mini-Jobbern, die bis 2020 ständig als Aushilfen gearbeitet haben, waren die Finanzen das größte Problem. „Letztes Jahr hatten wir einen Umsatzeinbruch von 70 Prozent, ich musste die Crew in Kurzarbeit schicken. Aber sobald wir wieder die kleinste Möglichkeit hatten, Fahrten zu machen, waren sie wieder normal angestellt.“ Bei jeder Fahrt arbeiten mindestens zwei Personen auf dem Schiff: der Schiffsführer und ein Matrose.

Dankbar für Hilfe der Gemeinde

Die Gemeinde Bodman-Ludwigshafen sei ihm mit einer Kostenreduktion entgegengekommen, erzählt Deinis dankbar und sagt, die finanzielle Situation sei bisher etwas besser als in den gleichen Monaten vor einem Jahr. Aber es sei nicht das Ergebnis, das sie haben wollten. Dennoch sieht er Licht am Ende des Tunnels: „Die Anfrage für Charterfahrten 2022 steigt, das ist ein gutes Zeichen für mich.“

Kurz vor Beginn der Pandemie hatte der 45-Jährige die MS St. Georg, ein kleineres Schiff gekauft. Er ist froh, dass die Gemeinde ihm einen Liegeplatz zur Miete gleich neben dem der MS Großherzog Ludwig überlassen hat. Mit dem zweiten Schiff will er die Leistungspalette erweitern.

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Und er freut sich, dass er die Anlegestelle Marienschlucht wieder ansteuern kann. „Erste Fahrten hatten wir am 3. Juli. Dort haben wir jetzt den modernsten Steg, man kann barrierefrei ein- und aussteigen. Es gab schon einige, die dort von Bord gegangen sind.“ Er weise jedoch immer darauf hin, dass der Weg Richtung Wallhausen nur für sportliche Wanderer geeignet sei, betont er.

Vladimir Deinis bleibt optimistisch. Er hoffe, dass Corona bald Vergangenheit sei. „Wenn wir in den nächsten drei, vier Jahren keinen Stress haben, dann können wir wieder in den Zustand wie vor Pandemie zurückkommen. Wir sind nicht weit weg von der roten Linie und müssen vorsichtig sein. Aber ich bin stolz auf meine Crew und überzeugt, dass wir das zusammen durchziehen und dann kommen bessere Zeiten.“