Herr Weckbach, wie geht es Ihnen als frischgebackener Ehrenbürger von Bodman-Ludwigshafen?

Matthias Weckbach: Ich möchte mich dafür riesig bedanken. Es ist wirklich eine tolle Wertschätzung. Als die Urkunde auf die Bühne gebracht wurde, hab ich nur „Ehren“ gesehen und mir ist schon der Atem gestockt. Mir ist völlig anders geworden. Eine riesige Ehre, ich hab mich total gefreut und weiche Knie bekommen. Was mich auch besonders gefreut hat, war das Goldene Buch. Das hebt die ganze Gemeinde. Da darf ich den Gemeinderat zu einer so tollen Entscheidung beglückwünschen.

Matthias Weckbach mit der Ehrenbürger-Urkunde.
Matthias Weckbach mit der Ehrenbürger-Urkunde. | Bild: Löffler, Ramona

Haben Sie sich schon in das neue Goldene Buch eingetragen?

Nein, noch nicht. Ich wollte erst noch mit dem Gemeinderat besprechen, wie wir das machen, weil wir mit Graf Bodman nochmal einen Ehrenbürger haben, der sich auch eintragen sollte. Es wäre schön, wenn das für ihn in den Rahmen einer Veranstaltung eingebettet wäre.

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Was überwiegt jetzt zum Ende von 24 Jahren als Bürgermeister: das lachende oder das weinende Auge?

Ich freue mich über die Zeit, die Erfahrungen und alles, was ich in den 24 Jahren so erlebt habe. Manchmal hätte man es sich anders gewünscht, weil es oft viele Widerstände gab, aber im Grunde genommen, ist es ganz gut geworden. Für mich hat die Freude auf jeden Fall überwogen. Ich hab immer noch tausend Ideen und den Bürgern bleibt auf jeden Fall Einiges erspart dadurch, dass ich vorher aufhöre. (lacht)

Applaus, als Matthias Weckbach die Ehrenbürger-Würde verliehen bekommt.
Applaus, als Matthias Weckbach die Ehrenbürger-Würde verliehen bekommt. | Bild: Löffler, Ramona

Hätten Sie inzwischen doch gerne noch eine vierte Amtszeit gemacht?

Ich habe mich bewusst dagegen entschieden, weil ich für mich festgestellt habe, dass wenn neue Ideen von jungen Leuten kommen, man manchmal nicht mehr so aufgeschlossen ist, wenn man sie schon zum dritten oder vierten Mal hört. Das ist schlecht für die Demokratie und ich glaube, das Amt des Bürgermeisters lebt davon, dass es Kontinuität gibt. Es lebt aber auch vom Wechsel – und da sind 24 Jahre aus meiner Sicht für mich ganz gut. Von dem her glaube ich auch, dass es für die Gemeinde gut ist, weil jetzt jemand Neues mit neuen Ideen kommt.

Das Amt war eine große Herausforderung und meine Frau war mit drei Kindern oft ganz allein. Am liebsten sitzt man ja abends auch zusammen und spricht miteinander, aber am Abend war ich halt nicht da. Ich glaube, für meine Frau war es die viel größere Herausforderung, als es für mich war, und sie hat viel mitmachen müssen. Das tut mir sehr Leid.

Matthias Weckbach in seiner letzten Ratssitzung als Bürgermeister von Bodman-Ludwigshafen.
Matthias Weckbach in seiner letzten Ratssitzung als Bürgermeister von Bodman-Ludwigshafen. | Bild: Löffler, Ramona

Was werden Sie vermissen?

Die Mitarbeiter, weil ich mit einigen viele Jahre zusammengearbeitet habe. Das wird schon etwas sein, das mir wehtut. Genauso ist es bei den Gemeinderäten. Das war eine tolle Zusammenarbeit und hat Spaß gemacht.

Und was machen Sie am kommenden Montag, wenn Sie nicht mehr ins Rathaus müssen?

Ich habe mir noch nichts Bestimmtes vorgenommen. Wenn alle aus dem Haus und in der Schule sind, setze ich mich erstmal hin und trinke einen
Kaffee.

Wie war es für Sie, dass Ihr Nachfolger Christoph Stolz in den vergangenen Wochen bereits immer wieder zum Einarbeiten im Rathaus war?

Es war schön, weil man ein paar Sachen mitgeben kann. Was er daraus macht, ist natürlich seine Sache. Mir ist es einfach auch wichtig, die Punkte, die noch offen sind oder auch gemacht werden müssen, weiterzugeben. Ich weiß, dass alles in guten Händen ist, und dann lässt man auch leichter los.

Von links: Christoph Stolz, Matthias Weckbach und Rainer Stolz
Von links: Christoph Stolz, Matthias Weckbach und Rainer Stolz | Bild: Löffler, Ramona

Was war für Sie das eindrucksvollste Erlebnis oder größte Projekt Ihrer drei Amtszeiten? Lässt sich da etwas benennen?

Eigentlich nicht, weil es zu jeder Zeit andere Herausforderungen gab. Wir haben sehr viele Baumaßnahmen gemacht. Ich habe mal so knapp überschlagen: Es waren knapp 60 Millionen Euro, die während meiner Zeit verbaut wurden, und wir im Landessanierungsprogramm alles neu gemacht haben, also richtig, richtig viel bewegt.

Was hätten Sie gerne noch umgesetzt, das zeitlich oder finanziell nicht geklappt hat?

Den Bolu-Train auf jeden Fall. Das wäre noch ein tolles Projekt gewesen, womit man viel Innovation hätte anschieben können. Das hätte mir sehr gut gefallen.

Was würden Sie als Ihren größten Erfolg sehen?

Ich denke eigentlich gar nicht so im Bereich von Erfolg, sondern das sind Aufgabenstellungen und Weichenstellungen für die Zukunft. Da will ich die Gemeinde fit machen. Das ist einfach ein Abarbeiten von Aufgaben und da schaue ich, dass ich das bestmöglich mache. Manche Dinge kann man nicht von heute auf morgen bauen, sondern braucht zig Jahre, um die Finanzierung und Planung zu haben, die Zustimmungen und die Umsetzung. Das bedeutet, ich muss immer schon lange im Voraus überlegen, wie wird sich wohl die Zukunft entwickeln.

Familie Weckbach von links: Matthias, Tochter Florine, Ehefrau Elke und Sohn Julian. Der jüngste Sohn Yannick fehlt.
Familie Weckbach von links: Matthias, Tochter Florine, Ehefrau Elke und Sohn Julian. Der jüngste Sohn Yannick fehlt. | Bild: Löffler, Ramona

Gibt es Misserfolge?

Ich agiere lieber, als dass ich reagiere, aber gerade bei der Kindergartenbaugeschichte werde ich getrieben. Das ist nur ein Reagieren, weil ständig Standards verändert werden. Da werde ich nie fertig. Beim Bau des Seeums war ärgerlich, dass wir wegen 51.000 Euro die Planung umgeschmissen haben, und hinterher mehr bezahlt haben und den Platzmangel schon mehrfach bitter bereut haben.

Haben Sie schon Pläne für all die Abende, an denen Sie keine Termine als Bürgermeister mehr haben? Werden Sie im Gemeinderat zuschauen?

Pläne habe ich insofern, dass ich dann für die Familie da bin oder für meine Hobbies, die ich dann auch leben kann. Im Gemeinderat zuschauen und so weiter werde ich auf jeden Fall unterlassen. Da will ich mich völlig ausklinken.

Matthias Weckbach lernt spät am Abend bei der Abschiedfeier im Seeum spontan, die Ukulele zu spielen. Gitarre kann er bereits. Er und ...
Matthias Weckbach lernt spät am Abend bei der Abschiedfeier im Seeum spontan, die Ukulele zu spielen. Gitarre kann er bereits. Er und einige andere singen „Die Fischerin vom Bodensee“ und lesen den Text ab. | Bild: Löffler, Ramona

Haben Sie mal nachgerechnet, wie viele Ratssitzungen, Ausschüsse und Hauptversammlungen Sie hatten?

Nein. Wir haben das mal für einige Jahre im Gemeinderat gemacht. Wir haben schon eine hohe Produktivität: Alle drei Wochen eine Gemeinderatssitzung, eigentlich eher untypisch für eine Gemeinde unserer Größenordnung. Und wir haben jeden Dienstag irgendeine Sitzung – also auch Ausschüsse. Da haben wir mal für manche Jahre hochgerechnet, dass es über 800 Sitzungsvorlagen waren, die wir gemacht haben, und über 120 Sitzungen.

Wissen Sie inzwischen schon, wie es beruflich weitergehen wird?

Nein, jetzt mache ich erstmal ein halbes Jahr Pause und dann schaue ich weiter.

Matthias Weckbach mit dem Rathaus Ludwigshafen im Hintergrund.
Matthias Weckbach mit dem Rathaus Ludwigshafen im Hintergrund. | Bild: Löffler, Ramona

Bleiben Sie bei Projekten wie der Marienschlucht noch als Berater dabei?

Wenn der Bürgermeister und der Gemeinderat möchten, stehe ich gerne zur Verfügung. Ich arbeite dann wie ein ganz normaler Mitarbeiter, wenn das so gewünscht wäre, und muss alles mit dem Bürgermeister entsprechend abstimmen.

Stichwort Ehrenamt: Gibt es vielleicht bald Ortsführungen oder Gästebegrüßungsfahrten mit Ihnen?

Ich bin ja im Roten Kreuz als Vorsitzender tätig. Da hat vieles auf der Bereitschaftsleitung gelastet und ich kann jetzt mehr machen. Aber für das erste halbe Jahr möchte ich am besten gar keine festen Termine und dann kann man über alles mal sprechen.

Könnten Sie sich vorstellen, nächstes Jahr bei der Kommunalwahl für einen Sitz im Gemeinderat zu kandidieren?

Nein. Meine Einstellung ist, dass es überhaupt nicht gut tut, wenn da ein ehemaliger Bürgermeister sitzt und meint, dass er alles weiß. Das wäre das Schlimmste, was einem neu gewählten Bürgermeister passieren kann. Da halte ich mich absolut zurück.

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