Bei Bauarbeiten im Kellhofweg in Ludwigshafen sind Archäologen auf mittelalterliche Siedlungsspuren aus der Anfangszeit des Dorfes gestoßen. Wie das Landratsamt in einer Pressemitteilung schreibt, hatte die Kreisarchäologie des Landkreises die Baggerarbeiten routinemäßig überwacht, da die Baufläche für ein Mehrfamilienhaus etwa 180 Meter nordöstlich der Kirche St. Otmar und damit am Rand des alten Ortskerns liegt. Hier seien Spuren der früheren Besiedlung zu erwarten gewesen, heißt es in der Mitteilung.
Kreisarchäologe Jürgen Hald leitete daraufhin in Absprache mit dem Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart rasch eine Rettungsgrabung ein, um die Befunde möglichst schnell zu dokumentieren, schreibt das Landratsamt. Die Ausgrabung übernehme seit wenigen Tagen die vom Bauherrn beauftragte Grabungsfirma Archaeotask GmbH unter der örtlichen Leitung von Heiko Glunk.
Was genau wurde entdeckt?
In der etwa 260 Quadratmeter großen Baufläche zeichnen sich laut der Pressemitteilung über 100 Einzelfundstellen als Verfärbungen im sandigen Untergrund ab. Es handle sich dabei meist um Fundamentgruben für Holzpfosten, die das tragende Gerüst der damaligen Häuser mit Flechtwerkwänden und vermutlich Strohdach gebildet hätten.

Im Gewirr der zahlreichen Pfostengruben von mehreren überlagernden Gebäuden hätten sich auch die Reste eines einfachen Erdkellers sowie von fünf in den Boden eingetieften Hütten für handwerkliche Tätigkeiten erhalten.
Aus diesen sogenannten Grubenhäusern stammt laut dem Landratsamt unter anderem auch das Fragment eines Webgewichts aus Ton – ein Hinweis, dass hier wohl ein Gewichtswebstuhl für die Tuchherstellung stand. Die Webhütten seien feste Bestandteile dieser Gehöfte des Hochmittelalters.
Tonscherben aus dem 11. Jahrhundert
Ebenfalls gefundene Scherben von Tongefäßen mit typischen wellenförmigen Ziermustern zeigten, dass die entdeckten Strukturen aus dem 11. oder 12. Jahrhundert nach Christus stammen. „Es handelt sich hierbei um wichtige Funde aus der Gründungszeit des heutigen Ortes, der aus dem 1145 erstmals urkundlich genannten Sernatingen hervorgegangen ist“, erklärte Kreisarchäologe Hald laut der Pressemitteilung bei einem Ortstermin mit Bürgermeister Christoph Stolz und Bauherr Daniel Lindenmayer.

Lindenmayer habe sich sehr zufrieden gezeigt angesichts des raschen Grabungsfortschritts. Auch Bürgermeister Christoph Stolz habe die gute Zusammenarbeit gelobt: „Ich darf mich für die schnelle und pragmatische Kooperation aller Beteiligten herzlich bedanken und freue mich darüber, dass wir weitere Bestandteile unserer Ortsgeschichte sichern und somit für die Nachwelt erhalten können.“
Über 2000 Jahre alte römische Münze entdeckt
Kurios sei der Fund einer römischen Bronzemünze aus einer der Grubenhütten. Das nur noch schlecht erkennbare Münzbild zeigt laut Landratsamt vermutlich Faustina Minor, die im Jahr 176 nach Christus verstorbene Ehefrau von Kaiser Marc Aurel.
Wie die Münze, die schon etwa 1000 Jahre alt war, als sie in den Boden gelangte, ihren Weg in das mittelalterliche Dorf fand, sei bislang nicht geklärt. Römische Funde seien allerdings vom Seeufer sowie oberhalb des benachbarten Baugebiets Haiden bekannt. Die Grabungen werden in Kürze abgeschlossen, heißt es abschließend.