Kühe in Not oder doch nur Wasserbüffel, die ihre Arbeit verrichten? Da waren sich Passanten im Heudorfer Ried offenbar nicht so sicher und setzten einen Notruf ab. Das berichtet die Öffentlichkeitsbeauftragte der Eigeltinger Feuerwehr, Regina Glatt. Doch die ausgerückten Feuerwehrleute erkannten, dass hier alles seine Ordnung hat. Denn sechs erwachsene und zwei im Laufe des Sommers geborene Wasserbüffel sorgen dafür, dass die Flächen offen bleiben.

Der Grund für ihren Einsatz: Durch Biberdämme entstand ein kleiner See im ehemaligen Niedermoor. Das war so nicht geplant, eigentlich sollte auf einem Teil dieser Fläche eine Pfeifengraswiese entstehen und auf anderen Teilen magere Flachland-Mähwiesen mit artenreicher Flora.

Die Wasserbüffel erfüllen eine Rolle als Landschaftspfleger im Heudorfer Ried. Dabei gefällt es ihnen so gut, dass sie sich sogar vermehren.
Die Wasserbüffel erfüllen eine Rolle als Landschaftspfleger im Heudorfer Ried. Dabei gefällt es ihnen so gut, dass sie sich sogar vermehren. | Bild: Susanne Schön

„Dieser See ist auch Offenland. Der Zielkonflikt bestand darin, dass hier zuvor Pfeifengraswiesen geplant waren, welche jetzt nicht mehr so erhalten werden können“, erklärt Sven Gebhardt von Landschaftserhaltungsverband Konstanz. Man habe daher abwägen müssen, ob der Biberdamm entfernt wird, um diesen Wiesentyp zu erhalten, oder ob man den neu entstandenen Lebensraum bestehen lässt.

Da sich sowohl der Biber als auch 35 andere Tier- und Pflanzenarten wie der besonders schützenswerte Kiebitz hier ansiedelten, fiel die Entscheidung zugunsten des „Bibersees“ aus. Der Kiebitz hat in diesem Jahr innerhalb der Beweidungsfläche bereits erfolgreich mit mindestens einem gesichteten Jungvogel gebrütet. Auch eine Knäkente hat mit drei Jungvögeln gebrütet. Zudem haben viele seltene Vögel, wie der Kampfläufer, bereits im ersten Jahr, also 2022, den Bibersee als Rastplatz genutzt.

Landschaftspfleger holte Wasserbüffel ins Ried

Außerdem hat man mit Florian Riegel einen Landschaftspfleger gefunden, der Wasserbüffel anschaffte, um den besonderen Herausforderungen der Fläche gerecht zu werden. Dabei kann er auf Erfahrungen mit vom Aussterben bedrohte Nutztierrassen zurückgreifen, die er auf Hof Steinegg gewann. „Unser Ziel ist es, die Kulturlandschaft zu erhalten und die biologische Vielfalt zu fördern“, erklärt er. Das gelinge durch extensive Pflege und Beweidung der Flächen, denn diese würden neue Lebensräume für seltene Pflanzen, Tiere und Insekten geschaffen – und somit die Artenvielfalt erhöht.

Eine von vielen Tierarten im Heudorfer Ried sind die Wasserbüffel. Manchmal sind die Tiere von der Straße aus zu sehen, oft aber auch im ...
Eine von vielen Tierarten im Heudorfer Ried sind die Wasserbüffel. Manchmal sind die Tiere von der Straße aus zu sehen, oft aber auch im Wasser. | Bild: Susanne Schön

Zur Wasserbüffelbeweidung im Heudorfer Ried sollen ab kommenden Jahr Extensivmahd, also Grünlandnutzung mit wenig Dünger und ohne Pflanzenschutzmittel, und Saumstreifen entlang des Gewässers hinzukommen. Fische würden hier aber nicht mehr gezüchtet, wie das in der Vergangenheit einmal üblich war.

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Mit dem neuen, sogenannten Bibersee ist das Heudorfer Ried um ein weiteres Biotop reicher. Das Ried hat seit 1984 ein ausgewiesenes Naturschutzgebiet. Das Niedermoor wurde von den Eiszeiten geformt. Heute bietet das größte Feuchtgebiet im nördlichen Hegau Lebensraum für bedrohte Pflanzen- und Tierarten.

Gisela Lejeune-Härtel ist für den Nabu im Heudorfer Ried aktiv. Sie kennt die Pflanzen und Tiere, die hier siedeln ganz genau. Als ...
Gisela Lejeune-Härtel ist für den Nabu im Heudorfer Ried aktiv. Sie kennt die Pflanzen und Tiere, die hier siedeln ganz genau. Als Ansprechpartnerin möchte bei Konflikten mit Mensch und Natur vermitteln.

Gisela Lejeune-Härtel vom Nabu kennt das Gebiet wie ihre Westentasche. Denn der Nabu betreut das Gebiet und dokumentiert beispielsweise Pflanzen und Tiere. Neben den seltenen Pflanzen haben es ihr vor allem die Vögel angetan. So könne man auf ihren Führungen im Heudorfer Ried diese besondere Landschaft sowohl mit den Augen, als auch mit den Ohren erleben. Denn manchmal höre man Vögel, die man trotz Fernglas nicht sehen könne.

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So sei laut Lejeune-Härtel hier 1999 das letzte Brutvorkommen des Braunkehlchens im Grünland dokumentiert worden. Das Braunkehlchen habe die ganzen Jahre hindurch immer wieder Brutversuche im Hardtweiher, in dem der Bibersee liegt, unternommen. 2018 wurde der letzte von Gisela Lejeune-Härtel dokumentiert. Es konnten aber nie mehr Jungvögel festgestellt werden.

„Das liegt vermutlich an einem zu großen Prädatorendruck, also zu vielen Beutetieren wie Fuchs und Dachs. Das könnte sich auf den Beweidungsflächen ändern, da hier zumindest ein Schutz vor den am Boden lebenden Nesträubern besteht“, erläutert Leujeune-Härtel.