Die Biotopverbundbotschafter des Landes Baden-Württemberg trafen sich für zwei Tage im Landkreis Konstanz. Austausch und Informationen standen am ersten Tag im Singener Rathaus auf dem Programm. Danach ging es in unterschiedliche Biotope im Landkreis Konstanz. Wie wichtig der Biotopverbund ist, zeigte der Besuch von Staatssekretär Andre Baumann. Dieser bedankte sich bei den Biotopverbundbotschaftern für ihre Arbeit und lobte die jungen Menschen für ihre Kreativität. Er hoffe, dass sie dem Land noch lange erhalten bleiben.

Anlaufpunkte der Exkursion befanden sich in Heudorf. So wurde auch Hof Steinegg von Florian Riegel und seiner Familie besichtigt. Seine Liebe zu Tieren führte ihn zu alten Nutztierrassen, extensiver Landwirtschaft und Landschaftspflege durch Beweidung. Seit sechs Jahren hat er mit der Krätlesmühle eine Heimat für Menschen und Tiere.

Am zweiten Tag ihrer Vernetzungstreffens mussten die Biotopverbundbotschafter gut zu Fuß sein, denn es galt vor Ort viele Maßnahmen zur ...
Am zweiten Tag ihrer Vernetzungstreffens mussten die Biotopverbundbotschafter gut zu Fuß sein, denn es galt vor Ort viele Maßnahmen zur Schaffung von Offenland zu besichtigen. | Bild: Susanne Schön

Warum ein Landwirt Wasserbüffel hat

Der Geschäftsführer des Landschaftserhaltungsvereins im Landkreis Konstanz (LEVKN), Tilo Herbster, und dessen Biotopverbundmanager Sven Gebhart betonten mit Blick auf Florian Riegel und Landwirt Richard Auer: „Es ist ein absoluter Glücksfall, Landwirte als Partner zu haben, die sich der Landschaftspflege verschrieben haben.“ Denn als es um die Bewirtschaftung der durch den Biber geschaffenen Feuchtgebiete im Heudorfer Ried ging, kaufte Florian Riegel spontan Wasserbüffel. Sieben dieser Tiere sorgen nun dafür, dass die Flächen offen bleiben. Offene Landschaften sind solche, die weder bewaldet, noch bebaut sind.

Zudem halten seine Schafe und Ziegen viele Flächen im Landkreis offen. Einen interessanten Konflikt schafft der Bibersee im Heudorfer Ried, denn die entstandene Gewässerlandschaft bietet zwar rund 35 neuen Tier- und Pflanzenarten wie dem Kiebiz eine Heimat, doch widerspricht sie dem Ziel nach der Schaffung von Offenland.

Sven Gebhart, der Biotopverbundmanager des Landschaftserhaltungsverein des Landkreis Konstanz, moderierte den Exkursionstag des ...
Sven Gebhart, der Biotopverbundmanager des Landschaftserhaltungsverein des Landkreis Konstanz, moderierte den Exkursionstag des Vernetzungstreffens der Biotopverbundbotschafter. | Bild: Susanne Schön

Umschwenken auf biologische Landwirtschaft

Einen Landschaftspfleger der anderen Art lernten die Exkursionsteilnehmer in Landwirt Richard Auer kennen. Vom ursprünglich sehr konventionelle geprägten Denken hat er auf biologische Landwirtschaft umgeschwenkt. Eine schwere Erkrankung brachte ihn zum Umdenken. Er sei immer wieder überrascht, wie die Pflanzen sich ohne große Eingriffe verhielten und wie ursprüngliche Wiesen zur Tiergesundheit beitragen würden.

Auer ist heute überzeugt: „Man muss auch mal was ausprobieren und das mehrfach. Wir denken mit dem Kopf, stehen aber mit den Füßen auf der Erde.“ Richard Auer ist bereit, auf seinen Flächen vieles umzusetzen, teils mit erstaunlichen Ergebnissen. So nistet die Feldlerche nicht etwa in seinem Lichtacker, sondern in einem nahegelegenen, bewachsenen Hang unterhalb eines Dachsbaus.

Landwirt Richard Auer hat gut lachen. Ihm und den von ihm bewirtschafteten Flächen geht es viel besser, seit er unkonventionelle Wege geht.
Landwirt Richard Auer hat gut lachen. Ihm und den von ihm bewirtschafteten Flächen geht es viel besser, seit er unkonventionelle Wege geht. | Bild: Susanne Schön

Der Lichtacker heißt übrigens so, weil die Reihen weiter auseinander stehen. Das lädt nicht nur Wildtiere zum Verweilen ein, sondern sorgt auch dafür, dass der Boden bei der Bearbeitung weniger verdichtet wird. „Schauen Sie sich dieses Wurzelwerk an“, lud Auer die Exkursionsteilnehmer ein.

Er erläuterte, wie wichtig der Boden für die Gesundheit der Pflanzen sei und dass man durch Düngen und Pestizideinsatz oftmals weder Pflanzen noch Boden gut tue. Gut tue dagegen das Heu seiner Biowiesen den Tieren, die hier nicht nur Eiweiß in Form von Klee fänden, sondern auch eine Apotheke in Form von Wiesenkräutern. Auer sieht hier aufgrund seiner Erfahrungen auch die Förderung robuster alter Sorten angeraten, denn diese kämen oft besser mit Klimaveränderungen klar.

Fruchtbare Gespräche unter den Teilnehmern

Die Exkursion hatte noch viele weitere Etappen. Die Teilnehmer, zu denen auch Katharina Schumann, Naturschutzreferentin im Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft in Baden-Württemberg, gehörte, freuten sich, dass überall die Bewirtschafter mit dabei waren und es so zu einem fruchtbaren Dialog kam. Zudem konnten sie erleben, wie ihre Planungen in der Realität ankommen.

Sven Gebhart (Dritter von rechts) ist Biotopverbundmanager des Landkreis Konstanz. Er schilderte detailliert die Maßnahmen, die es bei ...
Sven Gebhart (Dritter von rechts) ist Biotopverbundmanager des Landkreis Konstanz. Er schilderte detailliert die Maßnahmen, die es bei der Exkursion zu besichtigen gab. Landwirt Richard Auer (rechts) zeigte, wie positiv sich eine weniger intensive Landwirtschaft auf die Pflanzen auswirkt und zudem noch die Biodiversität fördert. | Bild: Susanne Schön

Besichtigt wurden in Stockach in der „Oberen Ösch“ Saumstreifen am Waldrand, kleinteilige Beweidung und Mahd, sowie bei „Unterstaig/Schneid“, „Eichenhalde“, „Muckenbühl“ und „Johanniterstraße“ Auflichtungen, verschiedenste Beweidungsflächen und die Pflege von Kleingewässern. Bei Hof Steinegg ging es um Madhflächen auf Acker- und Grünland, Lichtacker sowie Beweidung in Hangwäldern. Dazu kam noch die Wasserbüffelbeweidung im Heudorfer Ried. Hier sollen ab kommenden Jahr Extensivmahd und Saumstreifen entlang des Gewässers hinzukommen.

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Das jährliche Vernetzungstreffen der Biotopverbundbotschafter des Landes wurde vom Umweltministerium organisiert. Es fand zum ersten Mal zweitägig und nicht virtuell statt. Seit 2020 gibt es pro Landkreis mindestens einen hauptamtlichen Biotopverbundbotschafter. Diese übernehmen die übergeordnete Steuerung für landesweit einheitliche Vorgehensweise. In Baden-Württemberg liegt der Schwerpunkt auf dem Erhalt und der Schaffung von Offenland. Die Biotopverbundbotschafter sind meist in Landschaftserhaltungsverbänden tätig.