Viel wird über die Digitalisierung an Schulen gesprochen – doch was haben Schüler und Lehrer eigentlich davon, wenn die Schulen bis in den hintersten Winkel verdrahtet werden? Einiges, wie man in der Eigeltinger Gemeinschaftsschule sehen kann. Anja Auer, die Biologie, Chemie, Physik und evangelische Religion unterrichtet, gibt ein paar Beispiele aus der Praxis.
So könne sie mit Augmented Reality, bei der virtuelle Elemente in eine Kameraaufnahme der Wirklichkeit eingefügt werden, das Nervensystem oder das Knochengerüst auf einen echten Schüler projizieren. Oder Schüler können mit Wärmebildkameras, die an Tablet-Rechner angehängt werden, direkt den Wärmeverlust am Schulgebäude sichtbar machen. All diese digitalen Inhalte können auch nahtlos an die Leinwand im Klassenzimmer geworfen werden.

Der Datenaustausch funktioniert über eine Schulcloud, die lokal auf einem eigenen Server läuft. Darauf war auch ein selbst umgesetzter Schulgottesdienst abgespeichert, den die Schüler individuell abrufen konnten, als Gottesdienste wegen der Corona-Pandemie nicht möglich waren, erzählt Anja Auer. Der Vorteil der eigenen Cloud-Lösung: Man sei von kommerziellen Anbietern unabhängig, weil man eine Open-Source-Lösung nutze, so Schulleiter Michael Wernersbach.
Schon vor fünf Jahren begann die Schule, mit einer Daten-Cloud zu arbeiten
Schon im Jahr 2015 habe man mit der Cloud begonnen, sagt der Schulleiter. Die Schule hat sich also schon auf den Weg der Digitalisierung gemacht, als vom Digitalpakt Schule noch lange nicht die Rede war. Vor drei Jahren habe man die WLAN-Abdeckung in den Klassenzimmern mit viel Eigenleistung mit dem Hausmeister und einem Systemadministrator umgesetzt, erklärt Wernersbach. Durch das Glasfasernetz der Gemeinde sei nun auch die Internet-Verbindung besser, die jetzige Lösung erst möglich.
Doch was leicht gesagt ist, hängt auch von persönlichem Engagement ab. Diesen Stand habe man nur erreicht, weil sich Lehrer auch in den Ferien ins Projekt Digitalisierung reingehängt hätten und weil es der Schulleiter vorantreibe, sagt Achim Faulhaber. Der Informatiker unterrichtet seit einigen Jahren das Fach IMP – die Abkürzung steht für Informatik-Mathematik-Physik – und ist an der Schule Systemadministrator.

Die Eigeltinger Schule ist eine von wenigen Schulen, die das Fach IMP anbieten. Darin lernen die Schüler zum Beispiel, eine Drohne so zu programmieren, dass sie selbsttätig durch einen Parcours fliegen kann, erzählt Peter Binefeld, der in die neunte Klasse geht. Und Schülerin Cristina Sielaff führt noch etwas vor. Die Schüler haben eine Drohe so programmiert, dass sie automatisch die richtige Position findet, um ein Foto von einem Menschen zu machen. Die Programme stellen die Schüler aus vorgefertigten Bausteinen zusammen oder schreiben sie komplett selbst.
In IMP lernen die Schüler auch, Roboter so zu programmieren, dass sie autonom einer Linie folgen können. Lehrer Faulhaber sagt dazu: „Das ist im Prinzip wie ein autonom fahrendes Auto.“ Und Schüler Fabian Bach zeigt einen Roboter, der erkennen kann, wenn ein Mensch ein V mit den Armen formt. Die Form beschreibt der Roboter dann automatisch auf dem Schulhof.
Im Fach Naturwissenschaft und Technik stehen die Sensoren im Mittelpunkt
Auch im Fach Naturwissenschaft und Technik (NWT) haben schon lange Roboter Einzug gehalten. Dabei gehe es allerdings eher um Sensoren als ums Programmieren, erklärt Lehrer Harald Troll. Schüler Dominik Wolf zeigt einen Lego-Roboter, dem er beigebracht hat, nur einen roten Tischtennisball wegzukicken. Der blaue Ball bleibt bei der Vorführung liegen. Und Elias Pfaff zeigt eine Anwendung, die er am Modell vorführt. Ein programmierbarer Speicherbaustein samt Fotozelle sorgt dafür, dass sich bei Lichteinstrahlung automatisch ein Sonnenschutz schließt.

Und was halten die Schüler davon? „Es ist ein gutes Gefühl, etwas zu können, was viele nicht können“, sagt Peter Binefeld. Das Einzigartige betont auch Cristina Sielaff: „Mit Robotern zu arbeiten, ist eine Erfahrung, die nicht jeder machen kann.“ Fabian Bach hat schon in früheren Schuljahren erste Programme gemacht und wollte mehr Hintergrund kennenlernen. Dominik Wolf sagt, ihm mache es Spaß, etwas über die Sensoren zu lernen. Und Elias Pfaff sagt: „Man kann gute Programme schreiben, wenn man sich auskennt.“ Und weil an der Schule zahlreiche digitale Endgeräte zur Verfügung stehen, sei der Fernunterricht im Frühjahr auch ziemlich reibungslos über die Bühne gegangen, da sind sich Schüler und Lehrer einig.