Zum 150-jährigen Bestehen der Narrenzunft Engen verwandelt sich die Stadt am Wochenende vom 24. bis 26. Januar in das Zentrum der schwäbisch-alemannischen Fasnacht. Erwartet werden rund 13.000 Besucher – mehr Menschen, als sonst in der 11.000-Einwohner-Stadt leben.
Besenwirtschaften als Herzstück des Narrentreffens
Um so viele Narren satt zu bekommen, bedarf es jeder Menge helfende Hände. Die Narrenzunft alleine könnte dies allerdings gar nicht stemmen, wie der Engener Narrenpräsident Sigmar Hägele im Gespräch mit dem SÜDKURIER betont. „Die Stadt Engen verfügt nicht über ein allzu großes kulinarisches Angebot. Deshalb müssen Besenwirtschaften die Versorgung der Narren und Besucher stemmen“, so Hägele.
Wie wichtig das Narrentreffen den Narren in und um Engen ist, wird alleine an der schieren Anzahl an Besenwirtschaften deutlich. Als die Engener Narrenzunft den Handzettel zum Narrentreffen gedruckt hatte, waren noch 24 Besenwirtschaften darauf abgebildet. Mittlerweile sei deren Anzahl auf über 30 angewachsen, berichtet Hägele. In der ganzen Innenstadt verteilt werden die Besenwirtschaften betrieben. „Die größten Besenwirtschaften werden sich am Viehmarktplatz, im alten Stadtgarten, beim Kriegerdenkmal und im Pfarrgarten befinden“, so der Narrenpräsident weiter.
Von Fleischkäs-Variationen bis zu afghanischen Bolani
Bewirtschaftet werden die Stände von Narrenvereinen, lokalen Initiativen und Privatpersonen. „Besonderen Wert legt die Narrenzunft auf ein einheitliches Gastrokonzept. Die Preise für Getränke wurden zentral festgelegt, um Konkurrenz zwischen den Ständen zu vermeiden“, so Hägele. Bei den Speisen hingegen wird Vielfalt großgeschrieben: Von regionalen Klassikern bis hin zu internationalen Gerichten ist alles dabei.

Hinter dem Betrieb einer Besenwirtschaft steckt aber jede Menge Arbeit. Eine Besenwirtschaft der etwas anderen Art bietet „Die Hölle“ der Narrenzunft Engen, die von den Hansele organisiert wird. Denn der Schauplatz ist die Tiefgarage am Stadtpark. „Durch viel Zuspruch und Unterstützung von unserem Narrenrat haben wir uns dazu entschlossen, an unserem eigenen Narrentreffen auch eine Besenwirtschaft zu betreiben“, erzählt Tim Heuser, einer der fünf Hauptorganisatoren.
Es sei ein sehr hoher Zeitaufwand – die Planung und Vorbereitung laufe schon über ein Jahr. Vor allem die Suche nach einem Motto habe lange gedauert. „Wir wollten unsere Häsfarben Schwarz und Rot in den Vordergrund stellen. So ergab sich das Motto Hölle, das ohnehin zum Ambiente passt“, sagt der Organisator. Die Tiefgarage solle ausgefallen in den Häsfarben geschmückt werden.
Natürlich bedarf es auch hier einiger Helfer: Ganze 852 Arbeitsstunden sind für dieses Wochenende vorgesehen, wie Tim Heuser berichtet. Diese würden von insgesamt 51 Helfern geleistet werden, die zum Teil mehrere Schichten übernehmen. Die Arbeitspläne seien überraschenderweise schnell voll gewesen. „Man merkt, dass die Leute Lust auf dieses Narrentreffen haben“, so Heuser. Einige der Helfer seien nicht einmal Teil der Zunft. Das freue die Hansele umso mehr. Dem Organisator zufolge wird es pro Tag drei Schichten geben. Samstags wird jede Schicht mit 15 Personen belegt, sonntags mit jeweils zehn. „Nur so können wir 12 Stunden pro Tag stemmen“, ist Heuser klar.
Für Speisen braucht es mehr Helfer
„Die Hölle“ beschränkt sich auf eine Bar, Speisen werden nicht angeboten. „Dafür hätten wir noch mehr Personal benötigt, auch der Aufwand wäre für die Größe unsere Besenwirtschaft zu hoch gewesen“, erklärt Heuser. Wie gut die Besenwirtschaft letzten Endes ankommt, hänge von verschiedenen Faktoren wie Wetter, Besucherzahl und allgemeiner Stimmung ab. Aber die Hansele sind zuversichtlich, wie Heuser betont.
Ein Weiterer, der beim Narrentreffen hilft, ist Michael Nachtigall vom Engener Guggenmusik Verein Schätterä Dätscher. Er und seine Mitstreiter sind für die Besenwirtschaft „Freiheit 25“ verantwortlich. Es ist nicht das erste Mal, dass er mit seinem Verein eine Besenwirtschaft betreibt. Sowohl auf Weihnachtsmärkten als auch beim Altstadtfest haben sie bereits Erfahrung gesammelt. Es sei jedoch das erste Mal, dass sie bei einem Narrentreffen den Stand haben.
Ein halbes Jahr Arbeit für ein Wochenende
Dass für solch ein großes Jubiläumswochenende hingegen deutlich intensivere Vorbereitungen anstehen, beschreibt Nachtigall wie folgt: „Die Vorbereitungen laufen schon seit etwa eineinhalb Jahren. Jetzt befinden wir uns in der heißen Endphase.“ Die Besenwirtschaft soll vor der Stadtapotheke im Laufe des Freitags vor dem Narrenwochenende aufgebaut werden und sich dekorativ an Hamburgs Stadtteil St. Pauli orientieren. Auf der Speisekarte stehen verschiedene Fleischkäse-Variationen – ganz so, wie es Narren wollen. Bis zu 15 Vereinsmitglieder werden täglich im Einsatz sein.

Nur ein paar Meter weiter befindet sich die Besenwirtschaft Fastnacht International, die vom Verein Unser buntes Engen organisiert wird. Diese soll am Samstagmorgen aufgebaut werden und sich vor und in den Vereinsräumlichkeiten in der Altstadt befinden. Laut Vereinsvorsitzenden Ajmal Farman dreht sich alles um kulturellen Austausch und internationale Gerichte: „Am Sonntag können die Besucher beispielsweise bei einer Zubereitung von Bolani, einer Spezialität aus Afghanistan, zusehen.“
Dabei werden über 40 Vereinsmitglieder verteilt an beiden Tagen im Einsatz sein. „Wir sind schon erfahren, was Stände auf Festen oder dem Weihnachtsmarkt geht. Solch ein Narrentreffen ist für uns auch etwas Neues – wir waren aber sofort dabei“, betont Farman. Die Organisation läuft hier auch schon seit mehreren Wochen, damit selbst die Dekoration der Besenwirtschaft das internationale Konzept widerspiegelt: Neben Flaggen verschiedener Länder werden Bilder und Geschichten von Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen in den Vereinsräumlichkeiten zu sehen sein. „Unsere Besenwirtschaft soll Begegnungen schaffen und die kulturelle Vielfalt unserer Stadt zeigen“, betont Ajmal Farman.
Was alle eint, bringt Nachtigall auf den Punkt: „Wir erwarten viel Spaß und natürlich auch einen guten Umsatz.“